Die 44-jährige Angela Wigro-Bartel ist Patientin im Brustzentrum der Ulzburger Paracelsus-Klinik und hat den Feind in ihrem Körper besiegt.

Henstedt-Ulzburg. Angela Wigro-Bartel hat den Feind in ihrem Körper besiegt. Er war fünf Zentimeter groß und bösartig. Als die 44-Jährige vor fast acht Monaten beim Anziehen eine Verformung ihrer rechten Brust entdeckte und sie abtastete, spürte sie den Knoten. Sofort ließ sie sich von ihrem Frauenarzt zur Mammographie-Untersuchung überweisen. In einer Hamburger Praxis erhielt sie Gewissheit: Knoten in der Brust. Gutartig? Oder doch bösartig? Oder vielleicht nur eine Entzündung?

"Ich habe am nächsten Morgen, es war ein Freitag, um 7.30 Uhr mit Dr. Zeiser von der Paracelsus-Klinik telefoniert, um 10.30 Uhr führte er bereits die Biopsie, die Gewebeentnahme, durch", sagt Wigro-Bartel. Ergebnis: Der Tumor ist bösartig.

Dr. Tobias Zeiser, ärztlicher Leiter der Paracelsus-Klinik in Henstedt-Ulzburg, Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe und Leiter des Brustzentrums, des Mammazentrums "Alsterquelle", ließ seiner Patientin keine Zeit, nervös zu werden.

"Nach der Biopsie ging alles sehr schnell", sagt Angela Wigro-Bartel. Am Montagmorgen unterrichtete die Wirtschaftsfachfrau noch einmal ihre Schülerinnen und Schüler an einer Hamburger Berufsschule, abends ließen sie und ihr Ehemann Volkmar, 44, sich von Zeiser beraten, zehn Tage später wurde die Mutter zweier kleiner Töchter operiert. Rasch folgte die erste Chemotherapie. Da auch die Lymphknoten leicht befallen waren, wurde nach der ersten OP noch eine zweite vorgenommen. "Dann folgten sechs Chemo-Behandlungen, das war hart", sagt Wigro-Bartel. Mit der Chemotherapie kam auch der Schock.

Die 44-Jährige durchlebte ein Wechselbad der Gefühle und stellte sich immer wieder die bohrende Frage: "Warum gerade ich?" Als ihr die ersten Haare ausfielen, habe ihre zehnjährige Tochter Laura "sich schlapp gelacht".

Angela Wigro-Bartel ließ sich eine Perücke anfertigen

"Das hat mich dann doch aus der Fassung gebracht", sagt Wigro-Bartel. Rasch lenkten die Töchter ein: "Mama, du bist auch ohne Haare schön." Schon vor der ersten OP habe sie ihren Töchtern erklärt, dass sie Brustkrebs habe, und was das für die Familie in den nächsten Monaten bedeuten würde. Ehemann Volkmar war ebenso geschockt wie sie, habe aber alles mitgetragen. "Wir haben nicht viel darüber geredet, denn wir wussten, da müssen wir jetzt durch, und zwar gemeinsam", sagt Wigro-Bartel. "Nicht aufgeben und die Familie schützen", hieß fortan das Motto im Haus der Familie Bartel in Henstedt-Ulzburg.

Angela Wigro-Bartel ließ sich eine Perücke arbeiten. Damit war sie wenigstens vor neugierigen Blicken Fremder geschützt. "Im Freundeskreis habe ich ein Kopftuch getragen", sagt sie. Ohnehin habe sie sich viel mit Freundinnen und anderen Frauen ausgetauscht. Und dabei erfahren, dass sie nicht die einzige Frau mit der Diagnose Brustkrebs ist. Und dass auch viele der anderen Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind, in ihrem Alter sind. "Das Screening ab 50 Jahre ist viel zu spät, die meisten Brustkrebs-Patientinnen, die ich kenne, sind wesentlich jünger", sagt sie. Und: "Brustkrebs kann jede Frau treffen."

Angela Wigro-Bartel hatte nicht nur mit Haarausfall zu kämpfen. Die Chemotherapie jagte sie durch eine ganze Serie von Lebens-Beeinträchtigungen. "Plötzlich waren meine Blutwerte so schlecht, dass ich im Krankenhaus wieder aufgepäppelt werden musste", sagt sie. Alles, was sie aß, schmeckte bitter. Übelkeit, Durchfall und Verstopfung wechselten einander ab. "Ich war manchmal wie ausgeschaltet und das stundenlang", sagt sie heute noch fassungslos.

Doch dann habe sie "den Schalter auf positiv umgelegt", weil sie "keine Lust mehr auf Traurigkeit hatte und mein Leben wieder intensiv genießen wollte". Angela Wigro-Bartel ist eine Frau mit Durchsetzungskraft. Auch für sich selbst. Jetzt jedenfalls.

Die oft bohrende Frage "Warum gerade ich?" ließ sie ihr bisheriges Leben reflektieren: Beruf, Familie, Kinder, Haus im Grünen, und vielleicht obendrauf noch ein Ehrenamt. Alles soll funktionieren, gut aussehen, möglichst perfekt sein. Angela Wigro-Bartel hatte auch noch Sorge um die kranke Mutter.

Die Henstedt-Ulzburgerin hat für sich einen neuen Lebensplan aufgestellt

"Ich gehöre zu den Frauen, die alles machen und hatte sehr viel negativen Stress", erkennt die Lehrerin. Sie nahm sich nicht einmal mehr die Zeit zum Essen, nutzte Pausen nicht für sich, sondern um das Leben der anderen am Laufen zu halten. "Ich selbst blieb auf der Strecke", sagt sie heute. Die Krebs-Krise stoppte diesen katastrophalen Kreislauf. Angela Wigro-Bartel stellte sich einen neuen Lebensplan auf. Mehr Zeit für sich, weniger für den Beruf. Gesunde Ernährung mit wenig Fleisch und Süßigkeiten, dafür mehr Sport. Schöne Stunden für Familie und Freunde fest einplanen. Auf ein intaktes Immunsystem achten.

Eine familiäre Vorbelastung für Brustkrebs hat Angela Wigro-Bartel nicht. Zudem hat sie ihre zwei Kinder jeweils mindestens ein halbes Jahr gestillt, was das Brustkrebs-Risiko ebenfalls verringern könnte.

"Ich nutze jetzt die Chance, die in der Krise steckt, und dazu gehört, das Leben intensiv zu genießen", freut sich Angela Wigro-Bartel auf ihr Leben nach dem Krebs.