Jäger warnen Autofahrer vor Rehen, die über die Straßen laufen. Die Paarungszeit hat begonnen. Rund 1000 Wildunfälle werden jedes Jahr registriert.

Kreis Segeberg. Wenn die Hormone verrückt spielen, gibt es für die Tiere kein Halten. Der Landesjagdverband warnt vor liebestollen Rehen, deren Paarungszeit begonnen hat. Auf der Suche nach einem Partner ist das Wild viel unterwegs, überquert die Straßen und bringt damit Autofahrer in Gefahr. Pro Jahr zählt die Polizei im Kreis Segeberg rund 1000 Wildunfälle. Landesweit sind es knapp 12 000.

"Unfälle mit Wildtieren in der Paarungszeit werden oft unterschätzt", sagt Marcus Börner vom Landesjagdverband. "Schon bei 70 Stundenkilometern entwickelt ein 20 Kilogramm schweres Tier ein Aufprallgewicht von einer Tonne." Besonders bei Dämmerung, aber auch bei Tageslicht sollten Autofahrer deshalb aufmerksam sein, rät der Verband.

+++ Sofort die Unglücksstelle absichern! +++

Zu den gefährlichsten Strecken während der Brunft zählt Eike Gärtner vom Kreisjagdverband die B 206 zwischen Bad Bramstedt und Bad Segeberg, die durch den wildreichen Segeberger Forst führt. Außerdem sollten Autofahrer besonders auf der neuen Ortsumgehung aufpassen, die nördlich um Bad Bramstedt herumführt. "Hier ist eine Straße, wo vorher keine war", sagt Eike Gärtner. Die Tiere hätten sich an das neue Hindernis noch nicht gewöhnt.

An dieser Strecke testen die Jäger gemeinsam mit dem Wissenschaftler Christian Trothe vom Institut für Wildbiologie Göttingen/Dresden neuartige blaue Wildwarnreflektoren. Fünf Jahre soll das Forschungsprojekt an 25 Straßen im südlichen Schleswig-Holstein dauern. Der einfache Trick: Das leuchtende Blau signalisiert für die Tiere eine Gefahr, da diese Farbe in der Natur kaum vorkommt. Erste Auswertungen deuten daraufhin, dass dieser Trick funktionieren könnte. Die Zahl der Wildunfälle ist hier zurückgegangen.

Sie weist daraufhin, dass die Brunft durch das warme Wetter besonders begünstigt werde. Autofahrer sollten damit rechnen, dass gleich mehrere Tiere die Fahrbahn überqueren.

Noch bis Mitte August geht das Rehwild auf Partnersuche. Im Herbst folgt das Damwild, das auch am Tag aktiv ist. Dann werden an besonders gefährdeten Strecken neben den üblichen Warnungen vor Wildwechsel große zusätzliche Hinweisschilder mit Warnungen aufgestellt.

"Nehmen Sie Hinweisschilder auf Wildwechsel ernst, auch wenn Sie selbst dort noch nie Wild gesehen haben", rät Marcus Börner. Die größte Gefahr drohe bei Dämmerung und in den Nachtstunden.

Kreuzt ein Rehwild direkt vor dem Auto die Straße, sollte man nicht ausweichen, sondern das Lenkrad möglichst gerade halten, raten die Jäger. Zusammenstöße müssen in jedem Fall der Polizei gemeldet werden - auch damit verletzte Tiere noch versorgt oder von ihren Qualen erlöst werden können.

Autofahrer sollten besonders in Waldgebieten aufmerksam die Straßenränder beobachten. Wer ein Tier entdeckt, sollte sein Tempo reduzieren und hupen. Bei kleineren Tieren sollte man Ausweichmanöver vermeiden.