172 Tage Blumenspektakel in Norderstedt sind vorbei, nun folgen Inventur und Rückbau. Hühner, Rollstühle und Sitzsäcke sind zu verkaufen!

Norderstedt. Die Drehkreuze am Eingang der Gartenschau drehen sich nicht mehr. 172 Tage Blumenspektakel sind ab heute Vergangenheit. Aber jedem Ende wohnt ein Anfang inne: Der Montag, 10. Oktober, ist Tag eins des Norderstedter Stadtparks.

Bis das Renommierstück unter den Norderstedter Freizeitangeboten im Frühjahr 2012 der Öffentlichkeit übergeben werden kann, müssen zunächst die Bestandteile der Blumenschau zurückgebaut werden. Inventur und Bauarbeiten haben begonnen.

"Es ist ein Phänomen, dass die Dinge auf Gartenschauen in den letzten Tagen Beine bekommen", sagt Gartenschau-Geschäftsführer Kai Jörg Evers. Die Diebe glauben: Das braucht jetzt eh keiner mehr, da kann ich es ja auch mitnehmen. In Norderstedt wurden etwa schon zehn der großen Sitzsäcke gestohlen, die auf der Wiese an der Seepromenade zum Abhängen einluden. "Die Leute schnappen sich die Dinger, suchen sich eine dunkle Ecke des Parks, werfen sie über den Zaun oder gehen damit durchs Drehkreuz. Unsere beiden Wachleute können nicht überall sein", sagt Evers. Kürzlich hätten sie allerdings einen ungewünschten Besucher erwischt: Er war mit einer der Metallliegen in einem der Ausgangs-Drehkreuze stecken geblieben. Peinlicher geht's nicht.

Die Arbeiten für die Wasserski-Anlage beginnen diese Woche

Die Rückbauarbeiten auf dem Gelände werden nach einem äußerst strengen Ablaufplan koordiniert. Niemand soll auf das Gelände kommen, der da nicht hingehört. Die Firmen sollen sich nicht gegenseitig bei den Arbeiten behindern. "Außerdem wollen wir ausschließen, dass jemand im Durcheinander der Arbeiten einfach auf das Gelände fährt und abtransportiert, was er brauchen kann", sagt Evers. Auch so ein Phänomen, das andere Gartenschauen beobachtet haben.

Der Rückbau beginnt mit dem Gärtnermarkt im Eingangsbereich. Dann folgen die ganzen Leichtbauten, die Gastronomie, der Info-, Stadtwerke- und Wald-Pavillon. Dort, wo das Restaurant der Gartenschau Gäste bewirtete, wird ab sofort das dauerhafte Gebäude für die Gastronomie und die Wasserski-Anlage entstehen. Betreiber wird Polster Catering sein, der auch während der Schau für Essen und Trinken sorgte. Die Wasserski-Anlage betreibt die Familie Rumpel aus Süsel, die seit Jahren dort den Wasserski- und Wakeboard-Park führt. Polster hat einen auf 35 Jahre laufenden Vertrag mit der Stadtpark GmbH, mit einer Ausstiegsklausel nach 15 Jahren. "Der Vertrag ist so lang, weil Polster und die Familie Rumpel 1,5 Millionen Euro investieren und nur an einem langfristigen Engagement interessiert sind", sagt Evers. Im Mai 2012 sollen die ersten Wasserski-Fahrer auf dem See ihren Runden drehen.

Die Versteigerung der Landfrauen-Hühner brachte sagenhafte 11 500 Euro

Im Feldpark hat der Abbau der Gartenschau-Attraktionen schon am Sonnabend begonnen. Die Landfrauen Schleswig-Holsteins hatten 120 der 145 Hühner-Skulpturen, die ihre Ortsverbände kunstvoll gefertigt hatten, zur Versteigerung für den guten Zweck freigegeben. Auf der Waldbühne brachten die beiden NDR-Kollegen und Auktionatoren Carlo von Thiedemann und John Langley zwischen 14 und 17.15 Uhr ihren ganzen Charme auf, um schließlich die 120 Hennen für sagenhafte 11 500 Euro an Mann und Frau zu bringen. Das teuerste Huhn brachte 325 Euro, es war das "Verrückte Huhn" der Landfrauen Schönkirchen. Auch Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote ersteigerte sich für die Terrasse seines Büros im Rathaus das Blech-Huhn "Miss Spacey" für 140 Euro. Der Gesamterlös geht an regionale Beratungsstellen, die Angebote für Menschen mit Depression machen.

Die Hühner sind nicht die einzigen Ausstattungs-Gegenstände, die die Landesgartenschau nun feilbietet. Etwa 20 Sitzsäcke sind noch zu haben. Sie sollen 80 Euro pro Stück bringen. Zehn Rollstühle sind für je 200 Euro im Angebot. Acht der zehn Elektro-Skooter für Gehbehinderte sind bereits für je 1000 Euro verkauft worden. "Zwei Skooter wollen wir für den Stadtpark behalten - wie das meiste der Möblierung auf der Gelände", sagt Evers. Zu haben ist auch eine Markise, die über den Drehkreuzen am Eingang hängt und mal 8000 Euro gekostet hat. 35 Fahnenmasten zu je 20 Euro sind im Angebot. Außerdem etwa 80 Pflanzkübel. Evers: "Da suchen wir aber Käufer, die uns das en bloc abnehmen."

Gemeinsam mit dem Förderverein will Evers die Dahlienzwiebeln der Gartenschau verkaufen, die in den nächsten Tagen und Wochen aus dem Boden des Geländes gegraben werden. Und dann ist da noch die Frage, was mit dem Zaun rund um das 72 Hektar große Gelände geschieht. Evers möchte den Stadtpark 2012 am liebsten nach dem Modell Planten un Blomen in Hamburg betreiben. Der Zaun bleibt, und die bestehenden vier Ein- und Ausgänge werden nur zwischen 6 und 22.30 Uhr geöffnet. Falls sich die Politik für einen Park ohne Zaun entscheidet, könnten die Bestandteile ebenfalls weiterverkauft werden.

Am Sonntag endete die Gartenschau mit einem Feuerwerk über dem Stadtparksee und einem filmischen Rückblick auf die 172 Tage. Für das Team um Gartenschau-Geschäftsführer Kai Jörg Evers ging eine sechsjährige Zusammenarbeit zu Ende.