Springreiter Carsten-Otto Nagel verfolgt die Olympischen Spiele am Fernseher. Paradepferd Corradina ist nicht rechtzeitig fit geworden.

Norderstedt. "Wir fahren nach London mit dem Gefühl, dass das beste Paar zu Hause bleibt." So gratulierte Springreiterin und Olympiateilnehmerin Janne Friederike Meyer dem Sieger der Tasdorfer Turniertage, Carsten-Otto Nagel, zu seinem Erfolg.

Der Garstedter, der im Stall Moorhof in Holm arbeitet und trainiert, wird die heutige Eröffnungsfeier der 30. Olympischen Spiele und auch die Springreiterwettbewerbe am 6. (Mannschaft) und 8. August (Einzel) nur am Fernseher verfolgen. Er war für London nicht nominiert worden, nachdem er seine Teilnahme am entscheidenden Qualifikationsturnier, dem CHIO in Aachen, absagen musste.

Der Grund: Die 14 Jahre alte Stute Corradina, die im Besitz von Michael Herz ist, war nach einer längeren Trainings- und Wettkampfpause nicht mehr rechtzeitig fit geworden.

"Im März haben wir bei einer Routineuntersuchung eine Zahnentzündung festgestellt. Der Zahn wurde zwar gezogen, aber der Heilungsprozess ist leider nicht wie gewünscht verlaufen", sagte Nagel. Der 49-Jährige, der im vergangenen Jahr mit der Schimmelstute in Madrid Europameister mit der Mannschaft wurde und sich im Einzelwettbewerb die Silbermedaille sicherte, hatte bis zuletzt gehofft. "Ich wusste aber immer, dass es eng werden würde mit Olympia."

Nun war das Duo nach langer Pause wieder auf dem Turnierplatz unterwegs und bewies seine Klasse. Im Kampf um den Großen Preis von Tasdorf triumphierten Carsten-Otto Nagel und Corradina in beeindruckender Manier. Im Stechen der zwölf besten Paare lieferten sie in 42,83 Sekunden einen fehlerfreien Ritt ab. Janne Friederike Meyer wurde Zweite; die Schenefelderin benötigte für ihren Durchgang 43,13 Sekunden. Rang drei belegte der Däne Lars Bak Andersen mit Liconto del Pierre. Er blieb in 43,50 Sekunden ebenfalls fehlerfrei.

+++ Erfolge für Meyer und Nagel in Tasdorf +++

+++ Carsten-Otto Nagel kann's auch mit Cazaro +++

Carsten-Otto Nagel freute sich sehr über den Erfolg und nahm die Komplimente der Konkurrenz dankend entgegen. "Dieser Sieg tut gut", sagte der Team-Weltmeister von 2010 und fügte hinzu: "Sicher hätte auch Bundestrainer Otto Becker die Stute gerne bei Olympia gesehen. Corradina ist nun mal unbestritten eines der besten deutschen Pferde."

Aber der Gestütsleiter ist ein fairer Sportsmann und hat seine Nichtnominierung ohne zu murren akzeptiert. Nagel: "Der Trainingsrückstand ist einfach zu groß, die Olympischen Spiele kommen zu früh. Bei Pferden ist das nicht so einfach. Und Corradina ist ein ganz besonderes Tier. Sie braucht jetzt Turniere und schwere Prüfungen, um wieder richtig fit zu werden."

"Corradina und ich haben sicher noch ein paar schöne Jahre vor uns"

Dass dies irgendwann der Fall sein wird, weiß ihr Reiter ganz genau. Und vielleicht passt es ja schon bei der EM 2013 vom 19. bis 25. August im dänischen Herning. "Corradina und ich haben sicher noch einige schöne Jahre vor uns. Ihr wurde ja kein Bein abgenommen, sondern nur ein Zahn gezogen."

Welche weiteren Turniere Carsten-Otto Nagel in diesem Jahr besuchen wird, hat er noch nicht endgültig entschieden. Nach den Ereignissen der vergangenen Monate ist das durchaus verständlich, Zurückhaltung ist angesagt.

"Mit den Planungen hat es ja in diesem Jahr bekanntermaßen nicht ganz so toll geklappt. Aber wenn Corradina fit ist, nehmen wir sicher noch an einigen internationalen Wettbewerben teil, zum Beispiel im September in Calgary." Sollte das der Fall sein, wird der gebürtige Dithmarscher aus Friedrichskoog nicht beim parallel dazu stattfindenden Landesturnier in Bad Segeberg starten.

Doch jetzt drückt Carsten-Otto Nagel erst einmal seinen deutschen Nationalmannschaftskollegen in London die Daumen. Am Sonntag machen sich die Springpferde und ihre Reiter von Warendorf aus per Zug auf den Weg in die britische Hauptstadt. Am Mittwoch dürfen die Pferdesportler dann zum ersten Mal die Wettkampfstätten in Greenwich betreten.

"Ich bin sportbegeistert und werde mir Olympia rauf und runter anschauen"

Die Wettkämpfe wird sich Carsten-Otto Nagel alleine oder mit Freundin Mylene Diederichsmeier - so oft es geht - im TV anschauen. "Wir werden im Stall dafür irgendwie die Möglichkeit schaffen. Und falls das nicht klappt, kann man die Wettkämpfe ja aufzeichnen und sich dann abends ansehen."

Das bezieht der Hobby-Tischtennisspieler übrigens ausdrücklich nicht nur auf die Pferdesport-Events, sondern auf alle Disziplinen. "Ich bin von Natur aus sportbegeistert und werde mir die Olympia-Übertragungen sicher rauf und runter anschauen."

Dass sein Traum von einer eigenen Teilnahme geplatzt ist, nimmt er gelassen. Nagel: "Das Leben geht ja weiter. Andere Menschen müssen viel schlimmere Dinge ertragen."