Die Arbeiten für die Erweiterung auf sechs Spuren sollen erst 2014 beginnen. Bislang war von 2013 die Rede. Vier Jahre lang soll es dauern.

Kreis Segeberg. Das Kieler Verkehrsministerium nennt auf seiner Homepage das Datum, das bislang in Schleswig-Holstein als Grundlage für alle Planungen galt: 2013. Noch immer glaubt man in der Landesregierung, dass in zwei Jahren der Ausbau der Autobahn 7 von vier auf sechs Streifen beginnen wird. Doch davon ist jetzt bei der Planungsgesellschaft keine Rede mehr. Die "Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und bau GmbH" (Deges), die dem Bund und mehreren Bundesländern gehört, geht jetzt von einem Baubeginn im Jahr 2014 aus.

Deges-Sprecherin Etta Schulze spricht nicht von einer Verschiebung oder unvorhergesehenen Ereignissen, sondern von einem aktuellen Planungsstand. "Der Termin 2013 galt in einer sehr frühen Phase", sagte sie. "2014 ist korrekt."

Die Bauarbeiten werden vier Jahre dauern

Ursache für die Verzögerung sind offenbar Probleme bei den Planfeststellungsverfahren, die länger als erwartet gedauert haben. Zwar heißt es auf der Homepage des Kieler Verkehrsministeriums immer noch: "Für alle Abschnitte in Schleswig-Holstein sollen im Jahr 2011 die Planfeststellungsbeschlüsse vorliegen." Doch ein rechtskräftiger Beschluss und damit gültiges Baurecht liegt nur für den südlichen Abschnitt von Schnelsen-Nord bis Quickborn vor. Mit den Beschlüssen für den Rest der Strecke rechnet die Deges erst im kommenden Jahr.

Vier Jahre wird der Ausbau der wichtigen Nord-Süd-Verbindung zwischen dem Bordesholmer Dreieck und der Hamburger Landesgrenze dauern. Die Verbreiterung des 60 Kilometer langen Abschnitts wird nicht der Bund zahlen, sondern an Baufirmen vergeben. Sie bezahlen die Bauarbeiten, kümmern sich danach je nach Vertragsvariante für die Dauer von 25 oder 30 Jahren um Reparatur und Winterdienst und kassieren dafür die Lastwagen-Maut, die auf dem Streckenabschnitt anfällt.

Vorbild für die private Finanzierung ist die Autobahn 1

Die Deges geht auf ihrer Homepage von Investitionskosten für den sechsstreifigen Ausbau in Höhe von 279,5 Millionen Euro aus. Mit einem Vertragsabschluss sei nicht vor der zweiten Jahreshälfte 2013 zu rechnen, sagte Deges-Sprecherin Etta Schulze. Bauunternehmen und Behörden müssen sich bei ihren Planungen eng mit der Stadt Hamburg abstimmen, die die A 7 streckenweise auf acht Spuren erweitern und unter einem Deckel verschwinden lassen will.

Vorbild für das Verfahren, einem Konzessionär Bau und Betrieb zu überlassen, ist unter anderem die Autobahn 1 zwischen Hamburg und Bremen, die ebenfalls in privater Regie sechsspurig ausgebaut wird. Dass die längste Autobahnbaustelle der Republik im kommenden Jahr vermutlich früher als geplant fertig wird, führen Fachleute darauf zurück, dass die Baufirma ein großes Interesse an einem hohen Tempo hat. Je eher die Strecke eröffnet wird, desto schneller sind die Mauteinnahmen zu erwarten.

Mit der Verschiebung des Baubeginns bleibt dem Kreis Segeberg und den Kommunen mehr Zeit, sich auf den Verkehr vorzubereiten, der auf sie zukommen wird. Verkehrsplaner vermuten, dass die Arbeiten und Unfälle zu erheblichen Behinderungen auf der A 7 führen werden, sodass Autofahrer Ausweichstrecken nutzen werden. Bereits vor mehr als einem Jahr hatte ein Verkehrsplaner der Kreisverwaltung von einer "schwierigen Phase für die Anliegergemeinden entlang der Bundesstraße 4" gesprochen. Weitere Belastungen sind auf der Bundesstraße 432 und der Autobahn 21 zu erwarten, die viele Autofahrer als Bypass für die A 7 nutzen werden.

Der Sprecher des Ministeriums bleibt optimistisch

Auch beim Bau der Autobahn 20 könnten sich möglicherweise die Pläne ändern. Noch ist die Finanzierung der meisten Abschnitte westlich von Bad Segeberg inklusive der mindestens 900 Millionen Euro teuren Elbquerung bei Glückstadt nicht gesichert. Lediglich für den Abschnitt von Weede nach Wittenborn, der an Bad Segeberg vorbeiführt, hat der Bund die Finanzierung zugesagt. "Dort werden wir im Frühjahr Baurecht haben", sagt Harald Haase, Sprecher des Kieler Verkehrsministeriums. Liegt der Planfeststellungsbeschluss vor, können die Bauarbeiten beginnen.

Für Irritationen hatte die jüngste Sitzung des Haushaltsausschusses des Bundestags gesorgt, der eine Aufstockung des Verkehrsetats um eine Milliarde Euro beschlossen hatte. Davon gehen allein 300 Millionen nach Schleswig-Holstein für den Bau einer neuen Schleusenkammer für den Nord-Ostsee-Kanal in Brunsbüttel. Dass darüber hinaus noch mehr Mittel für das nördlichste Bundesland bereitstehen, zum Beispiel für die A 20, gilt als fraglich.

Ministeriumssprecher Haase ist dennoch optimistisch, dass die Autobahn 20 eines Tages die polnische Grenze über Lübeck und Bad Segeberg an Kaltenkirchen und Glückstadt vorbei mit Niedersachsen verbinden wird. "In Berlin hat man verstanden, wie wichtig die A 20 ist", sagt Haase. Für sämtliche Abschnitte laufen die Planfeststellungsverfahren. Das Verkehrsministerium nennt weiterhin das Jahr 2012 als Baubeginn für den Tunnel, die Strecke von Weede bis zur Autobahn 7 bei Bad Bramstedt sowie 2013 für den Abschnitt, der zur Elbe führt.

Grüne halten den Weiterbau der A 20 westlich der A 21 für falsch

Auf die Planer der Autobahn 20 könnten außerdem nach der Landtagswahl politische Turbulenzen zukommen. Sollten die Grünen nach dem 6. Mai 2012 in der Landesregierung sitzen, käme das Projekt vermutlich auf den Prüfstand. "Wir halten den Weiterbau der A 20 westlich der A 21 für falsch", heißt es im Wahlprogramm der Grünen. Für die Abschnitte, für die 2012 kein Baurecht vorliege, wollen die Grünen "eine Umschichtung der Mittel" durchsetzen. Sie fordern eine Neubewertung der ökologischen und finanziellen Folgen.