Im Kreis Segeberg sind 16 Elektroautos zugelassen. Die einzige öffentliche E-Tankstelle gibt es in Norderstedt und die wird wenig genutzt.

Kreis Segeberg. Die Zahl der im Kreis Segeberg zugelassenen Elektroautos ist noch überschaubar: 16 waren es bis gestern, teilt die Kfz-Zulassungsstelle in Bad Segeberg mit. Jutta Hartwieg, Landrätin im Kreis Segeberg, darf in den nächsten Wochen ebenfalls mit einem E-Mobil durch die Gegend fahren. Die Schleswig-Holstein Netz AG überreichte ihr ein Elektro-Testfahrzeug von Mitsubishi, dass sie bis Mitte Januar benutzen darf.

Die Chefin der Kreisverwaltung will den i-Miev (Mitsubishi innovative electric vehicle) tatsächlich für kürzere Fahrten nutzen. Für längere Autofahrten allerdings greift sie auf ihren Dienstwagen nebst Fahrer zurück.

Mit ihrem i-Miev kommt die Landrätin nur 150 Kilometer weit

Ob Jutta Hartwieg mit dem Dienstwagen besser fährt, ist fraglich. Weiter kommt sie damit in jedem Falle. Denn der rund 35 000 Euro teure i-Miev hat eine maximale Reichweite von 150 Kilometern. Dann muss er aufgeladen werden - und das kann kritisch werden: In ganz Schleswig-Holstein gibt es sechs E-Tankstellen, eine davon in Norderstedt: Auf dem Gelände des Renaulthauses Lüdemann & Sens an der Hökertwiete kann jedes Auto aufgeladen werden. Kosten: Fünf Euro. Ladezeit: sechs bis acht Stunden.

Christopher Drechsler, der für die E-Autos bei Lüdemann & Sens technisch zuständig ist, glaubt nicht, dass diese Tanke stark genutzt wird. Zwar wird in der Hökertwiete das Elektroauto Renault Kangoo Z.E. angeboten, aber verkauft wurde es bisher noch nicht. Das Fahrzeug kostet 20 000 Euro, die Batterie muss für 72 Euro im Monat gemietet werden. Christopher Drechsler und Verkaufsmitarbeiter Simon Kühnel gehen eher davon aus, dass eventuell verkaufte Fahrzeuge zu Hause geladen werden: Die erforderliche Wallbox und die Installationskosten belaufen sich zusammen auf etwa 1000 Euro. Das heimische Aufladen kostet, je nach Stromanbieter, etwa fünf Euro.

Andere Autohäuser im Kreis Segeberg bieten offenbar keine Elektroautos an. Zwar gibt es Elektroautos von Peugeot (kann nur geleast werden) Nissan und Citroen, aber die hiesigen Händler haben sie nicht im Angebot. Bei Citroen Schwerdtfeger in Henstedt-Ulzburg können aber Probefahrten mit dem C-Zero und dem Berlingo First Electric arrangiert werden.

Der i-Miev von Mitsubishi ist im Autohaus Kille in Neumünster zu haben. Und tatsächlich: Einige Fahrzeuge wurden, vor allem an Stadtwerke und Kommunen, bereits verkauft. Über die genauen Verkaufszahlen wird jedoch nichts gesagt.

Ein Projekt des Hamburger Elektroauto-Pioniers Sirri Karabag in Norderstedt könnte die Zulassungszahlen in den kommenden Jahren fast verdreifachen. Karabag plant im Baugebiet Müllerstraße-Süd in Norderstedt-Glashütte den Bau von 40 Einzel- und Doppelhäusern, die alle eine Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach haben, die im Jahr mindestens 3000 Kilowattstunden Strom produziert.

Elektroauto-Pionier Karabag plant den Bau von 40 Doppel- und Einzelhäusern

Jeder Bauherr verpflichtet sich, für 29 000 Euro den von Karabag entwickelten Fiat 500e mit seiner Lithium-Polymer-Batterie zu kaufen. Über das Auto wird das Problem der Speicherung der regenerativen Energie gelöst. "Überschüssige Energie wird im Auto gespeichert", sagt Karabag. Sie kann dort für die Mobilität genutzt werden oder in der Nacht oder in sonnenarmen Perioden wieder an das Haus abgegeben werden.

Karabags Pläne werden derzeit in den Fachausschüssen der Stadtverwaltung diskutiert. Die Erschließung des Baugebietes an der Müllerstraße wurde mit Anwohnern kontrovers diskutiert. Denn die Neubürger in den 40 Häusern sorgen für eine Mehrbelastung, die die unzureichend ausgebaute südliche Müllerstraße nicht aufnehmen kann. Die Stadt will die Straße ausbauen, was sowohl für die Stadt selbst als auch für die Anwohner und den Investor anteilige Kosten bedeutet. Im Januar wird die Stadt darüber erneut in einer Informationsveranstaltung mit den Anwohnern diskutieren.

Der Zeitplan für das Bauprojekt: Mit einem rechtskräftigen Bebauungsplan rechnet die Stadt bis Ende 2012, mit dem Abschluss der Bauarbeiten an den Häusern Ende 2014. Danach soll die Müllerstraße bis 2015 ausgebaut werden, die Veranlagung der Kosten ist etwa für 2017 geplant.

Im Norderstedter Bürgerhaushalt 2012/2013 war es eine der Forderungen der Bürger an die Stadtverwaltung: Mehr Elektrofahrzeuge in den Fahrzeugpark der Stadt! Die Norderstedter Stadtverwaltung hat bekundet, dass sie bei der Ersatzbeschaffung von Autos in den nächsten Jahren den Markt sehr genau beobachten und gegebenenfalls Elektrofahrzeuge beschaffen wolle. 2012 soll die Anschaffung von Elektrofahrzeugen für die Friedhöfe und die Kernverwaltung zumindest geprüft werden.

Jedoch seien Einsatzfahrzeuge, etwa für die Feuerwehr oder den Bauhof, höchst selten zu bekommen. Außerdem müsse bei der Anschaffung von Elektrofahrzeugen mit einem 50-prozentigen Aufpreis gerechnet werden, und sie hätten das Manko der bei der Wiederbeschaffung sehr teuren Batterien. Die Stadt achte beim Fahrzeugkauf grundsätzlich auf die Einhaltung der höchsten Euro-Norm. Es werde immer das umweltfreundlichste unter den konventionellen Fahrzeugen beschafft.