Das Land will die Wilstedter Straße schneller machen, Henstedt-Ulzburg hingegen kämpft für eine neue Krankenhaus-Zufahrt. Anwohner sind genervt.

Henstedt-Ulzburg/Norderstedt. Die Klinik ist eine der modernsten in Schleswig-Holstein, aber die Zufahrtsstraße ist mit Sicherheit eine der dürftigsten im ganzen Land: Die Paracelsus-Klinik und die Zuwegung - ein unendliches Kapitel in der Geschichte Henstedt-Ulzburgs und Norderstedts. Eine neue Zufahrt wird angestrebt, aber das Land Schleswig-Holstein zieht schon vorher die Konsequenzen. Die Wilstedter Straße in Henstedt-Ulzburg soll verkehrlich aufgewertet werden: Keine Tempo-30-Zone mehr, Aufhebung der Rechts-vor-links-Regelung, zeitlich begrenzte Halteverbote in den Zwischenräumen der Grüninseln.

Aus zwei Kliniken ist eine geworden: Weil die Paracelsus-Klinik in Kaltenkirchen geschlossen wurde, konzentriert sich jetzt alles auf die vergrößerte und modernisierte Klinik in Henstedt-Ulzburg. Die Folge ist täglich auf der Wilstedter Straße zu erleben: Starker Verkehr, rasende Autos, zugeparkte Stellflächen rund um die Klinik. Für die Anlieger, deren Einzel- und Reihenhäuser zum Teil direkt an der Straße liegen, ist es inzwischen das tägliche Brot: Sie sind mit den Nerven am Ende und leben zudem in ständiger Angst. Denn diese Straße ist auch Schulweg für Grundschüler in Henstedt-Rhen.

Die Situation ist gründlich verfahren. Weil aber eine schnelle Lösung nicht in Sicht ist, greift der schleswig-holsteinische Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr ein. Und das bedeutet für die Bürger: Die Situation verschlimmert sich. Eine Geschwindigkeitsbegrenzung soll es auf der Wilstedter Straße künftig zwischen den Einmündungen Immbarg und Am Wittmoor geben, ansonsten aber soll die Tempo-30-Zone aufgehoben werden. In den Zwischenräumen der Grüninseln soll montags bis freitags von 7 bis 19 Uhr ein Halteverbot gelten. Damit wird der Verkehrsfluss zugunsten der Klinik-Besucher verbessert. Die Gemeindepolitiker diskutieren darüber zwar am Montag, 24. Oktober, im Umwelt- und Planungsausschuss, aber verhindern können sie die Anweisungen des Landes vermutlich nicht. Die Wilstedter Straße ist eine Gemeindestraße erster Klasse", sagt Bürgermeister Torsten Thormählen. "Damit muss sie auch den überörtlichen Verkehr aufnehmen." Der Wege-Zweckverband der Gemeinden im Kreis Segeberg hat die zum Teil sehr marode Wilstedter Straße in das Ausbauprogramm 2012 aufgenommen.

+++ Es gibt nur eine Lösung +++

Das zu erwartende Halteverbot in den Buchten zwischen den Grüninseln wird vermutlich zu Protesten der Anlieger führen, die dort gerne ihre Fahrzeuge abstellen. Aber ihnen nimmt Henstedt-Ulzburgs Bürgermeister schon mal vorab den Wind aus den Segeln: "Es ist nicht Aufgabe der öffentlichen Hand, Verkehrsraum für private Parkplätze anzubieten."

Der Rathauschef weiß aber auch, dass die gesamte Verkehrssituation entlang der Wilstedter Straße nicht ideal ist. Deshalb bemühen sich die Gemeinde und die übergeordnete Leitung der Paracelsus-Klinik in Osnabrück schon seit längerer Zeit um eine andere Lösung: Wenn es nach ihnen geht, soll die Klinik bald direkt über die Schleswig-Holstein-Straße angefahren werden. Das könnte zum Beispiel über die jetzige Zufahrt für Rettungsfahrzeuge geschehen. Die Klinik selbst bietet auch eine Alternativlösung an. Das wäre im Prinzip eine leicht zu realisierende Lösung, die in der Praxis aber mit einigen Problemen verbunden ist. "Von Umgehungsstraßen dürfen keine Zufahrten abgehen", sagt Bürgermeister Torsten Thormählen. Im Fall der Paracelsus-Klinik wäre eine Ausnahme vielleicht möglich - wenn die Stadt Norderstedt dabei nicht in die Quere käme: Die CDU nämlich fordert eine Parkflächenzufahrt zum Arriba-Erlebnisbad von der Schleswig-Holstein-Straße aus. Darin wird sie von der CDU-Landtagsabgeordneten Katja Rathje-Hoffmann bestärkt, die diese Lösung für machbar hält. Tatsächlich aber könnten sich Henstedt-Ulzburg und Norderstedt hier in die Quere kommen, auch wenn beide Zufahrten etwa fünf Kilometer voneinander entfernt sind. Die Norderstedter SPD allerdings will diese Zufahrtsstraße nicht.

Torsten Thormählen ist aber dennoch zuversichtlich, dass es bald eine Lösung gibt: "Schleswig-Holstein hat 17 Millionen Euro in den Ausbau der Klinik investiert, da kann es doch nicht sein, dass das Land den Verkehr über eine Gemeindestraße fließen lässt."

Ein Ärgernis ist derzeit auch die Parkraumsituation rund um die Klinik: Fahrzeuge an der Straße und auf dem stets voll gestellten unbefestigten Parkplatz am Zugang zum Landschaftsschutzgebiet Henstedter Moor zeugen von der Beliebtheit der Klinik. Dieses Problem ist allerdings hausgemacht: Es fehlen Hinweise für die rückwärtigen Parkflächen hinter dem Klinikgebäude. "Die kommen", verspricht Andreas Reins, der für Qualitätsmanagement und Marketing der Klinik zuständig ist. "Hinten sind die Stellplätze oft leer." Dafür sind die angemieteten Stellplätze auf dem Tennisgelände gegenüber vom Haupteingang des Krankenhauses meistens besetzt.