Landwirte sind mit der ersten Ernte zufrieden, Eiscafés und Freibäder leer, in den Reisebüros boomen die Buchungen in sonnige Regionen.

Kreis Segeberg. Tief Rhiannon hat Norddeutschland mit Gewitter, Regenschauern und Windböen fest im Griff. Das Wetter verhagelt Eiscafés, Freibädern und Mode-Geschäften die Umsätze, Reisebüros profitieren von Spontan-Buchern, die Zuflucht in sonnigen Regionen suchen. Die Landwirte hingegen, sonst die ersten, die bei misslichen Wetterlagen klagen, schauen beruhigt in die Ernte-Zukunft. Noch.

"Der Regen im Juli verspricht gute Ernten bei Mais und Zuckerrüben, und wenn wir jetzt beständige Sonnentage erhalten, kann die Ernte der Wintergerste beginnen, einige Kollegen fahren bereits Gerste ein", sagt Hans-Georg Otten, Geschäftsführer vom Bauernverband des Kreises Segeberg. Wenn sich allerdings das Getreide durch die Schwere des Regens auf die Felder legen würde, wären Ernte-Einbußen programmiert. "Doch alles steht gut im Korn, und auch die Frühkartoffel-Ernte ist gut angelaufen", freut sich Otten. Ohnehin könne das Getreide dank der großen Mähdrescher binnen weniger Tage rasch eingefahren werden. Spitzenwerte könnten ohnehin nicht mehr erzielt werden, da die Trockenheit Mitte Mai das Wachstum gestört habe.

Neben Regen im Juli und August würden Mais und Zuckerrüben kurz vor der Erntezeit im September und Oktober viel Sonne brauchen. Mitte August beginnt die Ernte für Raps und Roggen. Doch gebe es in diesem Jahr deutlich weniger Raps, da sich durch das Wetter im vorigen Jahr die Einsaat verzögert habe. "Wir verlieren die Hoffnung nicht", sagt Otten.

Die restlichen Last-Minute-Reisen sind teuer, Schnäppchen ausverkauft

"Einfach weg, egal wohin, Hauptsache, die Sonne scheint", denken sich Daheimgebliebene und versuchen, kurzfristig ein Last-Minute-Angebot auf die Balearen oder nach Ägypten zu erhaschen. Das ist schwieriger als gedacht. In vielen Reisebüros herrscht momentan Stress und viel Arbeit, denn "so viele Angebote gibt es einfach nicht mehr", sagt Cornelia Höpcker vom First Reisebüro in der Rathausallee in Norderstedt. Die restlichen Last-Minute-Reisen sind teuer, Schnäppchen ausverkauft. "Wer flexibel ist, hat noch gute Chancen", sagt Dörte Jaudszims von der Tui Travelstar Hermann Touristic.

Auf den Stühlen vor den Eiscafés herrscht gähnende Leere

Drängeln sich in den Reisebüros die Regenflüchtlinge, herrscht auf den Stühlen vor den Eiscafés gähnende Leere, wenn sie nicht sowieso hochgeklappt am Tisch lehnen. "In einem normalen Sommer produzieren wir vier bis fünf Behälter Eis pro Sorte, dieses Jahr machen wir ein bis zwei Behälter pro Tag", sagt Alberto Moliterno, Inhaber des Eiscafés Fantasia in Norderstedt-Mitte. Er hat sich mittlerweile ein zweites und drittes Standbein durch ein kleines Geschäft und ein Restaurant in der Rathausallee aufgebaut. Doch Moliterno ist chronischer Optimist: "Wir geben nicht auf, der Sommer kommt bestimmt noch." Die schlechte Bilanz dieser Saison könne er jedoch nicht mehr korrigieren.

Die Freibad-Saison fällt dieses Jahr sprichwörtlich ins Wasser. Sowohl das Strandbad im Norderstedter Stadtpark als auch das Naturbad Beckersberg in Henstedt-Ulzburg sind momentan witterungsbedingt geschlossen. "Wir möchten 20 Grad und Sonne haben, bevor wir das Strandbad öffnen", sagt ein Sprecher des Arriba-Bades.

Erst 12 000 Gäste haben die Arriba-Freibäder in Norderstedt besucht

Erwähnenswert sei nur die sonnige Pfingstwoche. Die Besucherzahlen wären jetzt sehr überschaubar. Im vergangen Jahr hätten beide Freibäder des Arriba-Bades zusammen 30 000 Besucher gezählt. In diesem Jahr hätten erst 12 000 Gäste die Freibäder besucht.

"Auf gut deutsch gesagt, war die Saison bisher besch...", sagt Hanspeter Kalusok, Betriebsleiter der Roland Oase in Bad Bramstedt. In den ersten beiden Monaten der Freibad-Saison, im Mai und Juni, habe das Freibad 1500 zahlende Gäste weniger verzeichnet als im vergangenen Jahr. "Im Juli 2011 hatten wir 11 500 Gäste. Das erreichen wir sicher nicht mehr", sagt Hans-Wilhelm Martens, Geschäftsführer der Stadtwerke Bad Bramstedt. Auch das Freibad der Holstentherme in Kaltenkirchen verzeichnet deutlich weniger Besucher. "Im Vergleich zu Mai und Juni 2011 haben wir in diesem Jahr 1200 Besucher weniger", sagt Katja Müller, Sprecherin der Holstentherme.