Der Seniorenbeirat fordert, dass auf dem Grundstück am Kiefernkamp Wohnungen für alte Menschen mit niedriger Rente gebaut werden.

Norderstedt. Seit neun Jahren versucht die Stadt, das Grundstück mit den sogenannten Rentnerwohnungen am Kiefernkamp zu verkaufen - vergeblich. Der Norderstedter Seniorenbeirat bewertet das Scheitern allerdings positiv: "Dass der Beschluss, die Wohnanlage zu verkaufen, bisher nicht realisiert werden konnte, hat auch sein Gutes. Denn der Standort eignet sich, um dort Wohnungen nach dem Bielefelder Modell zu bauen und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen", sagt Hans Jeenicke, Leiter des Arbeitskreises Soziales im Seniorenbeirat. Günstige Wohnungen seien in Norderstedt Mangelware, das bekämen nicht nur Senioren mit geringer Rente zu spüren, sondern auch junge Leute.

Beide Gruppen will der Seniorenbeirat mit dem Wohnungsbau-Projekt ansprechen. Wenn die Wohnungen aus den 60er- und 70er-Jahren abgerissen werden, könne auf dem Grundstück ein Mix aus rund 35 frei finanzierten und Sozialwohnungen entstehen. Die Wohnungen sollen, so das Konzept des Seniorenbeirates, etwa 45 Quadratmeter in eineinhalb bis zwei Zimmern bieten und barrierefrei sein. Der Plan sieht vor, das Wohnprojekt durch Gemeinschaftsräume wie ein Wohn-Café, Gästewohnungen und Büros zu ergänzen.

Auch ein Pflegedienst könnte auf dem Areal untergebracht werden

"Falls Pflege und Betreuung nötig sind oder gewünscht werden, kann das ein Norderstedter Pflegedienst übernehmen", sagt Jeenicke. Wenn Mitarbeiter auf dem Gelände untergebracht sind, sei auch eine Pflege rund um die Uhr bis Pflegestufe drei plus möglich. "Es ist wichtig, dass Ältere solange wie möglich für sich selbst sorgen und selbstständig bleiben können", sagt der Seniorenvertreter. Wichtig und einer der Kernpunkte des Bielefelder Modells sei, dass die Bewohner nur für Leistungen bezahlen, die sie auch in Anspruch nehmen.

Jeenicke sieht das Wohnprojekt als zusätzlichen Baustein zu den schon bestehenden Einrichtungen. Die hätten durchaus ihre Berechtigung, seien aber für Menschen mit wenig Rente nicht zu bezahlen. Und wer einen Blick in die Bevölkerungs-Prognosen werfe, stelle schnell fest: Die Zahl der "armen Senioren" wachse kontinuierlich.

Der Seniorenbeirat geht davon aus, dass sich das Wohnprojekt am Kiefernkamp für zwei bis drei Millionen Euro realisieren lässt. Die Kalkulation sieht Mieten von sieben bis 15 Euro pro Quadratmeter vor. Das Land fördert Wohnraum nur, wenn die Mieten 5,10 Euro pro Quadratmeter nicht überschreiten. Solche Mieten sind aber, so Jeenicke, wegen der hohen Grundstückspreise in Norderstedt nicht zu erzielen. Sozialer Wohnungsbau finde in Norderstedt nicht mehr statt.

Daher hat der Seniorenbeirat einen Antrag an Landesregierung und Landtag gestellt mit dem Ziel, sozialen Wohnungsbau gezielter als bisher nach regionalen Aspekten zu fördern (siehe Info-Kasten).

"So gesehen ist das Projekt am Kiefernkamp besonders wichtig für Norderstedt", sagt der Seniorenpolitiker. Der Seniorenbeirat, die Verwaltung und die Stadtvertreter seien sich einig, dass altersgerechte und bezahlbare Wohnungen in Norderstedt fehlen. Damit sei es auch schwierig, das immer wieder geforderte selbstbestimmte Wohnen im Alter zu ermöglichen.

+++ In Norderstedt fehlt günstiger Wohnraum +++

Zudem ergeben sich Möglichkeiten für eine Kooperation zwischen dem Wohnprojekt am Kiefernkamp und dem geplanten Mehrgenerationshaus, einer Begegnungsstätte für Jung und Alt. "Ein solches Projekt hätte zugleich eine quartiersübergreifende Funktion", sagt Jeenicke, der einen weiteren Vorteil sieht: Ein Versorgungs- und Betreuungsangebot im "vor-vollstationären" Bereich senke die Sozialkosten. Die Stadt spare die "Hotelkosten" für den Aufenthalt in einem Alten- und Pflegeheim.

Allerdings stehen dem Vorhaben einige Hindernisse im Weg: Zum einen gibt es für einen Teil der Rentnerwohnungen Bestandsschutz. Diese Häuser könnten aber, so Jennicke, in das Wohnprojekt integriert werden. Und dann gibt es noch zwei Beschlüsse der Stadtvertreter, die nicht ignoriert werden könnten. Die Politiker haben festgelegt, dass die Stadt nicht als Investor auftreten und den örtlichen Wohnungsbaugesellschaften Konkurrenz machen darf. Zudem müssten die Stadtvertreter den Beschluss zurücknehmen, wonach die Häuser verkauft werden sollen. Jeenicke hält es allerdings für möglich, einen externen Investor zu finden, wenn die Bedingungen akzeptabel seien.

Morgen beschäftigt sich der Sozialausschuss mit dem Thema

Der Seniorenbeirat hält sein Konzept dennoch für die sozialverträglichste und wirtschaftlich optimale Lösung. "Viele Bürger haben uns angesprochen und wünschen sich diese Realisierung", sagt Jeenicke, der nun Verwaltung und Politiker um Unterstützung bittet. Die dürfte von einem weiteren Arbeitskreis kommen, der sich mit der Zukunft der Rentnerwohnungen am Kiefernkamp beschäftigt und das Nutzungskonzept in der nächsten Sitzung des Sozialausschusses am Donnerstag, 16. August, ab 18.30 Uhr im Rathaus vorstellen wird. Die Sitzung ist öffentlich.