Mehr als 110.000 Menschen amüsierten sich beim Stadtfest. Besucher, Polizei und Rettungsdienst freuen sich über eine friedliche Veranstaltung.

Norderstedt. Sommer, Spaß, Spektakulum! Die drei großen S haben am Wochenende mehr als 110.000 Menschen in die Mitte Norderstedts gelockt. War der Andrang an den Nachmittagen bei brütender Hitze noch verhalten, wurde es ab spätem Nachmittag zwischen Bühnen, Buden und Fahrgeschäften eng. Familien amüsierten sich bei Eis und Karussells, die Erwachsenen kamen sich bis spät in die Nacht bei Bier und Cocktails vor Bühnen und Bars.

"Wir sind sehr zufrieden", sagt Christin Kudenholdt vom Veranstalter EPM Concept. Auch sie hat festgestellt, dass das heiße Wetter manche Gäste von einem Besuch abgehalten hat. Dafür sei abends umso mehr los gewesen.

"Ein Besuch beim Stadtfest in Norderstedt gehört für uns einfach dazu", sagt Horst Küther, der am Karussell wartet, während sein vier Jahre alter Enkel Paul auf einem Motorrad seine Runden dreht. "Paul steht bei so einem Besuch natürlich im Mittelpunkt!" Und was gönnt sich der Großvater an einem heißen Nachmittag auf dem Rummel? "Ein Bier und eine Bratwurst."

Getränke fließen reichlich am Gröninger-Stand vor dem Kontorhaus. "Tagsüber ist es zu warm, dafür läuft es abends ganz gut", sagt Anica Brüchmann über das Geschäft am Zapfhahn. Die beliebtesten Getränke? "Bier und Prosecco."

Auf der Vereinsmeile am ZOB schminkt Hanna-Louise Zehl vom Sozialen Zentrum die kleine Leah. Gekonnt zaubert sie der Dreijährigen mit Pinseln und Farben einen Schmetterling ins Gesicht. Nebenan gibt Sonja Bloss die Bälle zum Dosenwerfen aus. Auf den Büchsen stehen Begriffe wie Intoleranz, Faschismus oder Sexismus, die bei einem Volltreffer krachend zu Boden fallen. "Wir wollen uns präsentieren und zeigen, dass Norderstedt bunt ist", sagt Hanna-Louise Zehl. "Schön, dass sich hier so viele Leute dafür interessieren."

"Die Leute kommen zu uns, weil sie helfen wollen"

"Das Stadtfest gehört zu den Höhepunkten beim Lions-Club Norderstedt", sagt Mario Fejes, der mit seinen Vereinsfreunden vor dem Rathaus steht und Lose verkauft. 7000 Stück werden die Lions bei den drei tollen Tagen los. Die Einnahmen investiert der Club in regionale soziale Projekte. "Die Leute kommen zu uns, weil sie helfen wollen", sagt Fejes, der stolz auf eine Tradition ist: Sein Club ist seit dem ersten Spektakulum ohne Unterbrechung an seinem Stammplatz dabei.

Buchstäblich ein heißes Wochenende verbringt Uwe Jacobi in Norderstedt. Er steht vor dem Rathaus am Schwenkgrill. Von oben knallt die Sonne aufs Zelt, vor ihm glüht die Holzkohle. 3000 Würste verkaufen Jacobi und seine Kolleginnen beim Stadtfest. Wie schafft man das bei der Hitze? "Man muss mindestens vier Liter pro Tag trinken."

Polizeieinsatzleiter Matthias Lüdke bezeichnete die Lage auf dem Volksfest als "entspannt". 28 Beamte waren auf der Meile im Einsatz, hatten aber weniger als in den Vorjahren zu tun. Selbst Randalierer zeigten sich einsichtig. "Wir haben sechs Platzverweise ausgesprochen, die alle befolgt wurden", sagte Lüdke.

Auch die befürchteten Alkoholexzesse, die bei manchen Stadtfesten für Aufsehen gesorgt hatten, blieben aus. Bei gemeinsamen Kontrollen mit dem Ordnungsamt wurden die Beamten kaum fündig. "Das war kaum einer Erwähnung wert", sagt Lüdke und fügt hinzu: "Eine wirklich positive Bilanz."

Eine Frau geriet mit einem Bein zwischen Bahnsteig und Zug

Die Polizei erstattete eine Anzeige wegen Widerstands. Ein Betrunkener hatte mehrfach einen Polizisten mit Diensthund provoziert, plötzlich biss das Tier zu. Dem Mann wurde eine Blutprobe entnommen.

"Es war ruhiger als in den Jahren zuvor", berichtet auch Florian Gottschalk von der Norderstedter Hilfsorganisation KBA, die mit 25 Helfern und vier Fahrzeugen zum Stadtfest gekommen war. Die Sanitäter versorgten 39 Menschen, mussten allerdings keine schwerwiegenden Krankheiten oder Verletzungen behandeln.

Zu einem Zwischenfall kam es am Sonnabend gegen 21.20 Uhr auf dem U-Bahnhof. Dort war eine Frau mit einem Bein zwischen die stehende U-Bahn und den Bahnsteig gerutscht. Der Feuerwehr gelang es, ein Rettungskissen in dem Spalt aufzublasen und damit den Zug soweit zu bewegen, dass die Frau befreit werden konnte, ohne dass Wagen aus den Schienen sprangen. Die Frau überstand das Unglück mit leichten Verletzungen.

Kritik kam vom Norderstedter Feuerwehrsprecher Heinz Wiersbitzki: "Wir wurden bei unserer Arbeit massiv von Schaulustigen behindert."

Wie berichtet, hatte der Veranstalter EPM Concept zunächst geprüft, ob das Spektakulum in diesem Jahr mit einem neuen Konzept an den Start gehen würde, musste dann aber feststellen, dass die Norderstedter ihr Stadtfest lieben wie es ist. "Wir sind dennoch für neue Ideen offen", sagt EPM-Chef Stephan Schächterle. Fürs 19. Spektakulum will er zu einer Kreativrunde einladen.