Andrea Oppermann hat ein Buch mit Rezepten und Geschichten aus der Region rund um Bad Bramstedt geschrieben. Es ist bereits ihr elftes.
Kreis Segeberg. Über Genuss lässt sich nicht diskutieren. Über die richtigen Zutaten für eine gelungene Mahlzeit schon. Gehören in die Buttermilchsuppe nur Backpflaumen oder auch Rauchfleisch? Warum ist Basilikum in der Tomatensuppe ein Muss? Und warum gelingt der Cranberrykuchen erst, wenn reichlich gute Butter darauf zerfließt? Fragen über Fragen - Andrea Oppermann aus Wiemersdorf kennt die Antworten. Elf Kochbücher hat sie bereits geschrieben. Jetzt ist das nächste mit Spezialitäten aus ihrer Heimat erschienen. "Das Holsteiner Auenland Kochbuch - zwischen Knicks und Bookweetengrütt" heißt das Werk, das nicht nur Hobby- und Profiköche begeistern dürfte. Wer sich in dieses Buch vertieft, findet jede Menge Leckereien aus Holstein wie Buchweizengerichte, Großer Hans und Fuhlendorfer Kohlgenuss und als lesenswerte Beilage historische und heitere Geschichten aus der Region rund um Bad Bramstedt.
"Mein Antrieb war es, dem Auenland ein Gesicht zu geben und ein Wir-Gefühl zu schaffen", sagt Andrea Oppermann, die ein Jahr recherchiert hat, um aus jedem Ort des Auenlands mindestens ein Rezept zu beschaffen. In Bad Bramstedt stellte sich der Erfolg schnell ein. Expeditionsspezialist Arved Fuchs steuerte Labskaus bei, das in Mengen auf seinem Schiff verputzt wird. Bürgermeister Hans-Jürgen Kütbach überlieferte - wer hätte das gedacht? - die gekonnte Zusammensetzung einer Bürgermeistersuppe.
Schwieriger verliefen die Nachfragen in einigen kleinen Dörfer, doch mit Humor und guten Beziehungen gelang es Andrea Oppermann, selbst aus Mini-Gemeinden wie Hingstheide und Bullenkuhlen eine kulinarische Besonderheit zu beschaffen und nebenbei interessante Geschichten zu entdecken, die der pensionierte Realschullehrer Heinrich Pantel aus Kaltenkirchen aufgeschrieben hat Er hat mit dem Fahrrad das Auenland unermüdlich erkundet.
"Wir haben mit vielen, vielen Menschen gesprochen", erzählt die gelernte Hauswirtschafterin. Bürgermeister wurden kontaktiert, die Landfrauen berichteten ebenso wie die Dorfarchivare. Selbst aus dem kleinen Oeschebüttel ließ sich Spannendes berichten, obwohl der Archivar zunächst nur gemurmelt hatte: "Wir sind nur ein kleines Dorf, hier passiert nie etwas." Von wegen! Die Geschichte ist zwar schon uralt und hat sich bereits 1840 zugetragen, dafür aber umso spektakulärer. "Mord im Ort" heißt die Episode über einen Kriminalfall nach holsteiner Manier.
Zurück in die Küche und zur Auenland-Kulinarik: Buchweizen gehörte in früheren Jahrhunderten zum Speiseplan der Menschen in der Region, ist heute aber weitgehend aus den Küchen verschwunden. "Das kennen nur noch die alten Frauen", sagt Andrea Oppermann und erinnert sich mit Begeisterung daran, dass ihr diese Damen den größten Spaß bei der Arbeit beschert haben. So wie die 87 Jahre alte Frau Bestmann aus Bilsen. In ihrer Küche präsentierte Andrea Oppermann einem Fernsehteam des NDR das neue Kochbuch und erlebte dabei, dass bei alten Menschen keine einzige Zutat im Müll landet. "Bei uns ist noch nie etwas umgekommen", sagte die Rentnerin vor laufender Kamera und nahm einen beeindruckenden Schluck aus der Rumschüssel, in der sie zuvor Rosinen eingelegt hatte. Wahrhaft Historisches präsentierte der Bürgermeister des Wiebke-Kruse-Dorfes Föhrden-Barl, Hajo Hasselmann, seinen Gästen. Er besitzt ein Kochbuch aus dem Jahr 1843. Das Rezept über die Zubereitung von Mehlklößen, ist im Auenland-Kochbuch im Original nachzulesen.
Andrea Oppermann hatte auch Ex-Ministerpräsident Peter Harry Carstensen gebeten, eine Leckerei preiszugeben. Doch der als genussfreudig bekannte ehemalige Regierungschef lehnte ab. Dafür erklärt sein damaliger Finanzminister Reiner Wiegard den Lesern, wie sich schnell eine köstliche Tomatensuppe (mit Basilikum) zubereiten lässt und warum man dabei eine Schürze tragen sollte - weil die Mahlzeit im Topf blubbert und spritzt.
Andrea Oppermann hat mehrere Berufe gelernt, darunter Einzelhandelskauffrau und Hauswirtschafterin. 2001 schrieb es ich erstes Kochbuch über Zucchini, später kamen Werke über Kürbis, Eis und Pilze sowie ein Buch mit Weihnachtsrezepten dazu. "Das läuft heute noch", sagt sie. Einige Bücher haben eine Auflage von 40 000 Exemplaren erreicht, das Auenland-Kochbuch startet zunächst mit 5000.
Wenn Andrea Oppermann Rezepte vorstellt, müssen sie praktikabel sein. Im Klartext: Eine Auenland-Spezialität muss machbar sein, wenn im Alltag die Zeit knapp ist und die Zutaten im Supermarkt beschafft werden müssen.
Das Holsteiner-Auenland-Kochbuch ist in der Edition Limosa erschienen, hat 208 Seiten und kostet 21,90 Euro