Mit Beginn der dunklen Jahreszeit in Herbst und Winter steigt die Zahl der Einbrüche. Diebe haben den Kreis Segeberg besonders im Visier.
Kreis Segeberg. Die Polizei rechnet damit, dass die Zahl der Einbrüche in den nächsten Wochen zunehmen wird. "Die dunkle Jahreszeit bringt meist noch mal eine zweite Einbruchswelle", sagt Silke Westphal, Sprecherin der Polizeidirektion Segeberg. Während im Sommer das fehlende Auto vor der Tür verrät, dass die Hausbesitzer verreist sind, ist während der dunklen Jahreszeit das Licht im Haus das Indiz, ob jemand zu Hause ist. Gleichzeitig verschafft die frühe Dunkelheit Einbrechern Schutz, wenn sie durch Türen und Fenster, die ihnen nicht ausreichend Widerstand bieten, in Wohnungen und Häuser einsteigen. Und: Viele Menschen kaufen schon die ersten Weihnachtsgeschenke, das verspricht zusätzliche Beute.
Ein Drittel der Taten passieren im Randgebiet von Hamburg
Die meisten Einbrecher in Schleswig-Holstein werden im Hamburger Rand aktiv. Das spiegelt sich in der Kriminalstatistik wider: Die drei Landkreise, die sich im Norden, Westen und Osten an die Metropole anschließen, weisen hohe Einbruchszahlen auf. Mit 644 Fällen im Vorjahr rangiert der Kreis Segeberg hinter den Nachbarkreisen Stormarn und Pinneberg im Umland auf Rang drei. Umgerechnet auf 100.000 Einwohner bedeutet das 247 Straftaten, in Hamburg waren es 363. Spitzenreiter bundesweit ist Bremerhaven mit 576 Delikten pro 100.000 Einwohner. Insgesamt gelten die Hamburger Randkreise als Hochburg für Einbrecher. Ein Drittel der Taten passieren im Randgebiet von Hamburg.
Erfreulich aus Sicht der Polizei ist, dass die Einbruchsdelikte im Vergleich zu 2010 zurückgegangen sind. Da verzeichnete die Segeberger Polizei 712 Einbrüche. "Nach dem jetzigen Stand ist es wahrscheinlich, dass die Zahl wieder steigt. Bis Mitte dieses Jahres haben die Kollegen schon 471 Fälle aufgenommen", sagt die Polizeisprecherin.
"Dass das Hamburger Umland bei Einbrechern so beliebt ist, liegt vor allem an der guten Infrastruktur, an den gut ausgebauten Autobahnen und Bahnstrecken", sagt Heike Bredfeldt-Lüth vom Landeskriminalamt (LKA) in Kiel. Für die Einbrecher sei es naturgemäß wichtig, nicht gefasst zu werden. Schnell hin zum Tatort, so kurz wie möglich im Objekt bleiben und schnell weg - so laute das Motto der Täter. Das funktioniere aber nur, wenn sie schnell öffentliche Verkehrsmittel erreichen können. Ein Drittel aller Einbrüche in Schleswig-Holstein ereignen sich laut Statistik der Behörde am Stadtrand von Hamburg.
Norderstedt haben die Einbrecher im vorigen Jahr offensichtlich links liegen lassen. Im Vergleich zum Jahr 2010 hat sich die Zahl der Einrüche mehr als halbiert. Vor zwei Jahren registrierte die örtliche Polizei noch 435 Wohnungs- und Hauseinbrüche, im vergangenen Jahr waren es nur noch 203. Wie ist dieser drastische Rückgang zu erklären? "Zum einen war die Zahl von 2010 eindeutig zu hoch. Sie lag klar über dem Durchschnitt", sagte Dieter Aulich, Leiter des Polizeireviers Norderstedt. Zum anderen hätten es die Beamten im Hamburger Rad häufig mit äußerst mobilen Tätergruppen zu tun, die zwischen dem nördlichen Niedersachsen, Hamburg und dem südlichen Schleswig-Holstein pendelten. "Und wenn sie irgendwo stark in den Fokus der Polizei geraten, weichen sie in andere Regionen aus", sagt Aulich, der Norderstedt aber insgesamt nicht zu den Einbruchschwerpunkten zählt.
Genau umgekehrt haben sich die Einbruchsdelikte in Kaltenkirchen entwickelt. Für das Jahr 2010 zeigt die Statistik 25 Einbrüche, im Vorjahr hatte sich die Zahl auf 48 fast verdoppelt. In Bad Segeberg wiederum gab es, so Polizeisprecherin Silke Westphal, im Vorjahr 31 Einbrüche, 2010 waren es 24. "Das zeigt, wie problematisch es ist, ausschließlich die nackten Zahlen zu betrachten", sagt Westphal. Wenn die Beamten beispielsweise einen Drogenabhängigen festnehmen, der gleich für eine Serie von Einbrüchen verantwortlich zeichnet, könne das gerade in kleineren Orten erhebliche Auswirkungen auf die Statistik haben - und auf die Aufklärungsquote.
Nur 7,6 Prozent der Taten wurden im vorigen Jahr aufgeklärt
Die sank von 9,1 Prozent im Jahr 2010 auf 7,6 Prozent im vergangenen Jahr. Damit ist der Kreis Segeberg gemeinsam mit dem Kreis Stormarn (ebenfalls 7,6 Prozent) Schlusslicht in Schleswig-Holstein. Am erfolgreichsten haben die Ermittler im Kreis Ostholstein gearbeitet und gut ein Viertel der Delikte aufgeklärt. Landesweit lag die Aufklärungsquote bei 12,6 Prozent.
"Da, wo sich Einbrüche häufen, verstärken wir die Präsenz", sagt Silke Westphal. Wichtiger Faktor im Kampf gegen Einbrecher sei auch die Prävention. Wer sein Hab und Gut ausreichend sichere, schiebe Einbrechern im Wortsinn einen Riegel vor. Was dabei zu beachten ist, können Mieter und Hausbesitzer in jeder Polizeidienststelle erfahren. Immer wieder gehen die Beamten aber selbst auf die Bürger zu. Der nächste Termin für eine umfassende Information ist Mittwoch, 24. Oktober. Stefan Scholz von der Polizeidirektion Bad Segeberg wird ab 19.30 Uhr im Bürgersaal des Segeberger Rathauses den Besuchern erklären, wie sie sich vor Einbrüchen schützen können. Der Eintritt ist frei.