Die Bundesliga-Profis des HSV lockten zum Match bei Eintracht Norderstedt 2000 Zuschauer in das Stadion. Der HSV gewann die Partie mit 0:6.

Norderstedt. Diese Gelegenheit wollten sich Rainer Jensen und sein Sohn Tim genauso wie rund 2000 weitere Fußball-Fans nicht entgehen lassen. Auf Tuchfühlung mit dem Hamburger SV, kostengünstiger als an einem Bundesliga-Spieltag und dazu bei sommerlichen Temperaturen um 30 Grad - dieses Angebot zog und sorgte beim Freundschaftskick zwischen Gastgeber Eintracht Norderstedt und dem HSV im Edmund-Plambeck-Stadion für volle Ränge und lockere Atmosphäre.

Der vierjährige Tim war mit den knallgelben Kopfhörern bestens ausgerüstet; zusammen mit seinem Vater drückte er die Daumen für die Hamburger. Der gemeinsame Lieblingsspieler Sergej Barbarez ging leider nicht mehr auf Torejagd, aber auch Maximilian Beister und Marcus Berg feuerten die beiden kräftig an.

+++ So liefen die 90 Minuten im Edmund-Plambeck-Stadion +++

Das Spektakel dauerte 90 Minuten, der Effekt wird aber länger bestehen. Als die letzten Interviews für die TV-Kameras im Kasten, die Sicherheitsabsperrungen abgebaut und der Bus mit den Bundesliga-Spielern des Hamburger SV bereits vom Parkplatz gerollt waren, blieben lediglich die Norderstedter zurück. Für die Zuschauer lohnte sich der Besuch. Schließlich sind die - trotz aller negativen Presse - weiterhin verehrten Profis sonst nie so nah, wie sie es an diesem Abend an der Ochsenzoller Straße waren. Und wer einige Zeit nach Abpfiff in die Gesichter der Gastgeber und Organisatoren blickte, sah unabhängig der 0:6-Niederlage ebenfalls Zufriedenheit über die gelungene Veranstaltung ohne Misstöne und mit einem positiven Werbeeffekt für den Verein.

Die Frage, ob der HSV das Freundschaftsspiel ernst nehmen würde, hatte sich schnell erübrigt. "Ich werde jeden Spieler mindestens eine Halbzeit lang spielen lassen", versprach Trainer Thorsten Fink. Er hielt Wort. Ausgenommen wurde nur der frühere Nationaltorwart René Adler, der an diesem Abend pausierte.

Ansonsten waren alle dabei: Heung-min Son, die Neuzugänge Artjoms Rudnevs und Maxi Beister, bekannte deutsche Spieler wie Dennis Aogo, Heiko Westermann und Marcell Jansen. Dazu stand mit Janek Sternberg sogar ein Vertreter aus dem Kreis Segeberg auf dem Feld - das Defensivtalent ist in Leezen aufgewachsen.

Wenn Bundesliga-Profis auf Amateure treffen, spielen sie immer auf Bewährung. Der Applaus ist ihnen gewiss bei guten Aktionen, aber gleichermaßen das Raunen bei missglückten Szenen. Auf der Gegenseite hat die Romantik, dass Nobodys auf Augenhöhe mitkicken können, einen ungebrochenen Reiz.

Johannes Höcker, 27, spielte zwar nur 60 Minuten, doch der Torwart von Eintracht Norderstedt blieb in Erinnerung. Der gebürtige Bayer, den sein markanter Akzent stets verrät, ist kein Unbekannter beim HSV, war er doch drei Jahre (2005-2008) dort unter Vertrag. "Wie, das ist der Johannes Höcker?", war auf der Tribüne zu hören, als sein Name fiel.

Später gab es keine Nachfragen mehr. Spontan klatschten die Fans, als er ausgewechselt wurde. Zuvor hatte Höcker reihenweise bundesligataugliche Paraden gezeigt. "Das war Werbung für den Fußball", sagte sein Trainer Matthias Dieterich. Der Gelobte selbst gab die Anerkennung weiter. "Wir haben uns vor den Zuschauern und für Eintracht Norderstedt super präsentiert. Wir waren ein Team, jeder hat Gas gegeben."

Nicht ganz zufrieden waren die beiden Henstedt-Ulzburger Autogrammjäger Tom-Niclas und Yannick Raupach. Voller Hoffnung lauerten sie ihren Idolen auf, um die Stars auf ihren Fußballschuhen unterschreiben zu lassen. Doch ein Regenschauer machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. "Die sind alle gleich in die Kabine gegangen. Ich hätte so gern ein Autogramm von Mancienne gehabt", sagte Tom-Niclas, der trotzdem noch weiter ausharrte und die Hoffnung nicht aufgab. Für die neue Saison sind die beiden trotzdem optimistisch: "Platz sechs sollte es schon sein."