Wolkenbrüche setzen der Landesgartenschau zu. Laut Geschäftsführer Evers ist die Schwarze Null unter der Bilanz aber immer noch zu erreichen

Norderstedt. Draußen auf dem Gelände der Gartenschau geht gerade ein Wolkenbruch nieder. Eingeschweißt in regendichte Funktionskleidung wagen sich nur noch ein paar ganz hartgesottene Blumenfans zwischen die Rabatten. Die anderen flüchten sich in "BlütenWerk". Rosemarie Heinrich aus Harsefeld, zum ersten Mal auf der Gartenschau, hat den Regenschirm abgestellt und beginnt ihren Picknick-Korb auszupacken. Sie bereitet den Mittagssnack für ihren Mann Heinrich und die Freunde Inge und Wolfgang Diedrich aus Ahrenwohlde, mit denen sie heute gemeinsam das Gelände am Stadtparksee erkunden wollten. Es gibt Kaffee und Rundstücke belegt mit Blutwurst, Käse oder Frikadellen. "Nur die Harten kommen in den Garten", sagt Rosemarie Poppe. "Meckern hilft bei dem Wetter doch nicht weiter."

Gartenschau-Geschäftsführer Kai Jörg Evers wirkt angespannt an diesem erneuten Regentag. Dass es Besucher wie die Poppes und die Diederichs auf dem Gelände gibt, könnte ihm Hoffnung machen. Seit Wochen ist der Sommer kein Sommer. Und die Gartenschau nicht so gut besucht, wie es sich alle gewünscht haben. Das Arriba-Strandbad mit seinem 4000 Quadratmeter Sandstrand, ursprünglich als der Publikumsbringer überhaupt fest eingeplant, wirkt bei 15 Grad und Dauerregen nur noch wie ein Versprechen auf bessere Zeiten.

Zweckoptimismus ist bei der Geschäftsführung der Gartenschau angesagt. "Über das Wetter möchte ich eigentlich gar nicht mehr reden", sagt Evers. Stattdessen wiederholt er es wie ein Mantra: "Die Schwarze Null unter der Bilanz ist immer noch gut zu erreichen. Wir gehen jetzt auf die Marke von etwa 400 000 Besuchern zu." Dass es also bis zum 9. Oktober, dem Ende der 172 Tage Landesgartenschau in Norderstedt, noch 600 000 Besucher werden können, ist bei Evers fest eingeplant. Von einer dramatischen Situation könne nicht die Rede sein. Und über ein drohendes Defizit für das 8 Millionen Euro teure Gartenspektakel möchte Evers gar nicht reden. "Wenn das Wetter so bleibt, dann haben wir ein Problem. Aber ich weigere mich, über ein mögliches Defizit zu spekulieren, solange die Situation nicht da ist", sagt Evers.

60 bis 70 Prozent der 8 Millionen Euro für die Gartenschau muss die Stadtpark GmbH über das Eintrittgeld einspielen. Der Rest ist über Premium-Partner als Sponsoren finanziert. Laut Evers würde die Geschäftsführung nun nicht jeden Tag panisch die Einnahmesituation durchkalkulieren. Abgerechnet werde erst am Ende. Doch die Kommunalpolitik wird spätestens während der Haushaltsberatungen im Herbst wissen wollen, ob sie mit einem Defizit am Stadtparksee rechnen müssen.

Nicht wenige in der Stadt identifizieren sich mittlerweile im hohen Maße mit dem neuen Stadtpark. Das zeigt sich in der Nachnutzungsdiskussion, die geprägt ist von den vielen substanziellen Vorschlägen der Bürger für die Bewirtschaftung des Parks und ihren Absichtsbekundungen, selbst mit anpacken zu wollen. Kai Jörg Evers: "Egal wie es ausgeht mit der Gartenschau: Diesen Park hat die Stadt, den kann uns keiner mehr nehmen." Der ehemalige Stadtvertreter Günther Döscher schreibt in einem Leserbrief an diese Zeitung: "Die Landesgartenschau ist auch nach Regensommer und roter Schlussbilanz ein Plus für Norderstedt. Park, Feld und See mit Freibad und Loop, Naturbühne und Kulturwerk, Raum für Open-Air- wie Wasser-Events und die entsprechende Verkehrsanbindung erfüllen die zeitgerechte Stadtplanung für Lebensqualität in einem Mittelzentrum unserer Metropolregion. Der Stadtpark ist ein positives Argument für die Ansiedlung von Firmen und Bürgern - und deshalb fiskalisch eine indirekte Einnahmequelle."

Für die Subunternehmer auf der Gartenschau ist diese Einnahmequelle bei prasselndem Regen eher versiegt. "In den letzten Monaten der Schau muss das hier aber noch ganz schön brummen, damit ich auf meine Kalkulation komme", sagt René Göhke, der Betreiber des "Elfenexpress", der Bimmelbahn der Gartenschau. Fünf Leute habe er für den Betrieb vor Ort, aber derzeit kaum Fahrten. "Gegen das schlechte Wetter kann man eben nichts machen", sagt Göhke resigniert.

Ulrike Engelhardt koordiniert für Polster Catering die Gastronomie auf dem Gartenschau-Gelände. Ursprünglich wollte sie mit etwa 80 Leuten die drei Standorte auf der Seepromenade, am Strandbad und im Feldpark betreiben. "Doch wenn es so regnet wie an den vergangenen Tagen, dann haben wir nur 20 Leute im Einsatz. Heute hatten wir zum Beispiel nur etwa 50 Gäste", sagt Engelhardt.

Mit dem "Countdown-Ticket" will Kai Jörg Evers nun weitere Dauergäste auf die Gartenschau ziehen. Das Ticket hätten die begeisterten Inhaber von Ferientickets eingefordert. "Da kam die Rückmeldung an uns, dass viele ihre Ferienticket gerne für den Rest der Schau in eine Dauerkarte umwandeln möchten. Ein schöner Beweis dafür, wie richtig wir mit unserem Konzept liegen", sagt Evers. Etwa 1000 Ferientickets hat die Gartenschau trotz des Wetters abgesetzt. Das "Countdown-Ticket" ist jetzt zu haben, es kostet für Erwachsene 44 Euro, für Kinder über 1,10 Meter und bis einschließlich 15 Jahre 14 Euro und es gilt bis zum Ende der Gartenschau am 9. Oktober. Für die Hundertwasser-Fans gibt es entsprechend das Kombi-Ticket für Gartenschau und Ausstellung für 59 Euro (18 Euro für Kinder).