Wer den Parkplatz der Kreisberufsschule am Wochenende nutzen will, ist mit 500 Euro dabei. Norderstedt protestiert

Norderstedt. "Unmöglich" lautet der ebenso knappe wie klare Kommentar von Hans Siebke zu einem erneuten Streit zwischen Norderstedt und dem Kreis Segeberg. Nachdem die Norderstedter mal wieder die Kreisumlage als unangemessen bezeichnet hatten, kritisiert der Vorsitzende des Kreissportverbandes, dass der Kreis Gebühren für die Parkplätze der Kreisberufsschule an der Moorbekstraße in Norderstedt kassiert. Dort stellen am Wochenende Zuschauer und Sportler ihre Fahrzeuge ab, wenn sie sich zu Wettkämpfen und zum Anfeuern in der Moorbek-Sporthalle treffen. Die Halle gehört der Stadt, die Parkplätze zur Kreisberufsschule und damit dem Kreis. Dennoch lief die kostenfreie Nutzung lange laut- und reibungslos.

Zahlt der Veranstalter nicht, so bleibt die Schranke unten

Doch seit einiger Zeit verlangt das Gebäudemanagement des Kreises Segeberg (GMSE), das die Liegenschaften des Kreises betreut, 500 Euro pro Tag für die rund 350 Stellplätze. Zahlt der Veranstalter nicht, bleibt die Schranke unten. Die Folge: Besucher und Aktive stellen ihre Fahrzeuge an der Moorbekstraße ab. Das wilde Parken wiederum verärgert die Anwohner.

"Das ist nun wirklich keine Werbung für eine Stadt, die sich auch als Sport- und Freizeitstadt sieht", sagt Jussoff Khadjeh-Nouri vom "Tanzcentrum die 3" in Norderstedt. Er nutzt die Moorbekhalle, die zu den größten Schulsporthallen in Schleswig-Holstein zählt und gerade für Großveranstaltungen gern und oft gebucht wird, regelmäßig. Erst vor vier Wochen waren mehr als 2000 Zuschauer und Sportler in der Halle, als die norddeutschen Hip-Hop-Meister ermittelt wurden.

Auch der Tanzsport-Veranstalter sollte zahlen, hat er aber nicht. "Diese Summe kann normalerweise kein Veranstalter aufbringen", sagt Khadjeh-Nouri, der das Problem ortskundig und geschickt umgangen hat. Die Busse, die die jungen Tänzer zur Halle transportieren, haben kurz auf der Moorbekstraße gestoppt. Die Jugendlichen stiegen aus, und die Busse fuhren weiter zur Oststraße - im dortigen Gewerbegebiet gibt es gerade an Wochenenden jede Menge Parkflächen, die nicht besetzt sind. "Doch das kann auf Dauer keine Lösung sein. Es braucht ja nur mal jemand etwas im Bus zu vergessen, das ist ohne großen Aufwand nicht zu beschaffen. Und auch die Busfahrer sind damit nicht einverstanden", sagt der Inhaber des Tanzcentrums.

"Zunächst mal sind das keine öffentlichen, sondern Schulparkplätze. Und für die müssen wir schon aus versicherungstechnischen Gründen Nutzungsvereinbarungen abschließen", sagt GMSE-Leiter Rüdiger Wulf. Er und seine Mitarbeiter haben die Parkplatz-Situation an der Moorbekhalle überprüft und festgestellt, dass dort Schäden entstanden sind. Befestigungs-Anker seien in den Boden geschlagen worden und hätten Löcher im Belag hinterlassen, Poller würden umgefahren, und regelmäßig hinterließen Sportler wie Zuschauer nicht unerhebliche Mengen an Müll.

Die Gebühren sollen helfen, Reparaturen und Müllentsorgung zu finanzieren. "Wenn man 500 Euro auf 350 Parkplätze umlegt, ergibt das nicht mal 1,50 Euro pro Platz und Tag. Verglichen mit kostenpflichtigem Parken in Hamburg oder in anderen Städten ist das doch wirklich ein sehr geringer Betrag", sagt Wulf.

Thomas Filter runzelt die Stirn: "Diese Poller fährt niemand so leicht um", sagt der Hallenwart der Moorbekhalle und zeigt auf die massiven Begrenzungspfosten aus Stein. Die Löcher im Boden habe der "Bund der Selbständigen" hinterlassen, als die Aussteller für die Herbstmessen Zelte aufgestellt und Anker in den Boden getrieben haben. "Dafür haben die Veranstalter aber auch bezahlt. Und von Müllmengen kann auch nicht die Rede sein, die Veranstalter sorgen dafür, dass der Abfall eingesammelt wird", sagt Filter, der auf Seiten der Sportler und immer mitten im Geschehen ist. Er hat die Schranke geöffnet, doch dann habe man ihm den Schlüssel abgenommen.

Auch die Stadt Norderstedt stellt sich hinter die Sportler: "Es ist uns völlig unverständlich, warum der Kreis über sein Gebäudemanagement plötzlich Gebühren kassiert", sagt Hauke Borchhardt, Sprecher der Norderstedter Stadtverwaltung. Es sei kein Verein finanziell in der Lage, diese Summe aufzubringen.

Norderstedt erwägt nun, ihrerseits den Kreis zur Kasse zu bitten

Hält der Kreis an der Kostenpflicht fest, werde das dazu führen, dass immer weniger Veranstaltungen in der Moorbekhalle stattfinden und das sportliche Leben in der Stadt auf die Verliererstraße gerät. "Man wünscht sich doch als Sportler, dass viele Zuschauer kommen", sagt Borchardt, der zudem mangelnden Informationsfluss beklagt: "Nach meinen bisherigen Recherchen hat uns niemand über die Veränderung in Kenntnis gesetzt."

Die Stadt werde umgehend das Gespräch mit Landrätin Jutta Hartwieg suchen, um das Problem zu lösen. Hält der Kreis an der Gebührenregelung fest, werde sich die Stadt wehren. Da fällt Borchhardt auf Anhieb ein eindrucksvolles Beispiel ein: "Ich weiß nicht, was die Verantwortlichen in Bad Segeberg sagen würden, wenn die Stadt Norderstedt Gebühren dafür erhebt, dass die Jugendlichen der Kreisberufsschule die Moorbekhalle für den Sportunterricht nutzen dürfen."

Auch Hans Siebke will möglichst schnell mit den Verantwortlichen sprechen, damit die Gebührenpflicht umgehend aufgehoben wird. "Sonst ist das Sportleben tot", sagt der Vorsitzende des Kreissportverbandes.