Ingenieurbüro stellt Verkehrskonzept für den Norderstedter Stadtteil vor. Im Fokus steht der Straßenzug NiendorferStraße und Friedrichsgaber Weg.

Norderstedt. Die Berliner Allee nach Norden und nach Süden verlängern, die Ochsenzoller und die Friedrich-Ebert-Straße als Einbahnstraßen in entgegengesetzte Richtungen ausweisen und ein Abbiegeverbot von Norden in die Stettiner Straße - das sind Vorschläge, mit denen die Verkehrsbelastung auf dem Straßenzug Niendorfer Straße/Friedrichsgaber Weg verringert werden soll und zugleich die wesentlichen Bausteine des Verkehrskonzeptes Garstedt. Die Stadt hatte die Verkehrsplaner vom Hamburger Ingenieurbüro Pöyry Infra Traffic damit beauftragt, die Situation in Garstedt zu analysieren und Vorschläge für die Verbesserung zu machen.

Die Mitarbeiter von Pyöry stellen fest, dass der Straßenzug überlastet ist. 24 000 Fahrzeuge rollen täglich über die westliche Magistrale, und die Zahl wird steigen, wenn die Oadby-and-Wigston-Straße nach Norden und Osten verlängert ist. Hinzu kommt der Fluglärm. Am Lärm aus der Luft kann die Stadt im Alleingang kaum etwas ändern. Sie ist auf das Land Schleswig-Holstein und die Bereitschaft des Flughafens angewiesen, Starts und Landungen gerechter zwischen Hamburg und dem Umland zu verteilen. Politik und Verwaltung sind aber in der Pflicht, den Straßenlärm zu reduzieren. Schon deshalb, weil es einen Lärmminderungsplan gibt, an dem die Bürger in einem aufwendigen Verfahren mitgewirkt haben. Deshalb soll jetzt der Brennpunkt Niendorfer Straße/Friedrichsgaber Weg angegangen werden.

Vorweg haben die Analysten von Pyöry die prognostizierte Verkehrsbelastung der Stadt korrigiert - und zwar nach unten. Der Verkehrsentwicklungsplan 2020 geht davon aus, dass der Verkehr zwischen 28 und 81 Prozent wachsen wird. Pyöry rechnet mit einem Zuwachs zwischen 14 und 46 Prozent. Die Gutachter beziehen sich auf die Shell-Prognose, wonach im überregionalen Verkehr derzeit kaum noch mit Steigerungen zu rechnen ist.

Im Analyseraum, der den gesamten Stadtteil umschließt, werde der Verkehr dennoch stärker zunehmen. 2000 Menschen werden ins Neubaugebiet Garstedter Dreieck ziehen, weitere Wohnungen sind im Bereich Tannenhofstraße und im Gewerbegebiet Kohfurth geplant, und das Herold-Center soll mit einem Elektronikmarkt einen zusätzlichen Magneten erhalten.

Die Gutachter haben ermittelt, dass 39 Prozent auf den Durchgangsverkehr entfallen, der Rest auf den Ziel- und Quellverkehr. Im Wesentlichen sind das Autofahrer, die zum Herold-Center und den Einkaufsmärkten an der Straße Kohfurth und nach dem Einkaufen wieder nach Hause wollen. Da soll die Verlängerung der Berliner Allee nach Norden für Entlastung sorgen. Eine Maßnahme, die inzwischen von der Stadtvertretung beschlossen ist. Die neue Straße soll südlich des Kreisels Buchenweg auf den Friedrichsgaber Weg stoßen, der Kreisverkehr in eine Ampel-Kreuzung umgebaut werden.

Zugleich soll die Linksabbiegespur vom Friedrichsgaber Weg in die Stettiner Straße entfallen und in eine zusätzliche Fahrspur Richtung Norden umgewandelt werden. Es ist erst wenige Monate her, dass die Stadt die Abbiegespur gebaut und die Ampel aufgestellt hat. Die weiteren Vorschläge:

Verlängerung der Berliner Allee nach Süden: Die Pläne für das Anbinden der Berliner Allee an die Tannenhofstraße gibt es seit Langem. Zugleich würden die Zufahrt von der Tannenhofstraße an die Ochsenzoller Straße und Achternfelde geschlossen, der Knoten Ochsenzoller Straße/Achternfelde um- und die Kreuzung Ochsenzoller Straße/Berliner Allee vierarmig ausgebaut. Die Gutachter raten von dieser Maßnahme ab, sie würde den Straßenzug Niendorfer Straße/Friedrichsgaber Weg nicht signifikant entlasten, zudem müsste die Tannenhofstraße ausgebaut werden, was wegen fehlender Flächen schwierig wäre. Die Mehrheit der Politiker hat sich von diesem Projekt verabschiedet.

Einbahnstraßenregelungen Ochsenzoller Straße/Friedrich-Ebert-Straße : Auch hier sehen die Gutachter mehr Nach- als Vorteile: Die Belastung auf Niendorfer Straße und Friedrichsgaber Weg nehme zu, außerdem könne es zu Schleichverkehren durch die Wohngebiete kommen.

Westumgehung Garstedt : Die Umgehungsstraße westlich Niendorfer Straße/Friedrichsgaber Weg wurde zwar von der politischen Mehrheit aus dem Flächennutzungsplan gestrichen, dennoch vom Hamburger Büro mit untersucht. Die Vorteile: Der Streckenzug Niendorfer Straße/Friedrichsgaber Weg wird um rund 30 Prozent entlastet, sodass auch die Lärm- und Abgasbelastungen für die Anwohner sinken würden. Da der Durchgangsverkehr einen geringeren Anteil ausmache als angenommen, falle die Entlastung um 40 bis 50 Prozent geringer aus. Großer Nachteil sind die mit dem Bau der Westumgehung verbundenen erheblichen Eingriffe in die Natur.

Verkehrstechnische Optimierung: Die Gutachter empfehlen, für das Abbiegen von der Friedrich-Ebert-Straße nach Norden auf den Friedrichsgaber Weg eine zusätzliche Spur einzurichten. Linksabbiegespuren sollten auch auf der Ochsenzoller Straße und dem Ohlenhoff an der Kreuzung mit der Niendorfer Straße eingerichtet werden. Die drei Ampeln zwischen Ohechaussee, Einmündung zum Obi/Plambeck-Baumarkt und Ochsenzoller Straße sollen koordiniert gesteuert werden. Die Ampeln an den Kreuzungen Friedrich-Ebert- und Stettiner Straße sollen verkehrsabhängig geregelt und eine Busbeschleunigung installiert werden. Das Anlegen von Busbuchten würde den Verkehr beschleunigen. Diese Maßnahmen seien zum Teil schnell umzusetzen und brächten eine "spürbare Verbesserung des Verkehrsflusses bei nach wie vor hoher Auslastung des Streckenzuges Niendorfer Straße/Friedrichsgaber Weg".