Eltern sind empört, dass Politessen am Friedrichsgaber Weg in Norderstedt 15 Euro fürs Falschparken kassieren. “Das ist totale Abzocke.“

Norderstedt. Es dauert meist nur fünf Minuten, teilweise vielleicht auch sechs oder sieben. Vorfahren, Motor ausstellen, das Kind an die Hand nehmen und dann schnellen Schrittes in das Kinderhaus der Paul-Gerhardt-Gemeinde. Doch aus dem routinemäßigen Prozedere ist für die Eltern der Kindertagesstätte am Friedrichsgaber Weg ein Ärgernis geworden.

Denn die Stadt Norderstedt hat ein Vorhaben umgesetzt, das Rathaussprecher Hauke Borchardt jetzt noch einmal in Erinnerung ruft. "Wir haben das Parken in zweiter Reihe auf der Fahrbahn beobachtet und dann öffentlich erklärt, warum wir dieses zu einem Schwerpunkt machen", sagt er. In Konsequenz waren somit am vergangenen Freitagmorgen mehrere Politessen vor Ort und verteilten "Tickets". Wer die zulässige Marke von drei Minuten überschritt, bekam eine Strafe von 15 Euro aufgebrummt.

Zurück blieben empörte Mütter und Väter. "Das ist eine totale Abzocke", schimpft Britt Howe Giesener, 41. Sie erzählt, dass sie sich jeden Morgen hetzt, um erst ihre beiden Söhne Magnus, 1, und Bengt, 6, in die Kita zu bringen, um dann zur Arbeit weiterzufahren.

"Mein Punkt ist, dass wir Eltern alle im Stress sind. Wir laden die Kleinen ab und fahren dann weiter in die Firma. Wir sind doch keine Langzeitparker. Und ich will auch keine Brötchen kaufen", so Howe Giesener, die beruflich als Projektplanerin in der Baubranche tätig ist. Sie fordert - wie auch andere Eltern des evangelischen Kinderhauses -, dass das eingeschränkte Halteverbot aufgehoben wird und beispielsweise durch einen extra ausgewiesenen Parkbereich ersetzt wird. Schließlich sei das Abstellen von Fahrzeugen in diesem verkehrsberuhigten Teil des Friedrichsgaber Weges, der in diesem Bereich eine 30-Kilometer-Zone ist, ansonsten erlaubt.

Die Stadtverwaltung befürchtet chaotische Zustände ohne Parkverbote

Der Norderstedter Stadtverwaltung war im Vorwege bewusst, dass Beschwerden kommen würden. Borchardt erläutert, warum gerade für diese rund 25 Meter die Verbotsschilder aufgestellt wurden: "Es ist eine Frage der Sicherheit. Gerade bei den Kitas wird kreuz und quer geparkt. Und bei uns beschweren sich Leute, die mit dem Fahrrad kommen, über die Autos."

Er befürchtet ein "heilloses Chaos", wenn die Halteverbotszonen keinen Bestand mehr haben. Der Norderstedter Politik geht es also nicht unbedingt um Einzelfälle, sondern um eine generelle Vorgehensweise für Kindergärten, Kindertagesstätten oder auch Grundschulen.

Wenn die Eltern am Nachmittag ein zweites Mal vorfahren, um die Kinder wieder abzuholen, ist die Situation ähnlich. Auch Britt Howe Giesener ist dann in Eile, muss ihren Kindern die Winterkleidung anziehen und führt anschließend oft noch Gespräche mit Erzieherinnen. In 180 Sekunden ist dies normalerweise nicht zu bewältigen.

Vor der Kita ist dann Hochbetrieb. Viele Kinder laufen über den Fußweg und kommen der Straße nahe. Dort rauschen zahlreiche Autos vorbei - viele gefühlt eher mit 50 statt der vorgeschriebenen 30 Stundenkilometer. Auch deswegen wollen die Eltern ungern weite Strecken zurücklegen, um zu den Fahrzeugen zu gelangen. "Es sollten lieber einmal Blitzer aufgestellt werden", fordert Howe Giesener.

"Wir haben Verständnis, aber die Bürger müssen auch für uns Verständnis haben", sagt Hauke Borchardt. Er rät noch einmal, dass Eltern notfalls in Seitenstraßen der Kitas und Schulen parken sollten, sofern sie nicht auf das Auto verzichten können. Der von Elternseite geäußerten Vermutung, es ginge der Stadt lediglich um eine schnelle Einnahmequelle, entgegnet der Rathaussprecher: "Wir wollen nicht abzocken. Es geht um die Sicherheit im Straßenbereich - auch wenn der eine oder andere das nicht verstehen will." Britt Howe Giesener bleibt jedoch bei ihrer Ablehnung und sagt: "Es sollte im Sinne der Familien geregelt werden."