Fotoclub Norderstedt zeigt in der Paul-Gerhardt-Kirche am Alten Buckhörner Moor Fotografien zur Einsamkeit. Ausstellungsbeginn: 30. Oktober.

Norderstedt. Einsam. Allein. Verlassen. Können diese Seelenzustände in einem Foto dokumentiert werden? Können Fische Sehnsucht zueinander haben? Ist ein Priester einsam, oder geht er mit Gott? Wie sieht Einsamkeit aus? Kann man Alleinsein fotografieren? Wird Verlassenheit im Bild sichtbar?

Frei und unbefangen gingen die Mitglieder des Fotoclubs Norderstedt ihr Fotografie-Thema "Einsam" an. Und mussten feststellen, dass jeder Mensch Einsamkeit anders sieht, anders fühlt und anders interpretiert. In der Ausstellung "Einsam" in der Paul-Gerhardt-Kirche in Norderstedt nehmen die Fotografen die Ausstellungsbesucher in spannender Weise mit in ihre Auseinandersetzung über "Einsam".

"Uns erschien das Thema zuerst ziemlich einfach, jeder guckte, welche Fotos das Ausstellungsthema treffen. Doch in der Diskussion stellten wir fest, wie unterschiedlich die Fotografien unter dem Aspekt 'Einsam' bewertet wurden", sagt Rolf Krohn, Vorsitzender des Fotoclubs. Der Verein, der sich im April 2009 gründete und anerkannter Kulturträger der Stadt Norderstedt ist, will mehr, als nur Brücken ablichten, Landschaften und Städte dokumentieren und bunte Blumen mit der Makro-Linse aufnehmen. "Wir wollen die Menschen mit unseren Fotografien emotional berühren und auf eine Gedankenreise schicken", sagt Krohn.

Über Birte Zabels Fotografie von drei Fischen im Aquarium, die durch eine Scheibe voneinander getrennt sind, diskutierte das Foto-Team lange. Gehört es zum Thema? "Es scheint so, als versuchen die Fische, zueinander zu kommen, weil sie sich vom anderen verlassen fühlen", philosophiert Krohn. Ein zweiter Aspekt, das Fische-Foto in die Ausstellung zu nehmen, war die starke Farbigkeit. Diese Prägnanz brachte der Fotografie denn auch einen prominenten Platz ein.

Ist der Priester, der eine Steintreppe hinunter geht, einsam, oder ist er allein mit Gott? Neben diesem Priester-Foto von Peter Montag platzierten die Ausstellungsmacher Manfred Leberles Fotografie aus der Antarktis, in der ein Pinguin auf der Kaimauer sitzt. "Wir haben die Schwarzfräcke bewusst nebeneinander gehängt", sagt Leberle. Neben dem Pinguin hängt Montags Foto eines Mannes auf einer Bank vor einem Grabstein. "Der hat die gleiche Haltung wie der Pinguin", sagt Leberle. Doch ist der Mann auf dem Friedhof einsam? Oder einfach mit dem Leben zufrieden?

Rolf Krohn brachte das Motiv einer alten Frau im Altenheim in die Schau. Sie schaut durch eine geöffnete Tür ins Grüne und ist allein. Ist sie auch einsam? Oder schwelgt sie in glücklicher Erinnerung an ein ausgefülltes Leben?

In Ulrich Ruess' Fotografie eines leeren Zimmers mit Lampe und Tapeten der 60er-Jahre kracht es nur so vor Verlassenheit und Tristesse. Doch stellt sich statt der Frage nach der Einsamkeit eher die, wer dort wann und wie zuletzt gewohnt hat. Sein Foto eines Mannes, der vor einer Reihe von Spielautomaten sitzt und sein Geld verzockt, erzählt hingegen nicht nur von Einsamkeit, sondern auch von Hoffnungslosigkeit und der Sackgasse eines Lebens.

Regina Lemburg zeigt einen Mann, der zusammengerollt auf der Straße schläft. Ein einsamer Penner? Oder schläft er nur den Rausch der letzten Nacht aus? Einen guten Blick für spannende Details verrät Almuth Wagener mit ihrer Aufnahme von der "Nord-Art" in Büdelsdorf, in der das Plakat einer Frau in Unterwäsche zwischen Leitungsrohren und Kabelsalat hängt. Ein geheimnisvolles Motiv, aber zeigt es auch Einsamkeit? Eine Geschichte scheint Wageners Aufnahme einer Frau zu erzählen, die gerade einen Balkon über dem "Café Arminian" betritt. Lebt sie allein? Oder flüchtet sie gerade vor dem Zigarrenrauch ihres Mannes?

Die andere, die erholsame Einsamkeit fotografierte Peter Montag und zeigt Enten auf einem Teich im Nebel und Buhnen im Meer.

"Einsam" ist bis 30. Oktober, dienstags, mittwochs, donnerstags und freitags von 8 bis 12 Uhr und 13 bis 15 Uhr, sonntags von 11.15 bis 15 Uhr, in der Paul-Gerhardt-Kirche am Alten Buckhörner Moor in Norderstedt zu sehen. Der Eintritt ist frei.