Die Projektgruppe A 20 verzichtet auf Lärmschutzwände . Spätestens im Jahr 2016 rollt der Verkehr

Bad Bramstedt/Itzehoe. Zu nah, zu laut, zu hoch - Burkhard Kötter kennt die Kritik der Bramstedter gegen die Autobahn 20. Insgesamt 500 schriftliche Einwände haben sie erhoben, die in den Aktenschränken des Landesbetriebs für Straßenbau und Verkehr in Itzehoe ganze Reihen mit Aktenordnern füllen. Die Bürger durften sich beim Planfeststellungsverfahren für die A 20 äußern, und sie haben die Gelegenheit ausführlich genutzt. Die Bramstedter wehren sich dagegen, dass die Trasse südlich der Stadt auf einem Wall verlaufen und fürchten vor allem den Lärm.

Besonders die Menschen im Wohnpark Bissenmoor sind aufgebracht. Sie fordern wahlweise eine neue Trasse oder die Tieferlegung der Autobahn in einen Trog. Hauptsache, der Krach, vor dem sich alle fürchten, dringt nicht in die Wohnviertel und ins Kurgebiet.

Burkhard Kötters Job beginnt am Autobahnkreuz bei Schmalfeld

Zu den schärfsten Kritikern des Projekts gehört der Bramstedter Gerhard Wasmus. Er hat Briefe und Einwendungen geschrieben. Ein Anwalt arbeitet in seinem Auftrag. Von der Stadt, die ebenfalls eine Änderung der Pläne verlangt, fühlt er sich betrogen (wir berichteten gestern).

Doch müssen die Bramstedter tatsächlich damit rechnen, von einem Dauerlärmpegel um Ruhe und Schlaf gebracht zu werden? Warum haben Kötter und seine Kollegen von der Projektgruppe Autobahn 20 sich dafür entschieden, die Trasse südlich der Stadt auf einem Wall verlaufen zu lassen? Die Norderstedter Zeitung hat im Landesbetrieb mit Burkhard Kötter gesprochen.

Sein Job beginnt am künftigen Autobahnkreuz bei Schmalfeld, wo sich die A 7 und die A 20 treffen werden, und endet unter der Elbe in einem Tunnel bei Glückstadt. Diesen Abschnitt der A 20 haben Kötter und seine Projektgruppe geplant. Den Bereich östlich von Schmalfeld übernehmen seine Kollegen vom Landesamt in Lübeck, die es mit dem Autobahnbau schon bis nach Bad Segeberg geschafft haben. Für den Abschnitt jenseits der Tunnelmitte sind seine Straßenbauexperten in Niedersachsen zuständig

Die Nordtrasse würde durch geschützte Feuchtgebiete verlaufen

Kurz hinter dem Autobahnkreuz, das auf halbem Weg zwischen Schmalfeld und Lentföhrden liegen wird, beginnt auch der Protest der Menschen, die Angst vor dem Lärm haben. Einige fordern, die A 20 nördlich statt südlich um die Kurstadt herumzuführen. Doch das kommt für Kötter nicht infrage. Im Norden würde die Autobahn ein geschütztes Flora-Fauna-Habitat mit den Feuchtgebieten an der Osterau durchqueren. Eine Idee, die erheblichen ökologischen Schaden anrichten würde. "Wir sind verpflichtet, auf die Ökologie zu achten", sagt Kötter. "Das ist bei unseren Planungen entscheidend."

Er könne die Bedenken der Anwohner verstehen, die sich vor den Emissionen von knapp 24 000 Autos pro Tag fürchten, die auf dem Abschnitt für das Jahr 2025 vorhergesagt werden. "Man wird die Autobahn hören", sagt Kötter, doch objektiv lägen sämtliche zu erwartenden Werte unter den Grenzwerten, sodass bei Bad Bramstedt keine Lärmschutzwände oder -wälle gebaut werden müssten. Fachleute sprechen von aktivem Schallschutz.

Für Wohngebiete liege der Grenzwert nachts bei 49 Dezibel, tagsüber bei 59 Dezibel, doch an diesen Wert werde der Wohnpark Bissenmoor nicht herankommen, sagt Kötter. Noch ruhiger als in den Einzelhäusern am Südwestzipfel der Stadt wird es vermutlich im Kurgebiet zugehen, das noch weiter von der A 20 entfernt liegen wird. Die Distanz beträgt einen Kilometer.

