Insgesamt 2.391 Jungen und Mädchen werden neu eingeschult, damit sind es 361 mehr als im Vorjahr. Dennoch sinkt die Zahl der Grundschüler.

Norderstedt. Mathe findet er am besten. Und rechnen kann er schon, zweimal 50? Thorben grübelt nicht mal zwei Sekunden: "100", sagt der Sechsjährige souverän. Thorben Wiltsche kommt heute in die Schule; der Norderstedter ist einer von 614 Jungen und Mädchen, die heute ihren ersten Schultag in einer der zwölf Norderstedter Grundschulen erleben werden. Zwischen 8 und 12 Uhr begrüßen die Grundschüler die neuen Mitschüler mit Musik und Theater.

Im gesamten Kreis Segeberg werden 2.391 Kinder ihre Schullaufbahn beginnen, nach wie vor mit einer Tradition, die allen Zeitphänomenen trotzt: Die Schultüte gehört dazu. Doch während beispielsweise im Nachbarkreis Pinneberg die Zahl der Abc-Schützen seit Jahren zurückgeht, bleibt sie im Kreis Segeberg relativ konstant. "Wir verzeichnen immer wieder Sprünge, aber insgesamt bleibt die Zahl über die Jahre etwa gleich", sagt Schulrätin Adelia Schuldt.

Zum Schuljahr 2007/2008 eroberten 2.294 Abc-Schützen erstmals ihre Klassenzimmer, ein Schuljahr später waren es nur noch 2.025. Doch schon zum nächsten Schuljahresbeginn stieg die Zahl auf 2.444. Diese sprunghafte Entwicklung sei im Wesentlichen durch Zuzüge zu erklären, sagt die Schulrätin. Gerade Norderstedt wachse noch, in der Stadt gibt es mit dem Garstedter Dreieck und der Fläche am Mühlenweg zwei große Neubaugebiete.

614 Jungen und Mädchen werden in Norderstedt eingeschult, 21 mehr als im Vorjahr. Tatsächlich verrät die Prognose, die sich auf die schon geborenen Kinder stützt, dass die Zahl der Schulanfänger bis 2016 in Norderstedt gleich bleibt. 1997 lag sie noch bei 754, war aber zum Schuljahr 2008/09 auf 577 abgesackt.

Damit hebt sich der Kreis Segeberg vom Landestrend ab: In Schleswig-Holstein starten 22.500 Erstklässler ins neue Schuljahr, 500 weniger als im Vorjahr. Damit setzt sich der Trend abnehmender Schülerzahlen im Norden weiter fort.

Mit Sorge blickt Schulrätin Schuldt eher auf den ländlichen Bereich, wo die Zahlen der Abc-Schützen, aber auch die Zahlen der Grundschüler insgesamt kontinuierlich sinken. Vor fünf Jahren lernten noch 1.1 073 Jungen und Mädchen in den 41 Grundschulen, aktuell sind es 8.240. "Wir werden vor allem den Schulverband Sievershütten/Struvenhütten/Oering kritisch beobachten", sagt Adelia Schuldt. Grundschulen müssen laut Schulentwicklungsplan des Kreises mindestens 80 Schüler haben, um weiter bestehen zu können.

Mit 90 Schülern ist die Grundschule in Groß Kummerfeld nur knapp über der Schallgrenze, sie zählt zu den kleinsten Grundschulen im Kreis. In Norderstedt hat die Grundschule Glashütte-Süd mit 115 am wenigsten Schüler. Die Heidbergschule hingegen zählt mit aktuell 375 Schülern zu den Riesen unter den Grundschulen im Kreisgebiet. Die Schule ist vor allem durch die jungen Familien gewachsen, die in den vergangenen Jahren in den neuen Stadtteil Norderstedt-Mitte gezogen sind. Ähnliche Schülerzahlen vermelden die Heinrich-Rantzau-Schule in Bad Segeberg (377) und die Grundschule Flottkamp in Kaltenkirchen (375).

Doch solche Zahlen und Trends interessieren Thorben nicht. Gestern noch war er aufgeregt, konnte seinen ersten Schultag kaum erwarten, wollte endlich zu den Großen gehören. Der aufgeweckte Buttje dürfte problemlos in die Schulzeit starten: Der Ranzen ist gepackt, in den Fächern herrscht Ordnung, die Hefter sind beschriftet. Die Federtasche zieht er zuerst heraus, natürlich im gleichen sportlichen Design wie der Ranzen, der Sportbeutel und das "Schlamper-Mäppchen", in dem Scheren und Bastel-Utensilien stecken. Da ist das Mitteilungsheft für die Schülerbetreuung. "In das Heft kann Mama eintragen, wenn Oma mich abholt", sagt Thorben.

Und so ganz neu sind Klassenzimmer und Schulhof für den jungen Norderstedter nicht. "Wir hatten schon einen Schnuppertag", sagt Thorben. Da hat er seine Klassenlehrerin kennengelernt. "Wir waren auf dem Schulhof, dann hat sie mit einer großen Glocke gebimmelt, und wir sind in die Klasse gegangen", sagt der Schulanfänger. Er sitzt neben Celina, die er schon vom Kindergarten kennt. Und dann sind da ja auch noch sein Schulpate Lajos und sein älterer Bruder. Der ist gerade in die dritte Klasse gekommen. "Und der hat mir auch das Rechnen beigebracht", sagt Thorben, der nun endlich zu den Schulkindern zählt.