Norderstedt hat sich zur Mini-Hochburg der Metal-Szene gemausert. Morgen beginnt der nächste Band-Wettbewerb

Norderstedt. Harte Gitarrenriffs, schnelles Schlagzeug und düsterer Gesang - so charakterisieren sie das, was sie aus ihren Instrumenten herausholen. Metal eben, wie die Musiker sagen. Norderstedt hat sich zu einer Mini-Metal-Hochburg für Newcomer entwickelt. "Das hat sich irgendwie so ergeben, in der Stadt ist die Metal-Szene sehr aktiv", sagen die Vertreter der Bands, die im Rathaus sitzen, über den nächsten Bandwettbewerb plaudern und so ganz anders wirken als die Songs, mit denen sie ihr Publikum bespaßen. Kein Lila in den Haaren, keine Piercings in Lippen oder Nase, und die Stimme klingt ganz normal. Junge Leute wie viele andere auch, die ganz freundlich über ihr Hobby aufklären - eine Musik, die natürlich nicht einfach Metal oder Heavy Metal ist.

Der Metal-Laie, der vielleicht mal was von Metallica, Motörhead oder Iron Maiden gehört hat, sonst aber eher die Ohren schließt, wenn sich die typisch hämmernden Rhythmen und kehligen Laute ankündigen, lernt unweigerlich dazu. Zum Beispiel, dass "Declare your funeral" eine gute Mischung aus Hard-, Metal- und Deathcore spielt.

Sie spielen nicht einfach Metal, sondern Death Metal oder Olympic Trash

Und überhaupt diese Bandnamen, die das Düster-Image stützen. Nicht nur, dass die Zuhörer ihre "eigene Beerdigung" erklären sollen. Die Metal-Mitstreiter nennen sich "Horrific Retaliation" ("Schreckliche Vergeltung"). Sie bezeichnen sich als "Technical Death Metal Band" und als eine Gruppe, die mit technischem und präzise gespieltem Gitarrensound und düsterem Gesang die Menge zum "Moshen" bringen will. Ein neuer Begriff für ein altes Phänomen: Schon vor mehr als 40 Jahren haben gegen das Establishment opponierende Rockfans ihre Köpfe im Rhythmus der Beats bewegt und die damals noch langen Haare geschüttelt.

"Head bangen" ist auch morgen angesagt. Da geht der "Nordersound" ins sechste Jahr. Der Kinder- und Jugendbeirat hat das Jugendfestival ins Leben gerufen und den Nachmittag und Abend mit junger Musik inzwischen zum Bandwettbewerb umfunktioniert. Der Wettstreit, der in diesem Jahr in die dritte Runde geht, hat sich zur festen Größe mit wachsender Fangemeinde entwickelt. Neun Bands präsentieren sich dem Publikum in drei Vorentscheiden. Eine Jury und die Besucher bestimmen den jeweiligen Sieger, der wiederum im Finale gegen die Gewinner der anderen Vorentscheide antritt.

Im Vordergrund steht dabei weniger der Wettkampf, sondern vielmehr die Chance, sich dem Publikum zu präsentieren und Fans zu gewinnen. "Hauptsache, wir haben Spaß. Und den haben wir auch, wenn wir vor fünf Leuten spielen", sagen die Musiker. Doch die Sorge, dass sich nur eine Handvoll Fans im Festsaal am Falkenberg verliert, ist unbegründet. "Der Festsaal ist immer gut gefüllt, wir haben meist mehr Interessierte als die 300, die in den Saal passen", sagt Henrika Lange von der Stadtverwaltung, die die Aktivitäten des Kinder- und Jugendbeirats koordiniert. Das liegt zum einen daran, dass es in Norderstedt keine vergleichbaren Erlebnisse für Jugendliche gibt, aber auch an der Qualität der Musik. Denn trotz der unterschiedlichen musikalischen Ausrichtung, eins eint Gitarristen, Bassisten und Drummer: Sie beherrschen ihre Instrumente. Sie nehmen seit Jahren Unterricht, üben eifrig und verbessern kontinuierlich die Fingerfertigkeit. Die meisten beherrschen Noten, auch wenn sie sagen: "Wichtig ist, dass die Musik aus dem Bauch herauskommt."

Auch der aktuelle Bandwettbewerb hat schon Resonanz hervorgerufen. Das Ereignis verbreitet sich per Mund-zu-Mund-Propaganda und natürlich auf der Internet-Kontaktseite Facebook. 150 Besucher haben sich schon fest angemeldet, 110 ihre Absicht erklärt, zum ersten Vorentscheid zu kommen.

Der beginnt morgen um 19 Uhr im Festsaal am Falkenberg. Antreten werden neben "Declare your funeral" und "Horrific Retaliation" auch "Surface", die ihren Stil als "Olympic Trash" und "Technical Death Metal" bezeichnen und auch schon einige Live-Auftritte zum Beispiel im Hamburger Uralt-Kult-Club "Logo" hinter sich haben.

Und wie sich das für ein ordentliches Konzert gehört, werden auch "special guests" auftreten. "Àletrun" verfolgt ehrgeizige Ziele. Die Band, die es im Vorjahr beim "Nordersound" bis ins Finale schaffte, kombiniert knallharte Metal-Beats mit symphonischen Klängen und will die Zuhörer in die nordische Mythologie entführen. Die Pagan-Metal-Band um den Sänger Thor Myrdal bringt nicht nur die klassischen Rock-Instrumente zum Klingen, sondern setzt auch Originalinstrumente aus der Volksmusik ein wie Flöten, Dudelsack oder Didgeridoo.

Flöte und Dudelsack ergänzen die klassischen Rock-Instrumente

Auch der Gesang unterscheidet sich von den kehligen tiefen oder extrem hohen Lauten der Metal-Sänger. Pagan Metal hebt sich auch durch klassischen Gesang, oft vorgetragen von ausgebildeten Sängern, von den anderen Spielarten der Metall-Musik ab.

Die beiden weiteren Vorentscheide werden am 12. August und am 28. Oktober über die Bühne gehen. "Das Finale werden wir dann im nächsten Jahr austragen", sagt Henrika Lange, die den Sponsoren von "Nordersound" dankt. Unter denen, die den Band-Wettbewerb finanziell unterstützen, ist auch die "Wacken-Foundation" - was nicht verwundert. Schließlich gilt "Wacken Open Air" als das größte Heavy-Metal-Festival der Welt. Für das Vorjahr melden die Veranstalter 82 500 Teilnehmer, davon 75 000 zahlende Besucher.

Wer morgen im Festsaal am Falkenberg dabei sein will, wenn die ersten drei Bands bis Mitternacht um den Sieg spielen, muss mindestens 14 Jahre alt sein und in dem Alter noch mit erwachsenem Begleiter kommen. Karten zu sechs Euro gibt es in der Ticket-Corner auf dem Rathausplatz und für 6,50 Euro an der Abendkasse.