Die Stadt Norderstedt erarbeitet mit den Bürgern Mängelkataster für die Wege. Ziel ist, das Zufußgehen attraktiver zu gestalten.

Norderstedt. Die Stadt entdeckt die Fußgänger. Sie sollen künftig bequemer und sicherer unterwegs sein. Wenn die Wege attraktiver sind, steigt die Zahl derjenigen, die kurze Wege zu Fuß zurücklegen, lautet das Leitmotiv für das neue Fußverkehrskonzept in Norderstedt. Und das erarbeitet die Stadt zusammen mit dem Braunschweiger Planungsbüro Plan & Rat und den Bürgern.

Sie haben bei den Stadtteil-Spaziergängen das Wort, können den Fachleuten sagen, wo sie der Schuh drückt. Auf fünf Rundgängen wollen die Planer die Mängel aufnehmen. Start war in Friedrichsgabe. Leider kam nur eine Handvoll Anwohner zum Treffpunkt an der Johanneskirche.

"Es hatten mehr zugesagt", sagte Christine Werner, die im Rathaus gemeinsam mit Verkehrsplanerin Ellen Unger das Projekt koordiniert. Dabei waren auch Dezernentin Anette Reinders, Ingrid Niehusen vom BUND in Norderstedt und CDU-Stadtvertreter Arne Schmumacher, zugleich stellvertretender Vorsitzender im Umwelt- und Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr, der die Stärkung des Fußverkehrs abgesegnet hat. Steht die Maßnahme doch im Verkehrsentwicklungs- und Lärmminderungsplan.

"Das Zufußgehen wird insbesondere für kurze Wege auf Stadtteilebene gefördert", heißt es im Verkehrsentwicklungsplan. Doch bisher blieb es bei der Absichtserklärung. Die Stadt hat sich auf Autos, Busse und Bahnen sowie den Radverkehr konzentriert. Nun rücken die Fußgänger in den Blickpunkt.

Und die hatten bei der ersten Analyse gleich eine Fülle von Anregungen. Gleich beim ersten Stopp auf dem Platz vor dem ehemaligen Rathaus an der Bahnhofstraße kam Unzufriedenheit auf. Nichts als schwarzer Asphalt, grau-metallene Wertstoffcontainer und ein grauer Container, unbenutzt und Relikt aus Zeiten, als die Händler noch auf dem Wochenmarkt verkauften. "Keine Aufenthaltsqualität im Gegensatz zum Harksheider Markt, keine Bäume, keine Bänke, konstatierte Ingrid Niehusen. Einziger Lichtblick: Die Car-Sharing-Station, an der sich die Norderstedter Autos teilen können. Projektleiterin Juliane Krause fragte sich und die anderen, ob man den Platz in dieser Größe überhaupt noch braucht. Sie könne sich eine Boule-Bahn vorstellen und regte an, über die Gestaltung mit den Anwohnern zu sprechen.

Wenige Meter weiter wurde es eng, zu eng, wie Juliane Krause feststellte, als sie sich auf dem Fußweg der Pestalozzistraße der Schule näherte. "Wenn sich da eine Frau mit Kinderwagen und ein Rolli-Fahrer begegnen, muss einer auf die Straße ausweichen." Das aber sei gerade für Ältere ein Problem, sie fürchteten wegen der Autos um ihre Sicherheit. "Shared Space ", schlug Arne Schumacher vor, ein Straßenraum, in dem Fußgänger, Rad- und Autofahrer gleiche Rechte genießen. Äußerlich daran zu erkennen, dass Fußweg und Fahrbahn nicht länger getrennt sind, sondern auf gleicher Höhe liegen und die gesamte Fläche einheitlich gestaltet wird. Wie das aussehen kann, ist am Schmuggelstieg zu sehen.

"Die AKN-Haltestelle wird von den Bürgern als Angstraum empfunden", sagte Christine Werner, die zwei weitere Mängel aus der Liste nannte: Wer vom Waldbühnenweg oder der Glockenheide zur AKN-Station Quickborner Straße will, kommt kaum über die viel befahrene Quickborner Straße. Hier fehle eine Querungshilfe. Platzprobleme gibt es an der Ulzburger Straße. Dort verdrängten die Radler auf dem kombinierten Weg die Fußgänger.

Nun will die Projektgruppe die Mängel in den andern Stadtteilen protokollieren und lädt die Bürger zu den Stadtteil-Spaziergängen ein. Durch Harksheide geht es am Dienstag, 25. September, durch Garstedt am Donnerstag, 27. September, durch Glashütte am Donnerstag, 4. Oktober, und durch Norderstedt-Mitte am Donnerstag, 11. Oktober. Wer mitgehen will, meldet sich bei Ellen Unger, Telefon 040/53 59 52 55. Anschließend wertet der Projektbeirat, in dem Politiker aller Parteien, der Seniorenbeirat, die Polizei und weitere Institutionen mitarbeiten, die Mängellisten aus.