Das Altonaer Theater bot mit Heinrich Spoerls “Die Feuerzangenbowle“ in der “TriBühne“ drei Stunden sorgenfreie Unterhaltung

Norderstedt. Das ist schon dumm, wenn man endlich einmal den ultimativen Schulstreich spielen will, und der Direx macht aus dem Schülerstreich plötzlich Ernst und aus der vorgetäuschten Baustelle einen real existierenden Umbau mit Steinen, Mörtel und Leiter. Der groß geplante Effekt verpufft im Pennäler-Mief, die Klassenkameraden lachen sich mal wieder schlapp über den Streber der Klasse, der auch mal sein wollte wie sie, und der "Neue", der Pfeiffer mit "drei F", ist mal wieder der Champ des altehrwürdigen Gymnasiums. Der "Kleine Luck" ist verzweifelt und versteht die Welt nicht mehr. Jetzt sind sogar die Pauker gegen ihn.

"Die Feuerzangenbowle" stellte das Altonaer Theater in der Inszenierung seines Intendanten Axel Schneider auf die Bühne der "TriBühne". Das Publikum genoss drei unterhaltsame Stunden und spendete nach dem zweiten, temporeicheren Teil viel Applaus.

Ulrich Meyer-Horsch kam als Hans Pfeiffer nicht auf Touren

Im ersten Teil dieses beliebten Klassikers nach dem gleichnamigen Roman von Heinrich Spoerl wirkte das Spiel des Altonaer Theaterteams recht gebremst und dröge, denn Ulrich Meyer-Horsch kam als Hans Pfeiffer nicht auf Touren. Das schien auch die anderen Pennäler und die Pauker zu hemmen. Meyer-Horsch blieb im ersten Teil der nette Junge von nebenan, etwas blass und fad. Sein Pfeiffer zeigte zwar Charme, aber wenig von der Chuzpe, die allein schon darin liegt, dass er als erfolgreicher Schriftsteller mit Doktor-Titel plötzlich noch einmal die Pennälerbank drückt und dem ganzen "Schulkörper" auf der Nase tanzt. Dieser Tanz war in der Norderstedter Aufführung eher ein gemächliches Schlendern. Auch an seiner Sprechkultur könnte der junge Schauspieler noch ebenso viel feilen wie seine "Mitschüler" Oliver Geilhardt als Luck, Guido Bayer als Knebel, Rune Jürgensen als Husemann, Martin Reese als Rosen, Christoph Manhardt als Ackermann und Lars Ceglecki als Melworm.

Heinz Lieven liebt seine Rolle und legt viel trockenen Witz in sein Spiel

Die "alten Hasen" kamen schon besser über die Rampe, allen voran Heinz Lieven als Professor Bömmel, die Inkarnation eines skurrilen und doch pragmatischen, vor allem aber über allen Dingen stehenden Paukers. Lieven liebt seine Rolle und legt viel trockenen Witz in sein Spiel. Den Direktor Knauer gibt Klaus Falkhausen mit Strenge und ein paar Quentchen gütigen Verständnisses für seine Schüler. Seine Gymnastikstunde ist einfach urkomisch.

"Sä sind albern, setzen Sä sich!" Die Sprache ist die Domäne von Johann Christof Wehrs, der den gestelzt sprechenden Professor Grey gibt. Dem armen Mann wird im zweiten, temperamentvoller gespielten Teil übel von der Schülerbande mitgespielt. Wehrs kann sich von Herzen empören, beim Direx beschweren, und das Publikum hat fast Mitleid mit dem ach so geplagten Mann.

Es gibt aber auch Frauen in diesem Stück, in dem alte Männer am Feuerzangenbowle-Topf ein Stück Jugenderinnerung spinnen. Ein Lichtblick ist Hannelore Droege als Pfeiffers Zimmerwirtin Frau Windscheid, die gelegentlich gern mal eine Maß Bier in einem Zug trinkt.

Vollends als Komödiantin zeigt sie sich als Oberschulrätin mit einer exzellenten Aussprache und einem dichten, rasanten Spiel. Als zweite Frau in der Männerrunde kommt Caroline Dietrich. Einmal als zickige Marion, dann als liebenswerte Eva Knauer zeigt sie ihre Wandlungsfähigkeit.