Es ist ein Armutszeugnis, das die Migranten in dieser Stadt der deutschen Gesellschaft ausstellen. Die Sprachlosigkeit zwischen Menschen, die nie was anderes als Deutsch waren und denen, die aus anderen Ländern zu uns kamen und nun versuchen, Deutsch zu werden, ist alles andere als gastfreundlich.

Sind wir Norddeutschen nur nach einem Glas Wein im Urlaub in der Lage, mit einem fremdsprachigen Einheimischen zu plaudern (den wir beim Erzählen der Urlaubserinnerung dann für seine Offenheit und Gastfreundlichkeit preisen)? Schaffen es aber nicht, ein ähnlich unbeschwertes Gespräch über den eigenen Gartenzaun hinweg mit dem immigrierten Nachbarn zu führen?

Die meisten werden jetzt sagen, dass sie nichts gegen Migranten und viel für fremde Kulturen übrig haben. Und trotzdem werden sie nicht einen einzigen Menschen, der nach Deutschland eingewandert ist, im engeren Bekanntenkreis haben.

Das Projekt "Norderstedt spricht - viele Sprachen" erinnert uns daran, dass die Verständigung zwischen den Kulturen harte Beziehungsarbeit ist. Dass es Berührungsängste auf beiden Seiten gibt, die nur überwunden werden können, wenn Brücken gebaut werden. Es ist im Sinne einer bunten Stadtgesellschaft zu hoffen, dass möglichst viele Menschen sie begehen werden. Vielleicht kommt Norderstedt dann in ein paar Jahren dahin, dass die Menschen nicht mehr an die Hand genommen werden müssen, um Migranten anzusprechen.