In unserer Serie “Fit in die Zukunft“ stellen wir heute die Industrial & Airborne Systems Handelsgesellschaft mbH in Henstedt-Ulzburg vor.

Henstedt-Ulzburg. König Mohammed VI. von Marokko ist ein Vielflieger. Am liebsten reist der 48 Jahre alte Monarch, der seit 1999 auf dem Thron sitzt, mit einer Boeing 747-400 um die Welt, einem Jumbojet der staatlichen Fluggesellschaft Royal Air Maroc. Mohammed Ben Al-Hassan und sein Hofstaat stellen, was nicht verwundert, hohe Ansprüche an das Innenleben eines solchen Flugzeugs, das auch - wenn der König gerade keine Dienstreise unternimmt - im Streckendienst eingesetzt wird.

Der Jumbo soll ein neues Kabinen-Design bekommen. Rote, elegante Ledersitze, passend zur Stoff-Farbgebung. Neue Sitze für die Piloten, außerdem VIP-Möbel für König Mohammed VI. In die Sitze wird ein modernes Videosystem mit einem Gewirr von Kabelsträngen eingebaut.

IAS gehört zu den umsatzstärksten Unternehmen der Branche

Jetzt kommt ein junges Unternehmen aus Henstedt-Ulzburg ins Spiel: die Industrial & Airborne Systems Handelsgesellschaft mbH (IAS). Die erfüllt alle Wünsche, was das Kabinen-Interieur betrifft. Den Auftrag hat IAS über Air France erhalten, seit einigen Jahren Code-Sharing-Partner der Royal Air Maroc.

"Wir betreiben ein Nischengeschäft, und ich helfe dabei, dass es aufwärts geht", sagt Uwe Bloecker, 55. Auf seiner Visitenkarte steht Managing Director. Bescheidenheit ziert: Der zweifache Familienvater aus Kaltenkirchen hat die 1980 gegründete Firma im Februar 2011 vom damaligen Inhaber Dietrich Wachtel übernommen. Ein guter Griff, denn heute gehört IAS mit 28 Mitarbeitern zu den drei, vier umsatzstärksten Unternehmen der Branche.

"Wir haben langfristige Verträge mit Fluggesellschaften wie Lufthansa, Air France und Air Macau", erläutert Uwe Bloecker. Auch Aeroflot, Air India, China Southern sowie einige Flugzeug-Leasingfirmen gehören zur Kundschaft. "Für diese Unternehmen überarbeiten wir die Kabinen."

Sitze werden ausgebaut, komplett zerlegt, gereinigt und mit neuen Bezügen versehen. Plastikteile werden ausgetauscht, neue Teppiche gelegt. WC-Rückwände, Kücheneinrichtungen, Rettungswesten, Sauerstoffmasken, Trennwände, Innenverkleidungen und vieles mehr: Alles, was für den Innenraum gebraucht wird, steht in den Lagerhallen bereit.

+++ Schade, dass Tom Cruise nicht zum Probesitzen kam +++

Ein Großauftrag von Air Macau hatte es in sich: Ein IAS-Team mit zwei Ingenieuren, drei Mechanikern und dazu einigen chinesischen Facharbeitern lieferte einen Airbus A 321 innerhalb von acht Wochen wie neu ab. Die Kabine wurde in einer Überholungswerft auf dem internationalen Flughafen von Chengdu im Südwesten Chinas zerlegt. Zum Auftragsvolumen gehörten unter anderem neue Seitenverkleidungen sowie eigens nach einem IAS-Design angefertigte Teppiche und Trennwände, außerdem sanitäre Einrichtungen. Solche Aufträge können 500 000 Euro wert sein. "Wir sondieren den Markt in Europa und Asien, wir kaufen komplette Flugzeugausrüstungen, lagern die Ware und beliefern den Markt", erklärt Uwe Bloecker das Geschäftsprinzip. Im Eingangsbereich seines Unternehmens stehen hellbraune Ledermöbel, die in einem Airbus A 340 der Quatar Airways zum VIP-Bereich in der Ersten Klasse gehörten. Die Scheichs wollten das Flugzeug umrüsten, Bloecker griff zu.

Der studierte Maschinenbauer, aufgewachsen auf einem Bauernhof nahe Neumünster, hat eine steile Karriere hinter sich. Sie begann bei der Lufthansa und führte ihn später auch nach China, Dublin und Florida. Auch beim Logistikunternehmen Interturbine in Kaltenkirchen erfüllte er zwischenzeitlich Manager-Aufgaben. Ab 2009 steht er bei IAS in führender Position.

"Wir haben uns einen guten Ruf in der Branche erarbeitet", sagt Uwe Bloecker. "Wir sind zuverlässig, schnell und lösen die Probleme der Kundschaft zeitnah." Dafür steht ihm ein weltweites Netzwerk zur Verfügung, außerdem seit Kurzem eine Dependance in England. In Milton Keynes (185 000 Einwohner) in der Grafschaft Buckinghamshire haben sieben Fachleute in einer Werkstatt genug zu tun.

Kabinenteile von Maschinen, die einen Unfall hatten, werden nicht gekauft

Bloeckers Manager erfahren schnell, wenn irgendwo in der Welt Flugzeuge umgerüstet werden sollen. Das kann auch ein fast neuer Flieger sein, der zum Frachtflugzeug umfunktioniert werden soll. Dann steht IAS bereit. Kabinenteile von Maschinen, die schon einen Unfall hatten, werden nicht gekauft.

Das hängt mit den Sicherheitsbestimmungen zusammen. Bevor ein Flugzeug abheben darf, muss es zertifiziert werden, das heißt, alle Sicherheitsstandards müssen erfüllt sein. Die EASA, die Europäische Agentur für Flugsicherheit, ist für die Zertifizierung aller in Europa gebauten und entwickelten Flugzeuge verantwortlich.

IAS kauft, was noch zu gebrauchen ist, auch Einzelteile oder bis zu 30 000 Euro teure komplette Cockpits. Ein Kunde ist die Firma iPilot, die 2011 in Hamburg ein Flugsimulatoren-Zentrum eröffnet hat. Hier können Luftfahrtbegeisterte ihren Traum vom Fliegen verwirklichen. Der nächste Auftrag ist in Arbeit: IAS liefert ein Cockpit für einen Flugsimulator in Dubai.