Das Casting der Ufa im Einrichtungshaus Dodenhof förderte mehrere Talente zu Tage

Als Nele Werner die Bühne betritt, ist sie noch das kleine, niedliche Mädchen aus Lentföhrden. Schüchtern schaut sie in Richtung Kamera und nestelt nervös am rosafarbenen T-Shirt. Mit ihren lustigen Locken gleicht sie dabei eher der Unschuld vom Lande als einem schillernden Popstar. Kaum ertönen aber die ersten Klänge von Rihannas "S&M", verwandelt sich die Neunjährige in ein wahres Energiebündel: Lachend wirft sie ihre Haare zurück, lässt Arme und Beine im Takt der Bässe sausen und wirbelt wie ein Irrwisch über die kleine Tanzfläche. Ein schwungvolles Rad zum Abschluss - da ist auch Casting-Direktor Otto Nietschke endgültig begeistert und verzieht das sonst unergründliche Gesicht zu einem Lachen.

"Your Chance" ist das Motto, unter dem Deutschlands führende Film- und Fernsehproduktionsfirma Ufa am Dienstag im Kaltenkirchener Möbelhaus Dodenhof nach jungen Talenten Ausschau hielt. Gesucht wurden neben begabten Tänzer und Sängern auch junge Nachwuchs-Schauspieler. Schon früh morgens bildete sich eine lange Schlange vor dem Eingang des Einrichtungshauses - Zahnspange reihte sich an Zahnspange. Die insgesamt mehr als 100 Teilnehmer konnten entweder auf kleine Sprechrollen in ihren Lieblingsserien wie "GZSZ", oder aber auf eine persönliche Einladung für die Castings von "Deutschland sucht den Superstar" und "Das Supertalent" hoffen.

Für Nele stand trotz der großen Chance zunächst einmal der Spaß im Vordergrund. "Das war total cool", sagte sie, noch nach Luft japsend, nach ihrem Auftritt, "aber ich kann das noch besser. Die Bühne war nur etwas zu klein". Der bemerkenswerte Auftritt der Grundschülerin kommt nicht von ungefähr. Zweimal pro Woche wird in der Gruppe "Dance Sensation" des TSV Weddelbrook kräftig geübt und zu Hip-Hop-Musik getanzt. Auch Coach Elke Anderson zeigt sich begeistert von ihrem Schützling: "Nele ist ein tolles Mädchen. Für das Tanzen lässt sie alles stehen und liegen. Sie zu trainieren, macht schon Spaß."

Ein Naturtalent sei Nele aber nicht, vielmehr führten erst ihr großer Ehrgeiz und die vielen Trainingsstunden zu den tollen Leistungen. Ruhig sitzen - das gehört folgerichtig nicht zu Neles Stärken. "Sie ist immer in Bewegung. Mittlerweile konnten wir uns zum Glück darauf einigen, dass nicht auch noch am Essenstisch geübt wird", verkündet die stolze Mutter Bianca Werner.

Bevor die junge Lentföhrdenerin aber vor der Kamera durchstarten kann, steht am 1. Oktober erst einmal die Deutsche Meisterschaft in Mühlheim an, für die sich Nele sowohl im Duo, als auch in der Formation qualifiziert hat. An den Erfolg muss sie sich erst gewöhnen: "DSDS gucke ich schon ganz gerne, aber trauen würde ich mich das noch nicht."

Ebenso viel Rhythmusgefühl und Talent bewies vor stilechter Dodenhof-Kulisse Jasmin Harwardt. Die Vierzehnjährige überzeugte jedoch nicht durch ihre tänzerischen Fähigkeiten, sondern mit ihrer herausragenden Stimme. Souverän und gefühlvoll trug sie den aktuellen Hit "Rolling In The Deep" von Adele vor und begeisterte so auch die Dodenhof-Geschäftsleitung. "Ich habe vor zwei Wochen von dem Casting erfahren und mich schon die ganze Zeit gefreut. Vor dem Auftritt hat mein ganzer Körper angefangen zu zittern", sagte die Schülerin des Gymnasiums Kaltenkirchen.

Jasmin ist 14 Jahre alt und hat sogar einen Künstlernamen: "J2N"

Auf dem Weg zum Ruhm setzt Jasmin aber nicht nur auf Castings. Auch auf Youtube präsentiert sich der sympathische Teenager mit ihrem Künstlernamen "J2N" der Öffentlichkeit. Mit teilweise mehr als 500 Aufrufen sind ihre Coverversionen von Liedern wie "Perfect" von Pink im Netz recht erfolgreich. Unterstützung bekam sie bei ihrem großen Casting-Auftritt von ihrer großen Schwester Julia und Mutter Jennifer, die erst spät von den Aktivitäten ihrer Tochter hörte: "Dass sie ganz gut singen konnte, wusste ich schon länger. Von den Videos habe ich aber erst kürzlich erfahren. Und dass meine Tochter sogar einen Künstlernamen hat, ist mir komplett neu."

In die Fußstapfen von Deutschlands aktuellem Superstar Pietro Lombardi will Jasmin dennoch nicht treten. "Die sind dann nur ein Jahr berühmt, und danach kennt die keiner mehr", sagt die Kisdorferin. Zu ihren Vorbildern zählen eher Stars aus dem Internet, wie die Band Cimorelli, deren Videos bereits mehr als zwei Millionen Menschen sahen.

Nick Birkenstock trägt selbst komponierte Lieder vor

Eine ähnliche Meinung von Casting-Formaten und Deutschlands Talentscout Nummer eins, Dieter Bohlen, hat Nick Birkenstock. Wie ein alter Hase trug er seine in Eigenregie komponierten Songs "Rebell" und "Meine Welt" vor. "Musik ist für mich die beste Möglichkeit, meine Gefühle auszudrücken. Mit meinen Songs will ich Menschen erreichen und berühren", sagt der 17-Jährige.

Für ein weiteres emotionales Highlight des langen Casting-Tages sorgte der erst fünfjährige Koray Gorgi. Mit seiner Mutter zum Einkaufen angereist, wollte er unbedingt auch einmal auf die Bühne. Spontan gab er "Die Jahresuhr" von Rolf Zuckowski zum Besten und sorgte für Jubelstürme, als er den Songtext wörtlich nahm und nach dem Dezember einfach wieder von vorne anfing. Ob die vielen gesichteten Talente letztendlich auf der großen Bühne stehen werden, ist noch nicht entschieden. Alle Teilnehmer bekamen eine Online-Sedcard und haben so die Chance, auf ihre Leistungen aufmerksam zu machen.