Energie-Staatssekretärin informiert sich in Alveslohe über Windräder und Schwarzstorch. Die Gemeinde möchte drei Windräder aufstellen.

Alveslohe. "Es handelt sich um ein komplexes Problem, bei dem sich vermeintlich Naturschutz und Energiewende widersprechen." So fasste Ingrid Nestle ihren Besuch in Alveslohe zusammen. Was die schleswig-holsteinische Energie-Staatssekretärin eher theoretisch formuliert, sorgt zwischen der Gemeinde und den Vertretern von Pro Kaki in Kaltenkirchen für handfesten Streit. Die Gemeinde möchte auf der gut zwölf Hektar großen Fläche im Norden des Gemeindegebietes, die fast direkt an die Autobahn 7 grenzt, drei Windräder aufstellen.

"Der Kreis Segeberg hat das Areal nicht nur für geeignet erklärt, sondern uns sogar aufgefordert, hier Windkraft zu gewinnen", sagte Bürgermeister Peter Kroll. Sein Stellvertreter Gerhard Wiechmann ergänzte: "Wir sollten und wollen unseren Beitrag zur Energiewende leisten." Inzwischen habe sich der Gemeinderat für das Projekt ausgesprochen. Doch die Nachbarn leisten Widerstand: "Es handelt sich um eine Fläche, die herausragende Bedeutung für den Naturschutz handelt", sagte Reinhard Bundschuh von der Kaltenkirchener Bürgerinitiative Pro Kaki.

In einem mehrseitigen Papier stellen Bundschuh und seine Mitstreiter die Gegenargumente dar: Hier brüteten und jagten Roter Milan, Schwarzstorch und Seeadler. Zudem würden die Zugvögel durch Windkraftanlagen und andere technische Einrichtungen irritiert. "Die Fläche liegt in einer Senke der Krückau-Niederung, ist daher ungeeignet, um Windkraft zu gewinnen", sagte Bundschuh. Sein Mitstreiter Frank Günter sieht einen grundsätzlichen Widerspruch zwischen Naturschutz und technischen Anlagen, der sich nicht nur in Alveslohe offenbare.

"Gerade, wenn ich Windräder aufstelle, leiste ich viel für den Naturschutz", sagte der Alvesloher Ortsnaturschutzbeauftragte Wolfgang Schilling. Es mache doch keinen Sinn, jahrelang gegen die Atomkraft zu demonstrieren und nun die Chance, alternative Energien zu nutzen, verstreichen zu lassen. Die Windräder standen bisher im Widerspruch zu einem zweiten umstrittenen Projekt: Die Höchstspannungsleitung, die von Audorf zum Umspannwerk nach Norderstedt führen und den Windstrom aus dem Norden in den Süden Deutschlands transportieren soll, soll an der A 7 verlaufen, möglicherweise über die Fläche, auf der die Alvesloher die Windräder aufstellen wollen. Das sei nicht möglich, da die Leitung nicht ausreichend Abstand zu den Windrotoren habe. Das Problem lässt sich aber lösen - vor allem, wenn die Stromtrasse auf der östlichen Seite der Autobahn verlaufen würde.

Vom Tisch ist inzwischen das Umspannwerk, das nördlich der Fläche auf Kaltenkirchener Gebiet gebaut werden sollte. Darauf hat der Netzbetreiber TenneT verzichtet. Es bleibt aber bei der diffusen Vorgabe, dass das Umspannwerk im Raum Kaltenkirchen entstehen soll.

"Die Stromtrasse wird kommen und an der A 7 entlang führen, ob nun etwa weiter westlich oder östlich", sagte die Energie-Staatssekretärin, die versprach, die komplexe Gemengelage sauber abzuarbeiten. Sie sei optimistisch, dass es eine gute Lösung geben wird. Anfang 2013 soll das Planfeststellungsverfahren für die 380-Kilovolt-Trasse beginnen. Dann werde das Ministerium auch über die geplanten Windräder entscheiden.