Pro Organspende: Abendblatt-Mitarbeiterin Verena Grothues bleibt Spenderin

Dass immer mehr Spenderorgane an der Warteliste vorbei, von den Krankenhäusern selbst vergeben werden, ist ein Skandal. Jetzt aber resigniert meinen orange-farbenen Organspendepass zerreißen oder in den Müll werfen? Das wäre ja genau das Falsche. Denn das verschlechtert die Chancen der Wartenden doch nur umso mehr.

Ich habe mich dafür entschieden, meine Organe im Fall meines Todes zu spenden. Denn ich kann damit jemandem etwas Gutes tun, kann oder sogar sein Leben retten. Bei der Vorstellung, dass es sich bei dieser Person um meine eigene Mutter, meinen Freund oder Bruder handeln würde, stellt sich mir die Frage, ob ich spenden sollte, überhaupt nicht.

Meine Mutter will ihre Organe nicht spenden. Wenn es allerdings dabei um das Leben ihrer Kinder ginge, würde sie keine Sekunde zögern, sagt sie. Dabei ist doch jeder Patient der Sohn oder die Tochter einer Mutter. Ich verurteile meine Mutter dafür nicht, aber ich finde diese Haltung paradox. Wenn es um mich ginge, würde sie sich wünschen, dass ein Toter seine Organe für mich spenden würde. Die logische Konsequenz ist für mich daher, den Ausweis immer bei mir zu tragen.

Ich würde mir natürlich wünschen, dass meine Organe im Fall der Fälle an diejenigen gehen, die sie laut Warteliste am dringendsten benötigen. Im Zweifel ist mir jedoch vor allem wichtig, dass ich jemandem damit helfe.