Das Unternehmen Caterpillar wickelt von Henstedt-Ulzburg aus die weltweite Ersatzteildistribution für Schiffsmotoren ab.

Henstedt-Ulzburg. Michael Priem schwingt sich auf den Fahrersitz und schaltet den Elektromotor des mächtigen Seitenschub-Masters ein. Bevor der erfahrene Lagerist losfährt, schaut er auf seinen Auftragszettel: Ein Kunde aus Marseille benötigt Pleuelstangen, Schwingungsdämpfer und Zylinderlaufbuchsen für den reparaturbedürftigen Dieselmotor eines Containerschiffes.

Die Zeit drängt: Innerhalb von 24 oder spätestens 48 Stunden sollen die Ersatzteile vor Ort sein. Dafür steht die Betriebsleitung der Caterpillar Motoren Henstedt-Ulzburg GmbH im Wort.

+++ Bis zu 55 Mitarbeiter sollen es in Henstedt-Ulzburg werden +++

Der komplett rechnergesteuerte Stapler nimmt dem Fahrer viel Arbeit ab. Michael Priem, den Blick immer auf den Monitor gerichtet, steuert das wendige Gefährt vor ein Hochregal. Mittels eines rotierenden Laserscanners ermittelt der "Master" auf den Zentimeter genau, wo die Ware gelagert ist - dieses Mal ist es ein Fach in 13 Meter Höhe direkt unter dem Gebäudedach.

Der Gabelstapler holt den Karton mit der gewünschten Ware aus dem Hochregal und befördert ihn nach unten. Dort warten schon die Versandmitarbeiter Michael Wellhausen und Torben Svensson. Sie haben alle Hände voll zu tun. Sie nehmen die Ersatzteile entgegen und machen sie versandfertig.

Die von dem Stammkunden in Südfrankreich bestellten Original-Ersatzteile werden per Luftfracht von Hamburg-Fuhlsbüttel aus nach Marseille befördert. Einen Tag später kann an der Mittelmeerküste mit der Reparatur begonnen werden.

Kurz darauf packen die Mitarbeiter mehrere Düsenelemente für Einspritzdüsen in einen Karton und machen ihn versandfertig. Die Sendung wird sofort abgefertigt und geht per Lastkraftwagen oder Kurier nach Dänemark. Dafür sorgt Sachbearbeiterin Sylvia Tetzlaff, die an diesem Tag einen ganzen Berg von Aufträgen zu bearbeiten hat.

"Wir sind 24 Stunden am Tag einsatzbereit, über Nacht steht ein jederzeit erreichbarer Notdienst zur Verfügung", sagt Betriebsleiter Marco Arlt. "20 000 Palettenplätze und 23 500 Handboxen sorgen dafür, dass nahezu alle Aufträge rund um die Uhr ausgeführt werden können. Von der Unterlegscheibe bis zu Teilen für 30 Tonnen schwere Portalkräne."

Das gilt auch für diesen (fiktiven) Vorfall: Das Telefon klingelt, am anderen Ende der Leitung meldet sich der Chefingenieur eines Kreuzfahrtschiffes mit mehreren tausend Fahrgästen. Es ist im westlichen Mittelmeer mit einem Maschinenschaden liegen geblieben.

"Sollte das wirklich einmal passieren, sind wir auch auf einen solchen Notfall vorbereitet", versichert Wirtschafts-Ingenieur Stefan Hoever, der am Hauptsitz von Caterpillar-Motoren in Kiel in leitender Stellung tätig ist. Als Supply Chain Manager ist er für das Bestandsmanagement verantwortlich, stellt die zeitgerechte Materialversorgung sicher und koordiniert die Produktionsabläufe innerhalb des Unternehmens.

Erstmalig wird ein Auszubildender für Lagerlogistik eingestellt

"Es kann den Reedern nicht zugemutet werden, dass ihre Kreuzfahrtsschiffe wegen fehlender wichtiger Ersatzteile wochenlang in einem Hafen liegen", sagt Stefan Hoever. Zur Caterpillar-Kundschaft gehören auch die auf der Meyer-Werft in Papenburg/Ems gebauten "Aida"-Kreuzfahrer.

Für die Energieerzeugung zum Beispiel der "AidaBella" sorgen vier Dieselgeneratoren mit einer Leistung von je 9000 kW. Die Motoren des Typs MaK 9 M 43 C können sowohl mit Diesel- als auch mit Schweröl betrieben werden. Sie zeichnen sich insbesondere durch verminderte Schadstoffwerte und geringeren Verbrauch aus.

"Es muss nicht immer etwas passieren", sagt Marco Arlt. "Auch für die Wartungsarbeiten werden wichtige Ersatzteile benötigt. In Henstedt-Ulzburg liegt alles bereit, auch eine komplette Kurbelwelle in einer zehn Meter langen Holzkiste.

Die Lager sind gut gefüllt, doch Caterpillar setzt nicht mehr wie bisher (70 bis 80 Prozent) vor allem auf das Schifffahrtsgeschäft. "Die Auftragslage im globalen Schiffbau ist weiterhin schwierig", sagt Firmen-Pressesprecher Ronald Brügmann (Kiel). "Darunter leidet naturgemäß auch die Auslastung unserer Motorenfertigung. Die vorhandenen Aufträge für Motoren zur stationären Energieerzeugung wie auch zum Einsatz in der Öl- und Gasindustrie können den Auftragseinbruch im Schifffahrtsbereich nicht ausgleichen."

Dennoch herrscht keine Weltuntergangsstimmung. "Es kommen auch wieder bessere Zeiten", glaubt Manager Stefan Hoever. Für den Fall, dass sein Wunsch Wirklichkeit wird, hat das Unternehmen einen Trumpf in der Hinterhand. Caterpillar will, wenn die Wende im Geschäft mit den Schiffsmotoren kommen sollte, weiter investieren.

Bei den Verhandlungen mit Henstedt-Ulzburg hatte sich Caterpillar eine Option auf den Erwerb eines 15 000 qm großen Geländes gleich neben dem Logistikzentrum einräumen lassen. "Die Option können wir bis Ende 2014 ausüben", sagt Stefan Hoever.

Auf eine mögliche positive Entwicklung im Schifffahrtsbereich stellt sich Caterpillar-Motoren Henstedt-Ulzburg jetzt schon ein: Zum 1. September, das erste Mal seit 2010, wird ein Auszubildender für den Bereich Fachwirt für Lagerlogistik eingestellt.

Seine erste Aufgabe wird es sein, sich auf die intensiven Sicherheitsvorkehrungen einzustellen. "Seit 779 Tagen hatten wir hier keinen einzigen Arbeitsunfall", sagt der für die Standorte Kiel, Rostock und Henstedt-Ulzburg zuständige Sicherheitsbeauftragte Andreas Leo. Die Regeln sind klar: Kein Mitarbeiter, auch nicht Bereichsleiter Marco Arlt oder Manager Stefan Hoever, darf die Lagerhalle betreten, ohne dass er eine Schutzbrille trägt.

Am kommenden Montag stellen wir Ihnen das Volkswagen-Vertriebszentrum Nord vor.