Nachdem vier Menschen bei schweren Unfällen im Kreis Segeberg starben, beklagt Andreas Breitner menschliches Versagen und fehlende Moral auf den Straßen

Kreis Segeberg. Schleswig-Holsteins Innenminister Andreas Breitner hat alle Verkehrsteilnehmer zu mehr Rücksicht und zu einer konsequenten Beachtung der Straßenverkehrsordnung aufgefordert. Anlass für den Appell des Sozialdemokraten ist eine Vielzahl schwerer Verkehrsunfälle am vergangenen Wochenende im Norden. Schwerpunkt war der Kreis Segeberg. Im Kreisgebiet starben, wie berichtet, vier Menschen auf den Straßen, zwei wurden lebensgefährlich verletzt. Die erschütternde Unfallserie wird durch einen Schwerstverletzten und mehrere leicht Verletzte komplettiert.

Nach dem dramatischen Unfall in Hardebek schweben ein Mann und eine Frau noch immer in Lebensgefahr. Unter den drei Toten soll der 46 Jahre alte Vizepräsident des Bandidos-Chapters Rügen sein, sagte Oberstaatsanwältin Birgit Heß. Ob die beiden anderen Verkehrstoten ebenfalls zur Rockerszene gehörten, sei unklar. Ein Manipulieren des Fahrzeugs oder Fremdverschulden schließen die Ermittlungsbehörden definitiv aus. Es bestehe aber der Verdacht, dass der 26 Jahre alte Fahrer alkoholisiert war. Das Ergebnis einer Blutprobe liege noch nicht vor. Das verunglückte Auto soll am Samstag unterwegs gewesen sein zur Eröffnungsfeier des neuen Clubhauses der Bandidos in Wahlstedt.

Ein 76 Jahre alter Motorradfahrer starb, nachdem er in Norderstedt mit einer landwirtschaftlichen Zugmaschine kollidiert war. Bei einem Unfall an der Abfahrt von der Bundesstraße 430 nach Gönnebek wurde am Sonnabend ein Mann schwerst, einer leicht verletzt. Am Sonntagabend schließlich musste die Polizei zu einem schweren Unfall auf der Autobahn 21 ausrücken. Eine 46-Jährige aus dem Kreis Plön war mit einem VW Golf bei unwetterartigen Regenfällen in falscher Richtung auf die Autobahn gefahren. Gegen 22 Uhr kollidierte ihr Golf mit einem Mercedes, der von einem 36 Jahre alten Berliner gesteuert wurde. Beide wurden leicht verletzt. Die A 21 wurde ab Anschlussstelle Schwissel in Richtung Süden für etwa eine Stunde voll gesperrt. Die "Geisterfahrerin" musste ihren Führerschein abgeben, ein Strafverfahren wurde eingeleitet.

In den ersten sechs Monaten dieses Jahres kamen auf schleswig-holsteinischen Straßen 49 Menschen ums Leben, im ersten Halbjahr 2011 verunglückten 45 Menschen tödlich, sagte Minister Breitner. Überhöhte Geschwindigkeit, Unachtsamkeit und Fehler beim Einbiegen waren dabei die Hauptunfallursachen. "Die meisten Unfälle sind auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen", sagte Breitner. Dazu komme es teilweise unbewusst. Die Polizei stelle aber leider auch oft fest, dass Regeln absichtlich nicht beachtet würden. "Um die Verkehrsmoral ist es nicht gut bestellt", sagte Breitner, der dafür eine allgemeine gesellschaftliche Entwicklung verantwortlich macht. Wichtige Regeln würden nicht mehr als zwingende Verpflichtung empfunden.

Mit schärferen Gesetzen, höherem Bußgeld und zusätzlichen Kontrollen allein könne man fehlendem Unrechts- und Verantwortungsbewusstsein auf die Dauer nicht erfolgreich begegnen. Die Polizei werde trotz der hohen Einsatzbelastung den Straßenverkehr weiter intensiv überwachen. "Allerdings ist jeder Verkehrsteilnehmer verpflichtet, mit seinem eigenen Verhalten zu mehr Verkehrssicherheit beizutragen", sagte der Minister.