Fünf Reitpferde starben, nachdem sie Eibennadeln gefressen hatten. Besitzer fordern Schadensersatz

Tangstedt. Die Pferdefreunde sind schockiert: Auf dem Reiterhof von Walter Frers, 75, in Tangstedt bei Norderstedt sind innerhalb weniger Stunden vier Reitpferde verendet, ein fünftes wurde am nächsten Tag tot aufgefunden. Die Obduktionen durch einen Amtstierarzt ergaben: Alle Pferde starben, nachdem sie Gartenabfälle mit Nadeln von beschnittenen Eiben gefressen hatten. Für Tiere und Menschen stellt der Verzehr von Nadeln oder Beeren dieses giftigen Gewächses eine tödliche Gefahr dar.

Walter Frers gestand gegenüber der Norderstedter Zeitung: "Ich habe einen großen Fehler gemacht, damit muss ich jetzt leben."

Der Pferdezüchter und Besitzer eines Pensionsstalles hatte in seinem Garten Eiben gestutzt und die Zweige auf die Koppel geworfen. Damit begann das Unglück: Einige Pferde knabberten an den Nadeln und fraßen sie. Ein Pferd starb noch auf der Weide, drei wenig später in ihrer Hallenbox, das fünfte hielt unter großen Schmerzen durch, starb aber dann in der Nacht.

Walter Frers beteuert: "Ich wusste nicht, dass Eibennadeln und -beeren giftig sind. Das kann ich beschwören." Gleichwohl haben drei der fünf Pferdebesitzerinnen über einen Rechtsanwalt Klage auf Schadensersatz zwischen 6500 und 9000 Euro eingereicht. Die Pferdebesitzer, die ihre Vierbeiner auf dem Reiterhof am Fahrenhorster Weg zwischen Tangstedt und Wakendorf II eingestellt hatten und für Unterkunft, Nahrung und Weidegang 250 Euro monatlich bezahlten, akzeptieren die Aussage Walter Frers' nicht.

Keine zwei Stunden, nachdem die Nachricht von den vergifteten Tieren sie erreicht hatten, holten sie insgesamt 13 Pferde aus den Stallungen des Tangstedter Hofes. Die Eigentümer wollten nicht das Risiko eingehen, dass ihre Pferde auch noch an den Gift der Eibennadeln sterben.

Jetzt liegt Walter Frers mit den Besitzern der fünf toten Pferde im Clinch. Eines war der sechsjährige Hannoveraner Wallach Re Fino. Den wollte seine Besitzerin Rabea Abayan aus Hamburg-Eimsbüttel eigentlich zu einem Dressurpferd ausbilden lassen. "Ich hatte der Frau schon mehrfach gesagt, dass ihr Pferd weder zum Springen noch zur Dressur tauge", behauptet Frers.

Die Pferdebesitzerin sieht das als Schutzbehauptung an. Rabea Abayan suchte am Montag einen Rechtsanwalt auf, sie verklagt Frers auf Schadensersatz. Sie fordert 9000 Euro und begründet das so: "Ich will nur den reinen wirtschaftlichen Schaden ersetzt haben, den emotionellen stelle ich nicht in Rechnung. Ich behaupte nicht, das Herr Frers mein Pferd absichtlich umgebracht hat, aber er ist mir gegenüber ziemlich unverschämt aufgetreten."

Walter Frers, der Frau Abayan 7000 Euro angeboten haben will (die sie angeblich ablehnte) und der am Montag ebenfalls anwaltlichen Beistand einholte, sagte im Gespräch mit der Norderstedter Zeitung: "Zwei der toten Pferde waren alt und lahm, die bekamen schon ihr Gnadenbrot. Da werden die Besitzer froh gewesen sein, als sie die Todesnachricht erfuhren."

Diese Äußerung brachte Maren Wibbeke aus Tangstedt auf die Palme: "Wie kann er so etwas sagen? Kein Pferdefreund freut sich über den Tod seines Tieres." Ihr gehörte der Holsteiner Wallach Lacondo, der seit achteinhalb Jahren in ihrem Besitz stand. Der sei zwar schon 23 Jahre alt gewesen, aber körperlich topfit. "Noch am Tag vor dem Unglück bin ich mit ihm zwei Stunden lang durch die Gegend geritten. Das hat er bestens überstanden."

Immer wieder betrachtete die Reiterin in den vergangenen Tagen Fotos ihres Lieblingspferdes in einem Büchlein, das eine Freundin zusammengestellt und ihr geschenkt hatte. Dabei konnte sie ihre Tränen oft nicht zurückhalten. "Auch mein zehnjähriger Sohn Jeremy hat Lacondo geliebt, er ist ja mit ihm aufgewachsen", sagt sie.

Am Unglückstag habe Frers sie gegen 17 Uhr angerufen. Ihr Pferd sei umgekippt. "Innerhalb von zehn Minuten war ich auf dem Reiterhof. Dort lag mein Pferd regungslos neben einem Heuhaufen. Walter Frers sagte nur: ",Der ist tot, der war ohnehin stocklahm und nicht mehr zu reiten'".

Am nächsten Tag hat ein Abdecker-Unternehmer aus Neumünster die toten Pferde abgeholt. Karsten Frers, 42, der den Reitstall einmal übernehmen sollte, will sich jetzt um einen Job auf dem Hamburger Flughafen bewerben. Sein Vater sagte: "Für ihn tut es mir leid."