Es ist ein trüber Abend - nicht anders als die meisten zuvor.

Bad Segeberg. Die Zuschauer schwitzen gut eingepackt in wasser- und meist auch luftundurchlässiger Regenkleidung. Der Wind peitscht den Regen durch die Arena, was im Scheinwerfergegenlicht besonders gut zu erkennen ist. Das ist zurzeit Alltag bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg. Vor der Bühne kauern die Zuschauer, hinter der Bühne drängen sich die Darsteller dort, wo es noch trocken ist.

Wie werden die Darsteller mit dem Wetter fertig? Ist die Stimmung so wie das Wetter? Gleich bei den ersten Szenen merken die Zuschauer, dass die Hauptdarsteller eigentlich ganz entspannt sind. Was bleibt ihnen auch anderes übrig? Winnetou persönlich nimmt dem miesen Wetter die Spitze: "Die Sonne geht auf und unter, der Regen kommt und fällt", sagt Erol Sander und weicht damit geringfügig von seinem Text ab. Lisa Fitz die in dem Stück "Der Ölprinz" die von Deutschland in den Wilden Westen ausgewanderte Rosalie Ebersbach, spielt, erklärt, dass sie ihre Heimat verlassen hat, um endlich mal zu sehen, was hinter dem Horizont liegt. Markus Majowski, der Kantor Hampel, fällt darauf auch mal kurz aus seiner Rolle: "Die nächste Regenfront", sagt er trocken. Sprüche dieser Art ziehen sich durch die Vorstellung; sie machen Darsteller und Publikum zu einer verschworenen Einheit.

Tatsächlich hat der Dauerregen keinen Einfluss auf den Erfolg der Spiele: Fast alles Vorstellungen sind sehr gut besucht, Karten für die besten Plätze sind schon für die ganze Saison verkauft. Bisher musste noch keine Vorstellung unterbrochen oder gar abgesagt werden. An diesem Wochenende wird der 200 000. Besucher erwartet - die Karl-May-Spiele sind damit auch in der 60. Saison wieder auf der Gewinnspur. Für den Jubiläumsbesucher gibt es einen krisensicheren Goldbarren im Wert von 2500 Euro.

Hinter den Kulissen allerdings wartet viel Arbeit auf die Helfer: Die Kleidung der Hauptdarsteller kommt nach Regenvorstellungen schnell in den Wäschetrockner, die Perücken werden trocken geföhnt, damit bei der nächsten Vorstellung alles wieder perfekt sitzt. Für die Mitwirkenden und für die Pferde ist es oft beschwerlich, durch den nassen Sand zu laufen oder sich nach Kampfszenen sogar darin zu wälzen. Einen Schnupfen hat sich bisher noch keiner der Darsteller zugezogen.