Ob Fernsprech-, Erd- oder Starkstromkabel: In unserer Firmenserie stellen wir heute das Unternehmen “Friesland Kabel“ in Norderstedt vor.

Norderstedt. Alarm! Im Maschinenraum des Kreuzfahrtschiffes "MS Deutschland" ist ein Feuer ausgebrochen. Der 175 Meter lange Luxusliner, bekannt durch die ZDF-Serie "Das Traumschiff", liegt fest vertäut an der Pier des norwegischen Hafens Eidfjord. Alle Mann von Bord: 364 Urlauber, die meisten aus Deutschland, verlassen das Schiff. Es gibt keine Verletzten.

Dieser Zwischenfall passierte am 23. Mai 2010. Für das Unternehmen Friesland Kabel in Norderstedt wurde er zur ersten großen Bewährungsprobe in der jungen Firmengeschichte. Geschäftsführer Klaus Moorlampen, 54, erinnert sich: "Das Schiff sollte schnell wieder einsatzfähig sein. Wir haben rund um die Uhr gearbeitet und neue Kabel in Rekordzeit einsetzen lassen."

Szenenwechsel: Auf der Kieler HDW-Werft, die vor einem Jahr vom arabischen Konzern Abu Dhabi Mar übernommen wurde, wird gerade die größte Segelyacht der Welt gebaut. Bauherr ist der russische Oligarch Andri Melnitschenko. Der schenkt sich den 140 Meter langen und rund 100 Millionen Euro teuren Supersegler, der Mitte 2013 in See stechen soll, zu seinem 40. Geburtstag. Den Zuschlag für die Kabelausrüstung erhielt Friesland Kabel.

Es war ein weiter Weg auf der Erfolgsleiter für den Friesen Klaus Moorlampen. "Mit 50 Jahren wurde ich meinen Job als angestellter Geschäftsführer eines Handelsunternehmens los", sagt der Vertriebsfachmann aus Henstedt-Ulzburg. "Ich dachte zunächst: Du sitzt auf der Straße, du kriegst im Leben keinen Job mehr."

Klaus Moorlampen gab nicht auf. Er aktivierte sein weltweites Netzwerk, machte sich selbstständig und gründete vor fünf Jahren die Friesland Kabel GmbH. Dass ihm der finnische Kabelhersteller Helkama die Werksvertretung für Europa und Südamerika anbot, empfindet der Firmenchef heute noch als Glücksgriff.

Von nun an ging's bergauf, die Spezialaufträge häuften sich. Friesland Kabel stattete die "Luna", die 115 Meter lange Privatyacht des russischen Milliardärs Roman Abramowitsch mit 400 Kilometer Kabel aus - und auch dessen Superyacht, die bei Blohm und Voss in Hamburg gebaute "Eclipse", mit 163 Meter die längste Motoryacht der Welt, fährt mit Aluminiumleitungen der Friesland Kabel GmbH um die Welt.

Klaus Moorlampen, unermüdlich auf der Suche nach neuen geschäftlichen Verbindungen und regelmäßig auf Nautik-Messen im In- und Ausland präsent, landet einen Coup nach dem anderen. Sein Tipp: "Man darf sich auf Messen nicht hinsetzen, Broschüren und Flyer verteilen nach dem Motto: Ruft mal an, wenn ihr Lust habt." Sein Motto lautet: Ran an den Mann! So konnte er erstmals einen Auftrag der Meyer-Werft in Papenburg für einen riesigen Flüssiggastanker an Land ziehen.

Klaus Moorlampen, Vater eines zehnjährigen Sohnes und einer 26 Jahre alten Tochter, fliegt im Jahr zweimal um die Welt, um Kontakte zu knüpfen. Zu seinem Team gehören auch drei Mitarbeiterinnen, die die russische Sprache beherrschen. Eine von ihnen begleitet ihn demnächst nach Kasachstan. Tatiana Drukina war als Dolmetscherin dabei, als Moorlampen die Verträge über die Verkabelung des internationalen Flughafens in der usbekischen Hauptstadt Taschkent abschloss. Erdkabel, Fernsprechkabel, halogenfreie Starkstromkabel und besonders kälteresistente Kabel bis minus 60 Grad sind in dieser Gegend lebenswichtig.

"Auf hoher See werden an Kabel ebenfalls hohe Ansprüche gestellt", sagt Firmenchef Klaus Moorlampen. "Sie müssen nicht nur Wind und Wetter trotzen und besonders robust sein, sondern dürfen auch im Brandfall keine Gefahr darstellen." Er präsentiert, sagt er, innovative Leitungen für Offshore-Anwendungen, zum Beispiel für Bohrinseln, für spezielle Öltanker, aber auch für Offshore-Windkraftwerke.

Friesland Kabel liefert auch die Starkstrom- und Instrumentierungskabel für die Baustellen der 1224 Kilometer langen Ostsee-Pipeline von Nord-Stream, die Anfang 2013 fertig sein soll. Noch in diesem Jahr soll der erste Erdgas-Transport aus Russland ankommen. Bei Nord-Stream steht auch Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder in Lohn und Brot.

Am kommenden Wochenende ist Moorlampen bei der Messe "Husum Wind", Ende Oktober für eine Woche in Almati (Kasachstan). Dort will er Starkstromkabel und Glasfaserkabel verkaufen. Im Terminplan steht auch eine Dienstreise nach Rio de Janeiro. "In Brasilien herrscht Goldgräberstimmung, ich verspreche mir viel", sagt Klaus Moorlampen, und er verrät seine Strategie: "Ich fliege immer in Länder, in denen es schwierig ist, etwas zu verkaufen. Ich fliege nicht nach China - dort sind sie alle."