Feuerwerk satt: Tausende Besucher kamen zu den Pyro-Games in den Stadtpark. Teams aus ganz Deutschland kämpften um's beste Spektakel.

Norderstedt. Sonnabend, 12 Uhr. Benjamin Hoop kniet im nassen Gras und zieht eine Plastikhaube über eine Batterie von Feuerwerkskörpern. Es nieselt schon den ganzen Vormittag immer wieder, aber die Raketen, die spät am Abend in den Himmel geschossen werden sollen, dürfen auf keinen Fall nass werden. Der 29 Jahre alte Pyrotechniker aus Quickborn ist eigentlich Groß- und Außenhandelskaufmann, hat sich aber darauf spezialisiert, in seiner Freizeit anderen Menschen mit seinen Feuerwerken eine Freude zu machen.

In diesem Metier ist er perfekt: Bei den Pyro-Games 2012 im Norderstedter Stadtpark setzt er sich gegen drei andere Feuerwerksprofis durch: Seine Himmelsschau finden die Besucher am besten. Per Handy-Voting setzen sie Hoops Hanse-Pyro-Show auf den ersten Platz.

Wie viele Besucher die Pyro-Games angelockt haben, geben die Veranstalter Classic Production Concept aus Magdeburg erste heute bekannt. Aber es waren gewiss 10.000 Menschen, die am Sonnabend den Stadtpark bevölkerten und eine Show genossen, die es in Norderstedt in dieser Form noch nicht gegeben hat. Nicht alle zahlten Eintritt, denn das Himmelsschauspiel war natürlich auch außerhalb des abgegrenzten Bereiches hinter dem Arriba-Strandbad gut zu beobachten.

Als die Feuerwerkskörper von Benjamin Hoop und seinem Team, zu dem auch Vater Wilhelm, 55, im Hauptberuf Techniker, gehört, gegen 22.45 Uhr den Himmel über den Stadtpark erhellten, war die eigentliche Arbeit schon seit vielen Stunden getan. Schon im Dezember hatte der Quickborner mit der Choreographie des Feuerwerks begonnen. Zur Musik von Leona Lewis und Darude wurde in sechs Wochen ein Feuerwerk komponiert, das die Massen fasziniert. Taktgenau explodieren zwei Tonnen Feuerwerkskörper am Himmel. Alles ist sekundengenau programmiert, alles wird über den Computer gesteuert. Wer ein solches Feuerwerk für eine private Feier haben möchte, muss gut und gerne 15.000 Euro auf den Tisch legen.

Vater und Sohn Hoop waren zusammen mit drei Helfern, ausgebildete Pyrotechniker, die auf 400-Euro-Basis arbeiten, am Sonnabend bereits um 8 Uhr auf dem Veranstaltungsgelände, um die Feuerwerkskörper zu platzieren, gegen 17 Uhr war die Arbeit getan. Ein harter Job, zumal am Abend vorher in Quickborn noch ein Privatfeuerwerk organisiert werden musste. Das Team Hanse-Pyro-Show war auch verantwortlich für das Barock-Feuerwerk, mit dem die fulminante Show im Stadtpark gegen 21.30 Uhr begann.

Die ausgewählten Pyro-Designer kämpften mit ihren speziell für diesen Abend kreierten Pyro-Musicals um den Pokal des Feuerwerks-Champion. Dabei zählt Originalität gleichermaßen wie Kreativität. In elf deutschen Städten machen die Pyro-Games im Laufe dieses Jahres Station, in jedem Ort wird ein Sieger gekürt. 50.000 Effekte mit zwei Tonnen Feuerwerkskörper an den Nachthimmel gezaubert - das hat die Massen fasziniert.

Das Quickborner Team errang in Norderstedt den dritten Sieg, gegen Konkurrenten, die alle schon länger im internationalen Feuerwerksgeschäft tätig sind. Am 3. Oktober wird in Dresden der Gesamtsieger gekürt. Die vier teilnehmenden Teams werden vom Veranstalter Classic Production Concept bezahlt, die Feuerwerkskörper stellt Panda-Fireworks, einer der weltgrößten Produzenten von Feuerwerkskörpern zur Verfügung.

Die Pyro-Show in Norderstedt spielte sich nicht nur am Himmel ab. Auf der Bühne sorgten die Jungs von Stomping Feet für Rhythmus, in dem sie auf alles trommelten, was sich so bietet. Mit Synthie- und Future-Pop brachte die Zwei-Mann-Band Channel East die Masse zum Brodeln. Dazu gab es eine Laser-Show vom Multimediakünstler Jürgen Matkowitz, der sich mit seiner Feuerwerk-Choreographie ebenfalls an den Pyro-Games beteiligte. Mit vier Siegen liegt er bisher an der Spitze der Feuerwerks-Spiele, die sich über ganz Deutschland erstrecken.

Den Zuschauern gefiel die Show im Stadtpark. "Besser als jedes Dom-Feuerwerk", sagte Nadine, die mit ihrem Freund Dennis aus Rahlstedt nach Norderstedt gekommen war, um sich das Himmelsspektaktel anzusehen.