Die afghanischen Kinder litten an schweren Herzfehlern. Überlebens-Chancen waren in Afghanistan gleich Null. OP in Hamburg rettete sie.

Sie können wieder mühelos Luft holen. Sie können wieder laufen, lachen, Fahrrad fahren und Fußball spielen. Sieben Kinder aus Afghanistan sind jetzt in ihre Heimat zurückgekehrt. Gesund und munter, mit einem lachenden und einem weinenden Auge, mit Vorfreude auf die Familie in ihrer Heimat, mit Abschiedsschmerz von ihren Gasteltern in Norderstedt und Hamburg.

Ihre Überlebens-Chancen waren in Afghanistan gleich Null, denn alle Kinder litten unter schweren Herzfehlern. Tödlich, wenn sie nicht behandelt werden können. So wie in Afghanistan. Dort warten bereits Hunderte schwerkranker Kinder, dass sie ein Flieger ins rettende Hamburg bringt, zu den Ärzten, Schwestern, Gasteltern und Organisatoren der Aktion Herzbrücke der Hamburger Albertinen-Stiftung und der Herzzentren im Hamburger Albertinen-Krankenhaus und in der Universitätsklinik Eppendorf.

+++ Afghanische Kinder zur OP in Hamburg +++

Medizinischer Leiter und Initiator des Projekts Herzbrücke ist Professor Dr. Friedrich-Christian Rieß, Chairman des Albertinen-Herzzentrums und Chefarzt der Klinik für Herzchirurgie am Albertinen-Krankenhaus, dessen Stiftung von Professor Fokko ter Haseborg aus Norderstedt geleitet wird. "Die Kinder kommen blitzblau hier an, doch gleich nach der Operation haben sie eine gesunde, rosige Gesichtsfarbe, und das allein schon gibt uns die Kraft, ständig weiter zu machen, Organisatoren, Unterstützer und Sponsoren zu suchen", sagt Rieß.

Zurzeit organisiert er ein Konzert des berühmten Ensembles "Canadian Brass" am Montag, 15. Oktober, 19 Uhr, in der TriBühne am Norderstedter Rathaus, um die Operationen für die nächsten herzkranken afghanischen Kinder finanzieren zu können.

Die Herz-OP eines Kindes kostet zwischen 5000 und 20 000 Euro

"Wir operieren die Ärmsten der Armen, Kinder, die in ihrer Heimat dem Tod ausgeliefert wären, weil es dort kaum für Herz-OPs ausgebildete Ärzte gibt, von ausreichend ausgestatteten OP-Sälen und Kinderkrankenhäusern ganz zu schweigen", sagt Rieß, der auch Vorträge vor illustren Gremien hält, deren Mitglieder anschließend lukrative Schecks für die Herzbrücke ausstellen.

Die Herz-OP eines Kindes kostet zwischen 5000 und 20 000 Euro. Auf der Warteliste in Afghanistan stehen weit mehr als 100 Kinder.

Eine Brücke zwischen den Kulturen, Religionen und Nationen

Der Vater von sechs Kindern sieht das Hilfsprojekt auch als Brücke zwischen den Kulturen, Religionen und Nationen: "Wer von uns gerettet wurde, schießt nicht mehr auf uns." Daher versuchen die Gastfamilien, mit den Kindern und ihren Familien in Kontakt zu bleiben. Schwer seien indes die ersten Tage nach der Ankunft der durch ihre Krankheit und den Krieg traumatisierten Kinder. Nächtliche Albträume, völlig fremde Menschen, eine neue Umgebung irritieren die Kinder und Jugendlichen, die oft tagelang, meist liegend, aus Afghanistan anreisen, aus Kabul, Kandahak, Dschalabad und vom Hindukusch. Doch die Herzbrücke-Organisatoren sorgen in einer Art Notdienst dafür, dass vor allem in den ersten Nächten jemand für die Kinder da ist, der ihre Sprache spricht und sie beruhigen kann, beispielsweise Dr. Fame Khorrami und Mitglieder der Afghanischen Gemeinde Hamburg.

Viele Ärzte verzichten bei der Behandlung der Kinder auf ihr Honorar

Bevor die Kinder am Herzen operiert werden, müssen sie gründlich bis zu Augen, Ohren und Zähnen untersucht werden. "Viele Ärzte, darunter der Zahnarzt Dr. Ralph-Caspar Wetzel aus Norderstedt, verzichten bei der Behandlung der Kinder auf ihr Honorar, und Matthias Hergert von der Norderstedt-Apotheke spendet Medikamente", nennt Rieß dankbar einige Unterstützer. Viele Schulen und Kindergärten darunter die Willy-Brandt-Schule in Norderstedt, würden die Kinder, die nach der Operation zur Rehabilitation drei Monate in ihren Gastfamilien leben, aufnehmen und unterrichten.

"Vor allem die Mädchen, die in Afghanistan nicht zur Schule gehen, genießen den Unterricht, das Lesen- und Schreibenlernen, in vollen Zügen", sagt Annette Rieß, die viele Arzt- und sonstigen Termine für die Kinder organisiert. Wenn die Kinder zurückfliegen, haben sie in einem Schulranzen Unterrichtsmaterial im Gepäck und würden häufig auch nach ihrer Rückkehr mit Unterrichtsmaterial versorgt. "Darin sehen wir eine gewisse Nachhaltigkeit unserer Arbeit. Kinder, die bei uns waren, kennen unsere Kultur und unser Leben und achten uns", sagt das Ehepaar aus Norderstedt.

Spendenkonto Herzbrücke: Albertinen-Stiftung, Bank für Sozialwirtschaft, Konto: 1144, Bankleitzahl: 251 205 10.