Nach seiner gescheiterten Landtags-Kandidatur verlässt Dirk Bruster die CDU. Der 46-Jährige ktitisiert die Partei als undemokratisch.

Norderstedt. Nun hat er also endgültig fertig. Und das hatte sich angekündigt. Der Finanzberater Dirk Bruster, 46, wirkte am Abend seiner zweiten Niederlage gegen seine parteiinterne Rivalin Katja Rathje-Hoffmann um die Nominierung für die CDU-Kandidatur zur Landtagswahl, als habe er mit seiner Partei abgeschlossen. Am Freitag machte er das offiziell. Mit sofortiger Wirkung trat er aus der CDU aus. Mit großem Verteiler auf dem Austrittsschreiben: CDU-Bundesgeschäftsstelle, CDU-Landesgeschäftsstelle, CDU-Ortsverband Norderstedt. Er scheint sicherstellen zu wollen, dass auch wirklich alle in der Christlich Demokratischen Union die Gründe für seinen Austritt mitbekommen.

26 Jahre war Bruster ein Schwarzer. Ein Aktivposten in den 80er-Jahren bei der Jungen Union, Stadtvertreter im Norderstedter Stadtparlament, zuletzt hat er die Junge-Union im Auftrag des Ortsverbandes wieder aufgebaut. "Als aktive Persönlichkeit ist Dirk Bruster nicht aus dem politischen und wirtschaftlichen Leben in Norderstedt wegzudenken", urteilte einmal die Christlich Demokratische Arbeitnehmerschaft in Norderstedt.

Als er 2009 zum ersten Mal versucht, für die CDU im Wahlkreis Norderstedt als Kandidat in den Landtagswahlkampf zu ziehen, macht Bruster keinen Hehl daraus, dass es ihm ein Dorn im Auge ist, dass ausgerechnet "die Dame aus Nahe" die Interessen der fünftgrößten Stadt in Kiel vertreten soll. Katja Rathje-Hoffmann, die ehemalige Gleichstellungsbeauftragte aus der benachbarten Kreisgemeinde - für Bruster ist sie nur eine Spielfigur im Machtgeflecht des Kreisvorsitzenden und Bundestagsabgeordneten Gero Storjohann. Gleich einem Don Quichotte mit Norderstedt-Wappen auf der Brust wagt er den Angriff auf die Windmühlen der Kreis-CDU. Er glaubt, die Unzufriedenen in der in Lager gespaltenen Norderstedter CDU für sich mobilisieren zu können. Und liegt falsch.

Die Niederlage fiel mit 64 zu 75 Stimmen aber so knapp aus, dass Bruster Morgenluft wittert. Da geht noch was. Bei der Wahlkreismitgliederversammlung am 12. September will er es endlich schaffen. Und scheitert wieder, dieses Mal überdeutlich. 70 Stimmen lässt Katja Rathje-Hoffmann zwischen sich und dem Herausforderer.

Bruster beklagt, dass in der Partei Stimmung gegen ihn gemacht wurde

Die CDU-Mitglieder machten ihm das deutlich, was ein altgedientes CDU-Mitglied nach der Wahl so formuliert: "Herr Bruster hat zwar viele Aktionen in dieser Stadt losgetreten und tanzt auf vielen Hochzeiten. Aber ihm fehlt politische Erfahrung, und er ist kein zuverlässiger Partei-Arbeiter."

Doch Dirk Bruster sieht die Gründe für sein Scheitern in der aus seiner Sicht undemokratischen Art und Weise, wie gegen ihn in der eigenen Partei Stimmung gemacht worden sein soll. In seinem Austrittsschreiben sagt Bruster: "Im eigenen Ortsverband Norderstedt werden auf einer Vorstandssitzung am 29. August die Vorstandsmitglieder in einer (Zitat eines Mitglieds) ,Atmosphäre der Angst' aufgefordert, in einer offenen Abstimmung eine Wahlempfehlung für einen Kandidaten zu geben, weil es immer so gemacht wurde." Der Fraktionsvorsitzende Günter Nicolai, sagt Bruster, habe den Vorstand bewusst irregeleitet. Denn laut Bruster gab es 2000, 2005 und 2009 keine Wahlempfehlung im Ortsverein.

Dass im Namen von Ortsvereins-Chef Uwe Behrens am 6. September an alle Mitglieder ein Schreiben herausgeht, in dem offen die Wahl Rathje-Hoffmanns gefordert und Brusters Kandidatur lächerlich gemacht wird - weil sie angeblich durch die Junge-Union "lanciert" und nur durch "pathetische Ergebenheitsadressen" von Herbert Paschen und Manfred Ritzek unterstützt wird - ist für Bruster der Gipfel der Einseitigkeit und eine Veruntreuung von Mitgliedsbeiträgen.

Die öffentlich gewordenen Wahlpannen interessieren Bruster nicht mehr

Die in den vergangenen Tagen aufgeflogenen Wahlpannen, die mittlerweile zu einer Wahlanfechtung durch den CDU-Stadtvertreter Gert Leiteritz geführt haben, lassen Bruster hingegen eher kalt. Er will gar nicht mehr kandidieren. Selbst, wenn es das Parteigericht der CDU anders sieht als der Kreis-Geschäftsführer Uwe Voss, der wegen der Pannen keinen Anlass für eine Annullierung des Ergebnisses sieht.

Bruster abschließend: "Ich persönlich habe einen anderen Anspruch auf verantwortungsvolles Umgehen mit Wahlen, Mitgliedsbeiträgen, Transparenz, Wahrhaftigkeit und die Arbeit für den Souverän, den Bürger."