In Henstedt-Ulzburg gibt es den ersten Bewegungskindergarten im Kreis Segeberg. Geplant ist nun auch die Einrichtung eines Sportkindergartens

Henstedt-Ulzburg. Früher gingen die Kinder in den Wald und spielten Cowboy und Indianer. Oder Fußball. Oder Verstecken. Dazu bleibt heute kaum noch Zeit: Fernsehen, Computer, Schularbeiten, Musikkurse - Sport und Spiel im Freien haben bei vielen Kindern keinen großen Stellenwert mehr. In Henstedt-Ulzburg haben Eltern nun die Chance, ihren Kindern Bewegung zu verschaffen: Die Gemeinde und der SV Henstedt-Ulzburg haben einen Bewegungskindergarten ins Leben gerufen. Und das ist erst der Anfang: Demnächst wird es im Ort wahrscheinlich sogar einen richtigen Sportkindergarten geben. Diese Idee des SV Henstedt-Ulzburg wird von den Politikern derzeit noch diskutiert.

Kinder brauchen Bewegung: Diese Erkenntnis ist nicht neu, trotzdem haben sich Bewegungskindergärten noch nicht durchgesetzt. In Niedersachsen gibt es das vom Landtag geförderte "Markenzeichen Bewegungskindergarten", in Schleswig-Holstein vergibt die Sportjugend im Landessportverband das Qualitätssiegel "Anerkannter Bewegungskindergarten Schleswig-Holstein". Im vergangenen Jahr wurden zwei Kindergärten ausgezeichnet, insgesamt bekamen bisher sieben Kindergärten in Schleswig-Holstein das Qualitätssiegel. In Hamburg gibt es drei Bewegungskindergärten. Noch sind diese Einrichtungen rar. Im Kreis Segeberg zum Beispiel gab es bisher noch keinen Kindergarten dieser Art. Henstedt-Ulzburg bewegt sich also noch auf ungewohntem Terrain. Die örtliche CDU übrigens hatte vor vier Jahren die ersten Anträge in diese Richtung gestellt.

Als Objekt wurde der neue Kindergarten Schulstraße im Ortsteil Henstedt auserkoren. Im Mai vergangenen Jahres wurde die Einrichtung beschlossen, vor wenigen Wochen wurde der Betrieb aufgenommen. Die Verantwortung für dieses Projekt hat Christa Nordwald vom SV Henstedt-Ulzburg übernommen; sie arbeitet eng mit den Leiterinnen des Kindergartens und dem Mitarbeiterteam zusammen.

Hinter dem Konzept des Bewegungskindergartens verbirgt sich kein Powertraining für Dreijährige. Vier Übungsleiter des SV Henstedt-Ulzburg sind von Montag bis Donnerstag an der Schulstraße, um mit den Kindern Sport zu treiben. Schwerpunkte sind am Montag Leichtathletik und Koordinationsübungen, am Dienstag Geräteturnen, am Mittwoch alles rund um den Ball und am Donnerstag Yoga. "Wir haben bei der Planung ganz bewusst darauf geachtet, dass die Kinder immer verschiedene Angebote mitmachen können", sagt Christa Nordwald.

Die insgesamt 135 drei bis sechs Jahre alten Kinder teilen sich in sieben Gruppen auf. Vorschulkinder haben drei Sporteinheiten pro Woche, die anderen Kinder sind zweimal in der Woche in der Sporthalle. Damit allerdings ist das Konzept noch nicht ausgereizt. Denn die Mitarbeiter des Kindergartens haben inzwischen viele Ideen entwickelt, um den Schwerpunkt "Bewegungsförderung" auch in ihren Gruppen und Räumen weiterzuführen. Die Beschäftigen des Kindergartens werden demnächst auch noch eine spezielle Ausbildung vom Sportverband absolvieren. "Das ganze Projekt ist sehr gut angelaufen", sagt Kindergartenleiterin Britta Deecke. "Aus dem Team des Kindergartens und dem Team des Sportvereins entsteht mehr und mehr ein Team aus Bewegungsspezialisten."

Die Kinder sind begeistert, aber einige Eltern sind auch skeptisch. Nach den Beobachtungen der Kindergartenleitung -neben Britta Deecke gehört dazu auch Dagmar Reinke - haben manche Eltern Angst, dass andere Grundlagenarbeit zu kurz kommen könnte. Diese Befürchtungen sollen allerdings zerstreut werden.

Für den SV Henstedt-Ulzburg ist der Bewegungskindergarten ein erster Schritt, um die Kinder auf Trab zu bringen. Im geplanten Sportkindergarten sollen sich die Kinder noch viel mehr bewegen. Täglich mehrere Bewegungseinheiten sollen die Kinder dazu bringen, möglichst viele Sportarten kennenzulernen. Ob sich dieses Konzept durchsetzen lässt, hängt von den Politikern ab. Die denken zurzeit darüber nach und beobachten das Geschehen im Bewegungskindergarten ganz genau. Das Projekt an der Schulstraße ist zunächst bis zum Ablauf des Kindergartenjahres 2011/2012 befristet. Über eine Fortsetzung entscheidet dann der Kinder- und Jugendausschuss.