Henstedt-Ulzburg. "Die kommen 'rein, gehen 'raus." Was Sabrina Mitschke aus eigener Erfahrung über den Umgang mit Hunden im Tierheim Henstedt-Ulzburg ("Das ist Handel") schildert, wirft ein ganz schlechtes Licht auf die Arbeit der Tierschützer vom Verein Westerwohld. Die 28-Jährige aus Henstedt-Ulzburg hatte bis vor kurzem als (einzige) hauptamtliche Tierpflegerin im Tierheim am Kirchweg gearbeitet - und jetzt gekündigt, weil das Verhältnis zur Tierheimleiterin und Vereinsvorsitzenden Sylvia Rückert offenbar zerrüttet war. Die ehemalige Tierheimmitarbeiterin widerspricht unmittelbar ihrer Ex-Chefin, die jüngst im Gespräch mit der NZ betont habe, Westerwohld arbeitete im Sinne internationalen Tierschutzes und auf vertraglicher Basis mit Tierschützern in Polen zusammen - "aber wir arbeiten nicht gewinnorientiert!"

Sabrina Mitschke bleibt auch bei ihrem Vorwurf, nicht alle Hunde, die aus Polen nach Henstedt-Ulzburg gekommen seien, wären wie gefordert und vertraglich vereinbart untersucht, entwurmt und mit Mikrochip gekennzeichnet gewesen. In einigen Fällen hätten die Welpen nicht das geforderte Mindestalter gehabt, und mindestens einmal sei ein Hund nachweislich erkrankt gewesen.

Am schwersten aber wiegt sicher die Behauptung, es seien wissentlich Tiere "umdeklariert" worden: Tiere, die aus Polen stammten, seien als sogenannte Abgabetiere aus hiesigen Orten an die späteren Besitzer weitergegeben worden. Auch dies hatte Sylvia Rückert jüngst vehement bestritten.

Katrin Witthöft aus Norderstedt und Renate Volkland aus Kaltenkirchen, bis Anfang Januar 2. Vorsitzende und Kassenwartin des Tierschutzvereins, wollen die Vereinsvorsitzende immer wieder auf die Unregelmäßigkeiten und Unrechtmäßigkeiten hingewiesen haben. Anfang Dezember hatte der damalige Teilvorstand Sylvia Rückert als Tierheimleiterin gekündigt und Sabrina Mitschke an ihre Stelle gesetzt. Anfang Januar dann kam es zu einer turbulenten, nicht öffentlichen Mitgliederversammlung, in deren Verlauf (wir berichteten) Sylvia Rückert eine Kampfabstimmung mit 55:37 Stimmen gewonnen hatte, woraufhin Katrin Witthöft und Renate Volkland zurückgetreten waren.

Die beiden Ex-Vorständlerinnen werfen Sylvia Rückert "permanente Alleingänge" vor. Katrin Witthöft geht noch weiter. "Sie ist einfach nicht geeignet, das Tierheim zu führen", sagt sie über ihre einstige Mitstreiterin. Das Maß voll gemacht habe Ende November ein Brief, den Henstedt-Ulzburgs Ordnungsamtsleiter Joachim Gädigk im Namen des Zweckverbands Fundtiere Segeberg West geschrieben habe. Darin heißt es: "In der Vergangenheit sind hier immer wieder Beschwerden darüber eingegangen, dass der Tierschutzverein Hunde aus Griechenland und in der letzten Zeit Lkw-Ladungen aus Polen aufnimmt und damit andere Aufnahmekapazitäten für Hunde nicht mehr gegeben sind." Tatsächlich, so sagen die Kritikerinnen, hätten sich zeitweise "die Hunde gestapelt". Auch diesen Punkt stellt Sylvia Rückert ganz anders dar. Demnach waren trotz der Aufnahme ausländischer Hunde immer genügend Kapazitäten für die Aufnahme von Fundtieren aus hiesigen Kommunen vorhanden.

Inzwischen fordern, wie berichtet, auch Kommunalpolitiker und Verwaltungsmitarbeiter aus der Region, alle Vorgänge zu durchleuchten und Vorwürfe abzuklären. Aber wer kontrolliert eigentlich das Tierheim? Sowohl Tierheimleiterin Sylvia Rückert wie die ehemalige Mitarbeiterin Sabrina Mitschke erklärten, die zuständige Kreisveterinärin Dr. Maike Pioch sei 2010 nicht einmal im Tierheim gewesen. Allerdings hatte die Tiermedizinerin wiederholt bei Versammlungen des Vereins auf die Rechtslage hingewiesen (siehe auch nebenstehenden Text).

Durch den Kreis Segeberg schwirrte dieser Tage das Gerücht, es gebe Bestrebungen, einen neuen Tierschutzverein zu gründen. Katrin Witthöft und Renate Volkland betonten im Gespräch mit der NZ, das komme für sie keinesfalls in Frage. Einen Vorstandsposten im Verein Westerwohld wollen beide auch nicht mehr bekleiden. Wie kann ein Neuanfang im Tierschutzverein aussehen? "Es geht nur mit einem komplett neuen Vorstand", sagt Katrin Witthöft. Dabei dürfe Sylvia Rückert weder im Vorstand sitzen noch das Tierheim leiten. "Auch wir wollen Tiere retten, aber nur nach gesetzlichen Bestimmungen", sagten Renate Volkland und Katrin Witthöft uni sono. Durch die Verfehlungen im Zusammenhang mit den Auslandshunden sei die Gemeinnützigkeit des Vereins gefährdet worden.

Seinen Hut in den Ring werfen, um im Vorstand einen Neuanfang mitzugestalten, würde Jan Knoll aus Henstedt-Ulzburg, der seit langem ehrenamtlich im Tierheim arbeitet und auch über einen sogenannten Befähigungsschein verfügt. Er stand nach eigenen Worten regelmäßig mit der Kreisveterinärin in Kontakt. "Die Ärzte haben bestimmt ein schlechtes Gewissen, weil sie nichts gemacht haben."