Der Wolf ist zurück im Segeberger Forst. Experten im Wildpark Eekholt fragen sich nach der sensationellen Entdeckung: Geht er oder bleibt er?

Kreis Segeberg. Bei den Wolfsbetreuern steigt die Spannung: Ist der Wolf noch da oder ist er weitergezogen? Am Ende der Woche sind die Experten des Wildparks Eekholt möglicherweise schlauer. Dann wollen sie erneut die Bilder aus den automatischen Kameras auslesen, die im Segeberger Forst versteckt sind. Eine dieser "Fotofallen" hatte vor kurzem einen Wolf erwischt, der es gestern mit diesem Bild auf die Titelseiten fast aller Zeitungen in Schleswig-Holstein schaffte. Der Rüde ist der erste lebende Wolf, der seit knapp 200 Jahren im Norden gesichtet wurde.

Wie berichtet, hatte Umweltminister Robert Habeck (Die Grünen) den Vierbeiner offiziell in Schleswig-Holstein willkommen geheißen. Dass ein Wolf ins nördlichste Bundesland kommen würde, war den Fachleuten schon seit Jahren klar. Die Tiere wandern aus dem Osten Europas ein und haben es mittlerweile bis nach Mecklenburg-Vorpommern geschafft, wo nachweislich drei Rüden leben.

"Wir wussten, dass einer kommt", sagt Wolf von Schenck, Geschäftsführer im Wildpark Eekholt. "Die Frage war jedoch, ob wir das auch mitbekommen."

+++ Der Wolf wurde kurz vor Norderstedt gesichtet +++

Bereits 2007 war ein Wolf nach Schleswig-Holstein gezogen, doch niemand sah ihn lebend. Er wurde erst entdeckt, als er überfahren auf einer Landstraße im Kreis Ostholstein lag. Dass sein Artgenosse jetzt im Kreis Segeberg auftauchte, hat die Experten ein wenig überrascht. Von Schenck: "Wir hatten eher mit Funden an der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern gerechnet."

Ein Wolfsrevier erstreckt sich über 150 bis 250 Quadratkilometer

Ob sich in der Region ein Rudel wie in der Lüneburger Heide bilden wird, das vor kurzem per Video aufgenommen wurde, erscheint derzeit noch unwahrscheinlich. Bei dem Einzelgänger im Segeberger Forst handelt es sich um einen Rüden, auch bei seinen Artgenossen in Mecklenburg-Vorpommern handelt es sich um Männchen.

Die Fotos der automatischen Kameras, die Kotspuren (Losung) des Wolfs und die Funde von Rehen, die er gerissen hat, deuten daraufhin, dass das Tier "standorttreu" ist, sagt von Schenck. Dafür spreche auch das gute Nahrungsangebot in der Region. Ein Wolfsrevier erstreckt sich über eine Fläche von 150 bis 250 Quadratkilometern. Dennoch hält der Wolfexperte es für denkbar, dass das Tier auf der Suche nach einem Rudel weiterzieht und bereits in anderen Gegenden Schleswig-Holsteins unterwegs ist.

Darum warten von Schenck und die Wolfsbetreuer mit großer Spannung auf die Bilder aus den Kameras . Sieben Aufnahmegeräte haben sie an geheimen Stellen in der Region installiert. Eine kann Videobilder liefern. Die Kameras werden durch Bewegung oder Wärme ausgelöst. 20 Bilder des Wolfs, die alle in der Dämmerung oder nachts entstanden, liegen bislang vor. Die Experten des Wolfsinformationszentrum im Wildpark sind seit der Entdeckung des Tieres unterwegs. Sie suchen nicht nur neue Spuren. Sie beraten außerdem Nutztierhalter, wie sie ihre Herden schützen können.

Die Wolfsbetreuer sind geschult, informieren über Wölfe und nehmen Meldungen entgegen, wenn ein Tier oder Spuren gesichtet wurden (Mail an wolfsbetreuer@wildpark-eekholt.de ).

Besonders bei Schafzüchtern ist die Angst vor dem Wolf und damit der Informationsbedarf groß. "Wir freuen uns nicht, dass der Wolf wieder da ist", sagt Janine Bruser vom Landesverband der Schafzüchter. Noch seien nicht alle Einzelheiten zu möglichen Schadensfällen geklärt. Finanzielle Folgen müssen die Züchter allerdings nicht fürchten. Das Land zahlt einen Ausgleich für gerissene Schafe.

Der Landesjagdverband heißt dagegen den Wolf willkommen: "Wir freuen uns, dass wandernde Wildtierarten, die wir schon lange erwartet haben, wieder den Weg nach Schleswig-Holstein gefunden haben", sagt Präsident Klaus-Hinnerk Baasch.