Das “Mammazentrum Alsterquelle“ der Paracelsus-Klinik Henstedt-Ulzburg lädt zu Vorträgen, Ausstellung und Lesung über Brustkrebs.

Kreis Segeberg. Brustkrebs ist heilbar. Wenn er früh genug entdeckt und beseitigt wird. Eine große Chance dafür bietet die kostenlose Untersuchung durch das Röntgen der Brust, das Mammographie-Screening, zu dem die Kassenärztlichen Vereinigungen bundesweit einladen. Seit drei Jahren ist dieses Mammographie-Screening, diese spezielle Röntgen-Untersuchung der Brust, im "Mammazentrum Alsterquelle" an der Paracelsus-Klinik an der Wilstedter Straße 134 in Henstedt-Ulzburg fest etabliert.

Von Montag bis Mittwoch, 24. bis 26. Oktober, informieren das Brustzentrum, die Gleichstellungsstelle und die Bücherei Henstedt-Ulzburg mit Fachvorträgen, Ausstellung und Lesung über die Chancen der Brustkrebs-Früherkennung.

Dr. Timo Gomille, Radiologe und verantwortlicher Arzt des Screening-Bereichs Schleswig-Holstein Südwest, berichtet in seinem Vortrag, wie die Mammographie funktioniert, was die Frauen bei der Untersuchung erwartet, wann sie das Ergebnis erfahren und beantwortet Fragen zur Effektivität der kostenlosen Untersuchung.

"Durch das frühzeitige Erkennen von Verdichtungen und Knoten in der Brust mit dem Screening wollen wir die Sterblichkeitsrate durch Brustkrebs senken", sagt Gomille. Der Radiologe bittet daher alle Frauen, die zum Mammographie-Screening eingeladen werden, diese Chance unbedingt zu ergreifen. 100 000 Frauen zwischen 50 und 69 Jahre werden im Screening-Bereich Südwest, zu dem der südwestliche Teil des Kreises Segeberg, die Kreise Pinneberg, Dithmarschen und Steinburg gehören, pro Screening-Zyklus angeschrieben. Bei der ersten Runde von Oktober 2007 bis Herbst 2009 nahmen 43 Prozent der Frauen teil. Bei der zweiten Runde von Herbst 2009 bis Sommer 2011waren es schon 51 Prozent. "Das ist aber nur die Hälfte der Frauen und damit einfach zu wenig, um den Brustkrebs bekämpfen zu können", sagt Gomille. Der Leiter des Screening-Programms Bereich Südwest führt die noch geringe Teilnahme darauf zurück, dass im Flächenland Schleswig-Holstein mehr Frauen von ihren Frauenärzten zur Mammographie geschickt werden würden als beispielsweise Frauen in der Großstadt Hamburg.

"Für Anwendungen von Strahlen am Menschen braucht der Radiologe eine Indikation, die von vielen Ärzten bei einem Verdacht auch gegeben wird", sagt Radiologe Gomille. Daher würden auch hohe Ansprüche ans Mammographie-Screening gestellt, um die Strahlenbelastung für die Frauen so gering wie möglich zu halten. "Wir müssen den Frauen unbedingt die Angst vor den Strahlen nehmen", sagt Gomille.

Das Mammographie-Zentrum "Mammazentrum Alsterquelle" in der Paracelsus-Klinik in Henstedt-Ulzburg zeichnete die Deutsche Krebshilfe 2009 aufgrund der hohen Qualität mit einem Zertifikat als Brustzentrum aus. Damit ist die Ulzburger Klinik eines von 250 Brustzentren in Deutschland und bietet eine qualitätsgesicherte Betreuung von der Vorsorge-Untersuchung über die Diagnose bis zu Therapie und Nachsorge.

"Sollte sich aus der Untersuchung ein auffälliger Befund oder die Diagnose Brustkrebs ergeben, finden die betroffenen Frauen bei uns jede Hilfe, die möglich ist", sagt Dr. Tobias Zeiser, ärztlicher Leiter der Klinik, Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe und Leiter des Mammographie-Zentrums "Alsterquelle". Zeiser hält am Montag den Vortrag "Vernetztes Denken und Handeln - moderne Therapieansätze im Mammazentrum 'Alsterquelle'".

Zum kostenlosen Mammographie-Screening im Bereich Südwest Schleswig-Holsteins lädt die "Zentrale Stelle" der Kassenärztlichen Vereinigung in Bad Segeberg alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahren ein. Die Adressen liefern die Einwohnermeldeämter. Im August startete die dritte Sreening-Runde.

Ziel der Untersuchungen ist es, bereits Knoten von weniger als einem Zentimeter in der Brust zu entdecken. "Die Untersuchung ersetzt aber nicht die jährliche Früherkennungs-Untersuchung beim Frauenarzt", sagt Zeiser.

Der Erfolg des Screening-Programms hänge von der Beteiligung der Frauen ab. Nur wenn viele der 50- bis 69-jährigen Frauen teilnehmen würden, könne das Programm durch die frühe Entdeckung von Knoten die Heilungschancen erhöhen. Einig sind sich Zeiser und Gomille über die Ausweitung der Zielgruppe. Immer mehr Frauen unter 50 Jahren würden an Brustkrebs erkranken, andererseits würden Frauen ab 70 Jahre aufgrund der heute wesentlich höheren Lebenserwartung noch mitten im Leben stehen. "Bei Frauen ab zirka 90 Jahren wächst der Krebs so langsam, dass sie nicht mehr am Karzinom sterben werden", sagt Gomille.

"Es wäre effektiver, wie in Holland bereits Frauen ab 45 Jahren zum Screening einzuladen", sagt Zeiser. Bei jüngeren Frauen sei das Gewebe der Brust meistens noch zu dicht, um ein verlässliches Ergebnis durch das Mammographie-Screening zu erhalten. Erst nach Geburten und mit zunehmenden Alter würde das Gewebe durchsichtiger.

Den Nutzen des Screenings hätten eindeutig die Frauen, bei denen früh ein Krebs entdeckt wird und die dadurch geheilt werden können. "In Schleswig-Holstein haben wir die meisten Entdeckungsraten", sagt Gomille.

Der Nutzen für die Krankenkassen könne erst in einigen Jahren aufgeführt werden, wenn genug Daten für eine empirische Untersuchung vorliegen würden. Doch schon jetzt sei erkennbar, dass die frühe Erkennung auch den Behandlungsaufwand minimieren würde.

Veranstaltungen in der Paracelsus-Klinik Henstedt-Ulzburg, Wilstedter Straße 134: 18.30 Uhr: Eröffnung der Ausstellung "Mitten im Leben" mit Frauenporträts von Bettina Flitner.

19 Uhr: "Das Mammographie-Screening - Möglichkeiten und Grenzen der Brustkrebs-Früherkennung", Vortrag des Radiologen Dr. Timo Gomille. "Vernetztes Denken und Handeln - moderne Therapieansätze im Mammazentrum Alsterquelle, Vortrag von Dr. Tobias Zeiser, ärztlicher Leiter der Paracelsus-Klinik und der Gynäkologie. Eintritt frei.

Mittwoch, 26. Oktober, 19.30 Uhr, Gemeindebücherei, Hamburger Straße 22a, Henstedt-Ulzburg: Miriam Köthe liest aus ihrem Buch "Teufelchen in der Brust", Eintritt fünf Euro.