"Aktiver Schallschutz ist zwar denkbar", sagt Kötter. "Doch es besteht kein Anspruch." Passiver Schallschutz, wie der Einbau von Schallschutzfenstern, ist nur an drei Gebäuden vorgesehen. Zwei gehören zu einem Reiterhof im Nordosten Lentföhrdens, der direkt an der Trasse stehen wird. Ein anderes Haus befindet sich bei Weddelbrook an der Landstraße nach Heidmoor.

Und warum soll die Autobahn über einen Wall verlaufen statt durch einen Trog, aus dem nur wenig Schall dringen kann? Bei dem Wall handelt es sich in Wirklichkeit um eine lange Rampe, die zu den acht bis neun Meter hohen Brücken hinaufführt, die die AKN-Gleise und die Bundesstraße 4 überqueren sollen. Würde man stattdessen die Eisenbahn und die B 4 unterqueren, wäre der Aufwand ebenso immens wie teuer.

Erstes Problem: Die Planer müssten die Eisenbahnquerung über die A 20 bauen und dabei gewährleisten, dass die AKN auch während der Bauarbeiten jederzeit fahren kann. Das wäre vermutlich nur mit Behelfsbrücken und einem Parallelgleis möglich.

Außerdem hat Kötters Projektgruppe berechnet, dass eine Brücke über AKN und B 4 den Lärmpegel im Vergleich zu einer ebenerdigen Querung im Wohnpark Bissenmoor nur um einen Dezibel erhöhen wird.

Eine komplette Anschlussstelle müsste versenkt werden

Noch größere Probleme würde die tiefer gelegte Autobahn bei der Entsorgung des Regenwassers bereiten, das von den Fahrbahn abgeleitet werden muss. Bei einer Brückenrampe ist die Sache einfach: Das Wasser fließt von allein nach unten ab in einen Regenklärbecken, das an der Südspitze des Golfplatzes gebaut werden soll. Am Rand der Rampe darf es nicht versickern, weil die A 20 zwischen der B 4 und der Südspitze des Golfplatzes Bissenmoor in einem Wasserschutzgebiet verläuft.

In einem Trog könnte man die Gravitation nicht nutzen, sondern müsste vielmehr versuchen, das Wasser in die Höhe zu pumpen oder andere technisch aufwendige Konstruktionen zu nutzen. "Das kostet richtig Geld", sagt Kötter. Für durchsetzbar hält er diese Ideen kaum, zumal nicht nur die Autobahn, sondern eine ganze Anschlussstelle ins Erdreich versenkt werden müsste: Die A 20 kreuzt nicht nur die B 4, dort entstehen auch Zu- und Abfahrten.

Die A 20 bei Bad Bramstedt kostet 130 Millionen Euro

Ein weiteres Problem würde der Trog schaffen, weil der metertiefe Bau schwerwiegende Folgen für das Grundwasser hätte. Kötter geht davon aus, dass der Grundwasserspiegel abgesenkt werden müsste - mit erheblichen Folgen für die ökologisch wertvollen Feuchtgebiete.

Wenn es den Anwohnern ausschließlich um den Lärmschutz gehe, gäbe es wirtschaftlichere Möglichkeiten als den Trog, sagt Kötter. Schon jetzt ist der Abschnitt der A 20 südlich von Bad Bramstedt nicht gerade ein Schnäppchen. Das Teilstück von Schmalfeld im Osten bis kurz hinter die Kreisgrenze bei Bokel (Kreis Pinneberg) wird inklusive Anschlussstelle und Autobahnkreuz 130 Millionen Euro kosten.

Landesbetrieb rechnet 2012 mit dem Planfeststellungsbeschluss

Kötter ist davon überzeugt, dass der Bedarf für die Autobahn vorhanden ist, die eines Tages die Gebiete an der polnischen Grenze mit dem Nordwesten Niedersachsens, Westdeutschland und den Niederlanden verbinden soll. 23 800 Auto pro Tag rollen nach den Berechnungen 2025 über die A 20, davon 5830 Lastwagen. Im Vergleich zur Autobahn 7 ist der Andrang allerdings gering. Bei Bad Bramstedt werden nach dem sechsspurigen Ausbau täglich 100 000 Fahrzeuge erwartet.

Kötter geht davon aus, dass im kommenden Jahr mit dem Planfeststellungsbeschluss für den Abschnitt bei Bad Bramstedt zu rechnen ist. Vorher müssen er und seine Kollegen noch sämtliche Einwendungen individuell beantworten. Ob der Landesbetrieb die 500 Antworten noch in diesem Jahr schreiben kann, ist ungewiss. Liegt der Beschluss vor, könnten die Bauarbeiter anrücken. Kötter rechnet mit einer Bauzeit von drei bis vier Jahren.