Durch eine Blutspende wurde bei Bramstedts Bürgermeister Hans-Jürgen Kütbach Darmkrebs festgestellt. Zunächst war Eisenmangel vermutet.

Bad Bramstedt. Darmspiegelung? Nein! Für Hans-Jürgen Kütbach war das kein Thema. Seit 2001 Bürgermeister in Bad Bramstedt, 52 Jahre alt, bei jedem Empfang dabei, für Bürger und Politiker immer ansprechbar. Der Mann an der Spitze der Stadtverwaltung fühlte sich fit. "Es gab keinen Anlass, zum Arzt zu gehen", sagt er. Allerdings - es gab Anzeichen für eine Erkrankung, die Hans-Jürgen Kütbach während seines oft recht hektischen Alltages zunächst nicht beachtete.

Die Diagnose "Darmkrebs" traf den Bramstedter Bürgermeister völlig unvorbereitet. Es war ein Zufall, dass dieser Krebs überhaupt erkannt wurde. Hans-Jürgen Kütbach ist schon seit vielen Jahren ein eifriger Blutspender. Drei- bis fünfmal im Jahr lässt er sich Blut abnehmen, das dann, wie bei allen anderen Blutspendern auch, genau untersucht wird, bevor es als Blutkonserve genutzt werden kann. So war es auch im Juni 2011. Aber dieses Mal fiel das Ergebnis der Blutuntersuchung etwas anders aus als in den vielen Jahren zuvor: Es deutete auf einen Eisenmangel hin.

Der Verlust von Eisen durch Blutungen kann für eine Anämie verantwortlich sein. Irgendetwas also war zu diesem Zeitpunkt im Körper des Bürgermeisters nicht so, wie es sein sollte.

Die endoskopische Untersuchung brachte schließlich Gewissheit: Krebs im Dickdarm. Eine Diagnose, die Ehefrau Bianca einen gehörigen Schreck einjagte, die für den Betroffenen selbst aber auch ein Gefühl der Erleichterung mit sich brachte: "Jetzt wusste ich also, das ist die Ursache; der Übeltäter sitzt im Darm." Und Hans-Jürgen Kütbach fing an nachzudenken. Eine gewisse Schlappheit, die sich über Monate hinweg schleichend über ihn gelegt hatte - das hatte er tatsächlich registriert. "Aber ich hatte eigentlich nie das Gefühl, jetzt musst du mal zum Arzt gehen." Und noch etwas hatte er ignoriert: In der eigenen Familie gibt es eine Darmkrebs-Vorbelastung.

Dann ging alles ganz schnell. Im Friedrich-Ebert-Krankenhaus in Neumünster wurde dem Bramstedter Bürgermeister ein Teil des Darms per minimal-invasiver Operationstechnik ("Schlüsselloch-Methode") entfernt. Mit einer Pillenkamera, die während der Reise durch den Körper alle zehn Sekunden eine Blitzlichtaufnahme macht und die Bilder per Bluetooth überträgt, war der Körper vorher weiter untersucht worden, um zum Beispiel festzustellen, ob auch der Dünndarm von Tumoren oder Polypen befallen ist.

Die Gewebeuntersuchung ergab schließlich, dass ein Lymphknoten in der Nähe befallen war. Hans-Jürgen Kütbach bekam eine adjuvante (vorbeugende) Chemotherapie, um die Möglichkeit eines Rückfalles zu verringern und damit die Chancen auf eine Heilung weiter zu erhöhen. Voraussetzung dafür ist immer eine erfolgreiche Operation, in der zuvor der Tumor vollständig entfernt werden konnte. Alle zwei Wochen musste er sich dafür in die Tagesklinik in Neumünster begeben, jeweils 48 Stunden trug er dann eine transportable Druckflasche mit sich herum.

Während dieser Zeit konnte Hans-Jürgen Kütbach weiterarbeiten. Die Chemotherapie veränderte zwar sein Geschmacksempfinden leicht, das Wachstum der Haare verlangsamte sich, insgesamt aber fühlte er sich kaum beeinträchtigt. Im vergangenen Februar war die Chemotherapie abgeschlossen, danach trat Hans-Jürgen Kütbach einen Erholungsurlaub an. Bis heute spürt er Nach- und Nebenwirkungen: Eine neuropathische Reaktion an Händen und Füßen. Ein leichtes Kribbeln also. Der Tastsinn ist noch eingeschränkt.

Vor wenigen Wochen musste noch einmal ein Eingriff vorgenommen werden: Ein großer Polyp wurde aus dem Darm entfernt. Der histologische Befund ergab keine Bösartigkeit, die Ärzte hatten jedoch nicht ausgeschlossen, dass dieser Polyp eines Tages hätte bösartig werden können.

Für Hans-Jürgen Kütbach, der zurzeit einen Erholungsurlaub in den Bergen macht, hat jetzt die fünfjährige Nachsorgezeit begonnen. Er wird halbjährlich bis jährlich untersucht. Für ihn ist klar, dass der "Weckruf" gerade rechtzeitig gekommen ist. "Hätte ich den ignoriert, so wäre es wahrscheinlich irgendwann zu einem Darmverschluss gekommen."

Nach all den Behandlungen fühlt sich der Bramstedter Bürgermeister noch nicht wieder ganz fit. Während des internationalen Musikfestes vor zwei Wochen in Bad Bramstedt ließ er sich jedoch nichts anmerken. "Für den Umzug durch die Stadt reichte es noch." Insgesamt aber musste er auch während dieser dreitägigen Großveranstaltung kürzertreten - das allerdings machte er so geschickt, dass es wohl kaum jemand bemerkte.

Für Hans-Jürgen Kütbach ist es ganz deutlich geworden, wie wichtig Vorsorgeuntersuchungen sind. Er rät jedem, sich rechtzeitig für eine Darmspiegelung anzumelden.