Bei Schuleingangstests nimmt die Zahl der Kinder mit Sehstörungen und Sprachschwierigkeiten gegenüber den letzten Jahren zu.

Kreis Segeberg. Viele Kinder, die in diesem Jahr zur Schule gekommen sind, sehen und hören schlecht. Diese überraschende Feststellung haben die Amtsärzte des Kreises Segeberg bei den Schuleingangsuntersuchungen gemacht. Für manche Eltern ist dieser Untersuchungsbefund überraschend: Viele haben von diesen Handicaps ihrer Kinder nichts geahnt. Auffällig auch: Die Zahl der Kinder mit Sprachschwierigkeiten und geringem Wortschatz nimmt gegenüber den vergangenen Jahren zu.

Bei 38,6 Prozent der Kinder stellten die Ärzte Sehstörungen fest, die meisten von ihnen trugen zum Zeitpunkt der Schuleingangsuntersuchungen bereits Brillen. Aber längst nicht alle: "8,3 Prozent der Kinder waren sogar soweit sehbeeinträchtigt, dass sie ein Tafelbild vermutlich nicht hätten erkennen können", sagt Dr. Sylvia Hakimpour-Zern, Leiterin des Fachdienstes Gesundheit in Bad Segeberg.

Viele Eltern bemerken die Sehschwäche ihrer Kinder nicht

Viele dieser Kinder waren vorher noch nie bei einem Augenarzt, weil ihre Sehschwäche von den Eltern bislang nicht bemerkt wurde. Sie erhielten von den Amtsärzten eine Überweisung zum Facharzt. "Die Eltern bekommen darüber hinaus einen Zettel mit, an dem ein Abschnitt vom Arzt ausgefüllt und an das Gesundheitsamt zurückgeschickt werden kann. Dieser Rücklauf ist natürlich freiwillig, wird aber von vielen Ärzten praktiziert", so die Ärztin.

Auch die Zahl der Kinder mit Hörstörungen fiel der Amtsärztin auf. 4,2 Prozent der Kinder wurden an Fachärzte überwiesen, 7,2 Prozent waren bereits in Behandlung. Woran das liegt, kann Sylvia Hakimpour-Zern nicht sagen, sie weiß aber, dass es sich hier noch nicht um eine "Disco-Schwerhörigkeit" handelt oder zu häufiges Benutzen von Kopfhörern und "Ohrstöpseln" dafür verantwortlich ist. "Dafür sind die Kinder noch zu jung, derartige Schäden treten eher bei Kindern von der achten Klasse an auf." Das hätten Untersuchungen von Schülern in diesem Alter ergeben.

Vier Prozent der untersuchten Kinder sind schwer übergewichtig

Die Ärzte des Gesundheitsamtes in Bad Segeberg untersuchten 2401 Kinder aus dem Kreis Segeberg vor der Einschulung. Vier Prozent der dieses Jahr untersuchten Kinder waren stark übergewichtig, was einer Steigerung um 0,3 Prozent im Vergleich zu 2011 entspricht. Der Durchschnitt des Body-Mass-Indexes stieg von 15,3 auf 15,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr leicht an. Ein unauffälliges Ergebnis. "Damit liegen die Kinder im Kreis Segeberg aber absolut im Durchschnitt", sagt Dr. Hakimpour- Zern. "In diesem Alter ist das noch normal. Da muss man sich noch keine Gedanken machen." Bereits im Jahr 2006 waren 3,9 Prozent schwer übergewichtig (adipös) und sogar 4,5 Prozent übergewichtig. Ist ein Kind extrem übergewichtig, weisen die Ärzte die Eltern darauf hin, dass sich ihr Kind mehr bewegen muss. "Daran mangelt es vielen Kinder heute", sagt die Ärztin.

Die Zahl der Kinder mit Förderbedarf stieg von 2011 auf 2012 von 3,3 Prozent auf 6,8 Prozent an. Hoher Förderbedarf bestand aber nur noch bei 4,6 Prozent statt 5,3 Prozent.

1,8 Prozent der "Kann-Kinder" - Kinder, die zwischen dem 1. Juli und dem 31. Dezember des Einschulungsjahres sechs Jahre alt werden und auf Antrag eingeschult werden können - wurden als noch nicht schulfähig abgelehnt. Im vergangenen Jahr waren es nur 1,6 Prozent.

Verschlechtert hat sich die Sprachfähigkeit. 38,3 Prozent der untersuchten Kinder sprechen sehr gut. Vergangenes Jahr war das noch bei 66,4 Prozent der Fall. In diesem Jahr fielen 43 Prozent der Kinder in die Kategorie "leichte Fehler". 12,2 Prozent der untersuchten Kinder machten erhebliche Fehler, zwei Prozent benötigen eine Sprachförderung, weil der Wortschatz minimal ist. Die Sprachfähigkeit wird schlechter, das ist auffällig, aber einen Trend kann die Amtsärztin davon noch nicht ableiten. Dazu müssten die Ergebnisse mehrerer Jahre verglichen werden.

Die Vorsorge-Untersuchungen werden sehr gut angenommen

Über die Jahre zeichnet sich außerdem eine Entwicklung ab, die der Leiterin des Fachdienstes Gesundheit gefällt: "Die Zahl derjenigen, bei denen die Vorsorge-Untersuchungen komplett sind, ist deutlich gestiegen", sagt die Ärztin. Bei 88,79 Prozent der Kinder waren die U 1- bis U 9-Untersuchung vollständig. Im Jahr zuvor waren es 85,49 Prozent, 2006 nur 76,7 Prozent.

"Grund hierfür sind die Briefe mit Einladungen und entsprechenden Hinweisen des Gesundheitsamtes. Auf diese Weise werden alle Eltern mehrfach an die Untersuchungen erinnert. Aufgrund der wiederholten Erinnerung fühlen sich viele Eltern genötigt, die Kinder zu den Vorsorge-Untersuchungen zu bringen", sagt Dr. Hakimpour-Zern. "Früher kam es so gut wie nie vor, dass ein Kind bei der Einschulung alle bis dahin erforderlichen Vorsorgeuntersuchungen durchlaufen hatte."