Das wünschen sich Eltern, die die Stadt befragt hat. In einem Workshop können alle Norderstedter sagen, wie die Stadt lebenswert bleiben soll.

Norderstedt. Ideen gesucht: Wie lässt sich Energie sparen, wie lassen sich Mobilität und Wohnen so gestalten, dass weniger CO2 in die Luft gepustet wird? Kurz: Wie kann die Zukunft für die folgenden Generationen lebenswert bleiben? Auf diese Fragen erhofft sich die Verwaltung im Norderstedter Rathaus Antworten möglichst vieler Bürger. "Es geht weniger darum, dass wir Ideen entwickeln und realisieren, wir wollen vielmehr das kreative Potenzial möglichst vieler Menschen nutzen, um Norderstedt zukunftsfähig zu gestalten", sagte Ina Streichert vom Umweltamt, als sie die Mitmach-Termine für die Öffentlichkeit vorstellte.

Am 10. und 11. August, Freitag von 15 bis 21 Uhr, und Sonnabend von 14 bis 19 Uhr, können sich Interessierte am Zukunfts-Workshop im Rathaus beteiligen und ihrer Fantasie völlig freien Lauf lassen. "Wir werden den Workshop bewusst abseits der herkömmlichen Verfahren gestalten und Kreativ-Techniken einsetzen, die den ungehemmten Gedankenfluss fördern", sagt Streichert. Denn Ziel ist ja gerade, Vorschläge jenseits üblicher Energiesparmaßnahmen wie Fassadendämmung oder Elektromobilität einzusammeln. Erlaubt ist alles, auch die vermeintlich verrücktesten Visionen. Geplant sind eine Ideen-Auktion und ein Kommunikations-Karussell, bei dem sich die Mitfahrenden immer wieder begegnen und ins Gespräch kommen.

Mit der Ideen-Börse geht die ZukunftsWerkStadt in die nächste Runde. Norderstedt hat es im bundesweiten Wettbewerb um die innovativsten Lösungen für die Zukunft unter die Top 16 geschafft. Dafür überweist Bundesforschungsministerin Anette Schavan insgesamt 250 000 Euro auf das städtische Konto. Norderstedt hat mit einem hohen Ziel gepunktet: Bis 2040 will die Stadt als erste in Deutschland klimaneutral sein - heißt in der Praxis, es wird nur noch so viel CO2 in die Luft gepustet, wie auch durch Bäume und Moore gebunden wird. Das funktioniert nur, wenn alle mitziehen und versuchen, die CO2-Emissionen zu verringern.

In einem ersten Schritt hat die Stadt junge Eltern auf Spielplätzen befragt und ist damit den Erkenntnissen von Umweltpsychologen gefolgt. "Immer wenn ein Wandel im leben ansteht, sind die Betroffenen offen für neue Ideen und Themen. Das gilt auch für junge Eltern, die sich beispielsweise mit Ernährung und der Frage beschäftigen, was sie sich für ihr Kind wünschen", sagt Ina Streichert.

Doch die Interviews zwischen Schaukel und Klettergerüst sind dem Dauerregen zum Opfer gefallen. Mehr als 20 Fragerunden kamen nicht zusammen, die Ergebnisse sind noch mager. Aber: Klar sei, dass viele Eltern sich engagieren wollten. Beispielsweise, um ihren Kindern gemeinsam das Radfahren beizubringen. Die Jungen und Mädchen sollen möglichst früh, viel und lebenslang das umweltfreundliche und gesunde Verkehrsmittel nutzen. Doch der Lernprozess ist mühselig, gemeinsam lässt sich der leichter gestalten.

Das Umweltamt will die Interviews auf den Spielplätzen fortsetzen

Einige hätten Biokisten vermisst, sie wüssten nicht ob und wo man die Kisten mit chemiefrei angebautem Gemüse bestellen kann. Eine Adresse ist das Gut Wulksfelde, die Mitarbeiter beraten, stellen die Kisten individuelle zusammen, packen auch Milch, Butter und andere Produkte auf Wunsch mit hinein und liefern ein- bis zwei Mal pro Woche in Norderstedt aus. "Wir beliefern inzwischen 1800 Haushalte im Großraum Hamburg", sagt Maren Brakensiek, Sprecherin des Biobetriebes.

Das Umweltamt will die Interviews auf den Spielplätzen allerdings noch nicht zu den Akten legen. Nach den Ferien werden die Interviewer ihre Fragen auf den Spielplätzen im Stadtpark und im Frederikspark stellen, ganz nach dem Motto: Eine Idee gegen eine Tasse des fair gehandelten Norderstedt-Kaffees "Fairflixt goot!".

Gut ins Konzept der ZukunftsWerkStadt passen auch die Mietgärten. 90 Gärten hat die Glashütter Landwirtsfamilie Rehders auf ihrem Acker am Grünen Weg angelegt an Hobbygärtner verpachtet. Das Projekt ist einer von bundesweit mehr als 20 Mietgärten. "Meine Ernte" heißt das Modell. Gedacht waren die Mietgärten für Großstädter ohne eigenen Garten. Doch mittlerweile sind sie auch in eher ländlichen Regionen ein Erfolg wie auf Hof Rehders. 45 Prozent der 90 Gartenmieter kommen aus Norderstedt, 4,5 Prozent aus Henstedt-Ulzburg und 50 Prozent aus Hamburg. Für 2013 plant die Familie Rehders weitere Mietgärten.

Ina Streichert zählt die Mietgärten zu den ungehobenen Zukunftsschätzen, von denen sie noch einige in Norderstedt vermutet. Auch die Solarinitiative Norderstedt mit ihrem Motor Lothar Braune an der Spitze sei ein Projekt für die ZukunftsWerkStadt.

Mit den Unternehmen will die Stadt über Berufspendler sprechen

Mit im Boot sind auch Vereine und die Zukunftsschulen in der Stadt. "Angesprochen wurden wir auch schon vom Seniorenbeirat und von Kitas", sagt Ina Streichert. Die Unternehmen sollen im Herbst gezielt angesprochen werden, wahrscheinlich zu den Themen Berufspendler und Revitalisierung von Gewerbebetrieben.

In einer zweiten Runde sollen Fachleute die Vorschläge der Bürger prüfen und so weit wie möglich realisieren. "Auch dabei wollen wir die Initiatoren nach Kräften unterstützen", sagt Ina Streichert, die zunächst aber mal auf viele Ideen im Workshop hofft.

Der Kreativ-Workshop findet am 10. und 11. August, Freitag von 15 bis 21 Uhr, und Sonnabend von 14 bis 19 Uhr im Norderstedter Rathaus statt. Teilnahme ist erwünscht und kostenlos, es gibt Verpflegung, Kinder werden betreut. Interessierte müssen sich anmelden, Formulare können von der Internetseite der Stadt heruntergeladen oder unter Telefon 040/53 59 53 70 angefordert werden.