Der südliche Schützenwall im Gewerbegebiet soll die akute Platznot des Mineralwasser-Herstellers lösen und zum Firmengelände werden.

Norderstedt. Beinahe wäre eine Erfolgsgeschichte beendet worden, die seit 1978 im Gewerbegebiet Stonsdorf geschrieben wird. Die Magnus-Mineralbrunnen GmbH wollte abwandern, sich irgendwo eine neue Quelle erschließen und Norderstedt den Rücken kehren. "Wir platzen an unserem Standort am Langenharmer Weg aus allen Nähten, wir sind total eingeengt und hatten bislang keine Möglichkeit, uns zu erweitern", sagt die Geschäftsführerin Gaby Gaßmann, 38. Mit 40 Millionen Abfüllungen im Jahr - bis zu 36 000 Flaschen am Tag - ist das Familienunternehmen einer der größten unabhängigen Getränkehersteller in Norddeutschland. Um dieses Pensum trotz Platznot zu stemmen, arbeiten die 28 Mitarbeiter am Langenharmer Weg auf zwei Stockwerken: Im Erdgeschoß wird das Leergut angeliefert, ein Fahrstuhl bringt die Kisten zur Abfüllanlage im oberen Stock, hier werden sie dann abgefüllt.

Nach langen Verhandlungen mit der Stadt wurde jetzt eine Lösung gefunden: Die Stadt opfert eine ganze Straße, widmet sie zum Firmengelände um. So kann der Magnus-Brunnen weiter Norderstedter bleiben. Gaby Gassmann will nun acht bis zehn Millionen Euro am Standort Stonsdorf investieren und Arbeitsplätze für mindestens fünf neue Mitarbeiter schaffen.

Die Straße, auf die die Stadt ohne Not verzichten kann und die die Entwicklung des Magnus-Mineralbrunnens möglich macht, ist der südliche Teil des Schützenwalls. Er verläuft direkt am östlichen Rand des Magnus-Firmengeländes und verbindet den Langenharmer Weg und der Stormarnstraße. Früher war die Straße beidseitig befahrbar, derzeit nur als Einbahnstraße von der Stormarnstraße zum Langenharmer Weg. Die Nord-Süd-Verbindung ist entbehrlich, weil seit der Landesgartenschau der Verkehr über den Kreisverkehr vom Langenharmer Weg über den neuen Stormarnkamp zur Stormarnstraße fließt.

Am Rand des Firmengeländes wird ein neuer Fuß- und Radweg entstehen

Magnus-Mineralbrunnen hat bereits das östlich des Schützenwalls gelegene Nachbargrundstück samt dem ehemaligen Bürogebäudes eines Klimageräteherstellers gekauft. Zusammen mit dem Verbindungsstück Schützenwall kann Magnus dadurch sein Firmengelände nahezu verdoppeln.

Damit Fußgängern und Fahrradfahrern durch die Schließung des Schützenwalls keine Umwege entstehen, wird am östlichen Rand des neuen Magnus-Firmengeländes ein neuer Geh- und Radweg mit Beleuchtung gebaut. Die Stadt investiert 25 000 Euro in den Weg.

30 000 Euro kommen für die Begrünung auf dem Langenharmer Weg, der Stormarnstraße und entlang des neuen Geh- und Radweges dazu. Es sollen Eichen, Winterlinden und Hainbuchen gepflanzt werden. Gaby Gaßmann kann die Erfolgsgeschichte ihres Unternehmens also fortsetzen. Mit 29 Jahren hatte sie die Geschäftsleitung des Brunnens von ihrem Vater übernommen. Mit unternehmerischem Geschick und Sinn für Marketing hat Gassmann die Umsätze seither um 30 Prozent gesteigert und auf einen einstelligen Millionenbetrag gebracht. Nebenbei baute sie sogar eine zweite Firma auf: Die Magnus-Hall, ein Veranstaltungszentrum an den Elbbrücken. Gaby Gaßmann hat es verstanden, ihrem Wasser ein positives, lebensfrohes Image zu verpassen. Dafür stehen Luftblasen und bunte Farbe auf den Etiketten. Gaßmanns Spezialgebiet ist das Marketing. Nach Abitur und Banklehre studierte sie BWL, arbeitete beim Aufbau der Berliner Werbeagentur Heimat mit. Als sie die Firma übernahm, hatte sie keine Ahnung von Logistik oder Technik. "Damit die Mitarbeiter mich nicht als Püppchen wahrnehmen, habe ich erst mal Praktika bei anderen Mineralbrunnen gemacht", sagt Gassmann.

Das Wasser für die 20 Mineralwasser, Saftschorlen und Limonaden zapft Magnus in einer Tiefe von 430 Metern aus drei Quellen ab. Täglich werden Tausende Liter natürliches Mineralwasser nach oben gepumpt. Das Wasser enthält wenig Mineralien, ist deswegen auch für Säuglinge geeignet. Von Spezialfiltern wird es von Eisen und Mangan befreit, ehe es in drei große Vorratstanks gepumpt wird und dort für die Abfüllung bereit steht.

Gegründet wurde das Familienunternehmen schon 1900 als Söt un Sur in Stuckenborstel. Man produzierte Apfelsöt, Sötings-Limonaden und Surling, Tafelwasser mit Rebsur, aromatisierten Weinessig. 1978 ging es nach Norderstedt mit der Produktion, in Stuckenborstel blieb nur ein Getränkegroßhandel. Der wurde 2005 geschlossen, heute gibt es nur noch Magnus.