Ein Bildungsprojekt über den Wolf für Kinder startet in Lüneburg. Bingo-Umweltstiftung unterstützt die Initiative mit 248.000 Euro.

Lüneburg. Der Wolf ist zurück in Niedersachsen. Mehr als 100 Jahre, nachdem der Mensch das scheue Raubtier komplett aus der Lüneburger Heide vertrieben hatte, tappte eine Wolfsdame - in der Jägersprache Fähe genannt - zuletzt im Mai in eine Fotofalle auf dem Truppenübungsplatz in Munster. Das war nicht das erste Mal, dass in der Region wieder ein Tier gesichtet wurde. Bereits zu Beginn der 90er-Jahre tauchten hin und wieder Wölfe auf.

In der Lüneburger Heide beobachtete ein Jäger vor einem Jahr, wie eine Rotte Sauen einen Wolf vertrieb und dokumentierte die Begegnung mit einem Foto. Etwa zu diesem Zeitpunkt entstand auch im Lüneburger Umweltbildungszentrum Schubz die Idee, ein Bildungsprojekt über den Wolf und seine Rückkehr in die Region zu starten.

Während Naturschützer die Rückkehr des anspruchsvollen Raubtieres begrüßten, kam in der Bevölkerung auch Angst auf. "Der Wolf ist ein Raubtier und als er vermehrt hier gesehen wurde, gab es schon besorgte Eltern, die anriefen, wenn wir mit den Kindern Projekte im Wald veranstalteten", sagte Frank Corleis, Leiter des Schubz. Der Angst wollen Schubz und Jägerschaft mit Wissen begegnen. In den kommenden zwei Jahren sollen sich landesweit 2500 Kinder und Jugendliche in altersgerecht gestalteten Projekten auf die Spur des Wolfs machen.

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Dabei werden die Pädagogen auch die jüngsten Erkenntnisse der Wolfsforschung kindgerecht umsetzen, verspricht Anja Schoene, die das Projekt im Schubz betreut. Begleitet und ausgewertet wird das Projekt vom Institut für Umweltkommunikation der Leuphana-Universität. "Diese Zusammenarbeit soll es ermöglichen, im Anschluss zu überprüfen, ob bei den Kindern und ihren Familien ein Einstellungswandel gegenüber dem Wolf stattgefunden hat", sagt die Diplom-Biologin.

Schon im kommenden Frühjahr soll das Bildungsprojekt für Kindergartenkinder und Schüler in Lüneburg starten. Im kommenden Herbst sollen die Module dann an acht weiteren Standorten in Niedersachsen angeboten werden. Dabei helfen sollen sogenannte Wolfskisten. Sie sind ausgestattet mit Informationen über den Lebensraum und die Nahrung der Tiere.

Finanziell unterstützt wird das Projekt von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung. Insgesamt 248 000 Euro stellt sie für die kommenden zwei Jahre bereit. Unter anderem sollen damit weitere Fotofallen angeschafft werden, um die Entwicklung der scheuen Waldbewohner künftig noch effizienter überwachen zu können.

Die Projektplaner wollen auch mit Vorurteilen gegenüber dem Wolf aufräumen. "Über kaum ein anderes Tier gibt es so viele Mythen wie über den Wolf", sagte Niedersachsens Kultusminister Bernd Althusmann (CDU), der das Projekt ausdrücklich begrüßt, gestern bei der Vorstellung. "Es ist vorbildlich, die Rückkehr der Tiere mit einem Bildungsprojekt zu begleiten."

Dass sich ausgerechnet Jäger als Schutzpaten der Wölfe beteiligen, ist aus Sicht von Helmut Dammann-Tamke, Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen, nur logisch. "Jäger sind auch zur Hege der Tierbestände verpflichtet. Dass wir das ernst nehmen, haben wir im Fall des Seehundes bewiesen, der derzeit Rekordbestände aufweist." Beim Wolf arbeiten Naturschützer und Jäger im Land Hand in Hand.

Die Jäger sind aufgrund ihrer Erfahrung schon jetzt eng in die wissenschaftliche Beobachtung der Tiere einbezogen. Unter anderem sind sie für das Wolfs-Monitoring, also die Überwachung der Bestände, verantwortlich. Diplom-Biologin Britta Habbe ist Wolfsbeauftragte der Landesjägerschaft und geht allen Hinweisen über den Aufenthalt von Wölfen in Niedersachsen nach. "Derzeit haben wir mindestens zwei Wölfe, die dauerhaft in Niedersachsen leben. Wir vermuten, dass es einige mehr sind, aber den Beweis haben wir im Moment nur von zwei Tieren." Nicht nur in der Nähe von Munster, sondern auch im Wendland gibt es immer wieder Hinweise auf Wölfe.

Dass der Wolf nicht nur in Märchen auftaucht, sondern auch in deutschen Wäldern lebt, ist bei den "Waldrüben" bekannt. Die Kindergartenkinder wissen schon ganz gut Bescheid. "Wölfe heulen den Mond an und leben im Rudel, aber sie sind nicht böse", sagte Jakob. Auch gesehen hat er schon mal einen: "Im Wildpark." Auch Benjamin hat keine Angst. Der Sechsjährige meinte: "Wölfe sind ganz scheu. Wenn die einen Menschen sehen, dann rennen sie weg."