Einer, der wie immer nicht genannt werden möchte, sich aber im Rathaus ganz gut auskennt, sagt: In der Stadtvertretung sitzen vielleicht zwei Leute, die den Haushalt lesen und verstehen können. Und das, obwohl die Stadtvertreter nicht müde werden zu betonen, das Hauhaltsrecht sei ihnen heilig.

Es ist viel verlangt von einem ehrenamtlichen Kommunalpolitiker, sich durch 500 Seiten Doppelhaushalt mit 72 Kostenstellen zu arbeiten und dann im unendlich wirkenden Zahlensalat den Spielraum für das zu finden, was der Bürger will. Besser: Was der Kommunalpolitiker glaubt, was der Bürger will.

Der Bürgerhaushalt ist ein Werkzeug der direkten Demokratie. Es ermöglicht sowohl den Kommunalpolitikern als auch den Bürgern, sich bei der Gestaltung eines Haushaltes am Ende besser zu fühlen. Die Politik wird vielleicht bei dem einen oder anderen Projekt erkennen müssen, dass sich der Bürger dafür gar nicht so sehr interessiert. Dafür gewinnt sie mehr Rückendeckung für viele andere Budget-Entscheidungen.

Dem Bürger wird die Chance gegeben, der Stadt ins Portemonnaie zu schauen. Er sieht, was drin ist und versteht besser, was damit möglich ist. Und so können Ideen wachsen, auf die vielleicht noch niemand in dieser Stadt bisher gekommen ist.

Die Norderstedter Bürger und Politiker sollten diese Chance wahrnehmen. Um im Hauhalts-Deutsch zu bleiben: Es wäre ein ordentlicher Ertrag für diese Stadt.