Die CDU nutzt die neue Mehrheit in der Stadtvertretung und will das Nein zur Anlage im Stadtparksee kippen

Norderstedt. Für Kai Jörg Evers, den Geschäftsführer der Landesgartenschau und der Stadtpark GmbH, könnte Weihnachten in diesem Jahr auf den Dienstag, 14. Dezember, fallen. Da tagt die Norderstedter Stadtvertretung von 18.40 Uhr an im Plenarsaal des Rathauses. Und einer der Tagesordnungspunkte wird sich um den Bau und Betrieb einer Wasserski-Anlage im Norderstedter Stadtparksee drehen. "Ich freue mich, da bin ich ganz ehrlich. Ich bin nie von meiner Position abgerückt, wonach die Wasserski-Anlage ein wichtiger Baustein für das Nachnutzungskonzept des Stadtparkes ist", sagt Kai Jörg Evers.

Für Günther Nicolai, den Fraktionschef der CDU, der den entsprechenden Antrag in die Stadtvertretung einbringen wird, geht es nur in zweiter Linie darum, die Bedürfnisse der Stadtpark GmbH zu befriedigen. "Diese Anlage haben die Bürger dieser Stadt verdient. Mit ihr wird der Stadtpark zu einem harmonischen, in sich geschlossenem Freizeitvergnügen für die ganze Familie." Nicolai ist zuversichtlich, dass der Antrag am 14. Dezember durchgeht: "Die Signale aus dem bürgerlichen Lager sind deutlich für die Anlage." Nachdem im November die ehemalige SPD-Stadtvertreterin Doris Vorpahl samt Mandat als Parteilose zu den Christdemokraten gewechselt ist, steht die Mehrheit für CDU und FDP und das Thema Wasserski. Unklar ist somit offenbar nur noch, ob die Umsetzung der Anlage schon zur Gartenschau im April klappt oder erst nach dem Großereignis im Jahr 2012.

Rückblende: Nach erheblichen Auseinandersetzungen zwischen dem bürgerlichen Lager aus CDU und FDP (Pro) und dem linken Spektrum aus SPD, GALiN und Linke (Kontra) und kontroversen Diskussionen mit den Bürgern der Stadt, wurde das Thema Wasserski am 28. April 2009 mit einem Votum über einen FDP-Antrag vorläufig zu den Akten gelegt. Die Liberalen stellten damals nur einen Satz zur Abstimmung: "Die Stadtvertretung spricht sich für eine privat geführte Wasserski-Anlage im Stadtpark aus." Denn bis zum damaligen Zeitpunkt hatte sich die Stadtvertretung zu keinem Zeitpunkt kategorisch für oder wider die Anlage positioniert. Die Abstimmung endete in einem Patt: 24 bürgerliche gegen 24 linke Stimmen. Nach Kommunalrecht wird ein Patt als Ablehnung gewertet. Als die Norderstedter Zeitung im November 2008 seine Leser zur Online-Abstimmung Pro und Kontra Wasserski bat, war die Resonanz überwältigend: 3635 Stimmen wurden abgegeben. Das Ergebnis war klar: 74,4 Prozent Leser votierten für einen Norderstedter Stadtpark mit Wasserski-Anlage, 25,6 Prozent dagegen.

Oberbürgermeister Hans Joachim Grote und Kai Jörg Evers wurden in der Folge nie müde, das Thema weiterhin am Köcheln zu halten. In Halbsätzen am Rande machte Grote immer wieder mal klar, dass die Wasserski-Anlage kommen wird, weil sich die politischen Verhältnisse in der Stadtvertretung ändern würden. Er ahnte offenbar, dass es innerhalb der SPD-Fraktion gärte.

Dass mit Doris Vorpahl ausgerechnet eine SPD-Frau mit 34-jähriger Parteigeschichte den Bürgerlichen nun die Mehrheit für Wasserski ermöglicht, ist auch für den SPD-Fraktionschef Johannes Paustenbach überraschend. "Sie hat in der SPD die Ablehnung der Anlage mitgetragen und wurde auch deswegen in ihrem Wahlkreis Falkenberg von den Bürgern gewählt. Jetzt muss Frau Vorpahl mit ihrem Gewissen klarkommen", sagt Paustenbach. Für die SPD bleibt es beim Nein zum Wasserski. Nicht "aus Jux an der Dollerei oder um jungen Leuten den Spaß zu verderben", wie Pastenbach sagt. Sondern weil die SPD die Lärmbelästigung durch Veranstaltungen bei der Anlage für Anwohner unzumutbar findet und die Wirtschaftlichkeit des Projektes bezweifelt.

Maren Plaschnick von der GALiN glaubt, dass sich der Betrieb einer Wasserski-Anlage ökonomisch nur darstellen lässt, wenn dort ganzjährig Events gefeiert werden. "Wir brauchen keine Wasserski-Anlage, die jedes Wochenende beim Remmidemmi mit dem Beachclub des Strandbades und der Open-Air-Bühne wetteifert", sagt Plaschnick.

Kai Jörg Evers hingegen ist davon überzeugt, dass die Wasserski-Anlage sowohl für den Betreiber lukrativ als auch für die Bewirtschaftung des Stadtparks nach der Gartenschau 2011 wesentlich ist. Die Wasserski-Anlage sorge für die nötige überregionale Attraktivität des Stadtparkes und werde viele Besucher aus Schleswig-Holstein und Hamburg nach Norderstedt locken. "Nach einem Beschluss der Stadtvertretung würden wir uns sofort an die Auswahl eines Betreibers machen", sagt Evers. Deren Bewerbungen hat er noch in der Schublade, ebenso wie den gültigen Planfeststellungsbeschluss für das Projekt. Zwischen 400 000 und 500 000 Euro kostet den Betreiber der Bau der Anlage. Zu den nach 2011 nötigen 100 000 Euro, die die Stadt zur Bewirtschaftung des neuen Stadtparks Norderstedt erzielen muss, werde die Wasserski-Anlage wesentlich beitragen, sagt Evers. Das Thema "Remmidemmi" sieht Evers getrennt von der Wasserski-Anlage: "Natürlich wird es Events auf der Wasserski-Anlage geben. Aber auch ohne die Anlage werden wir im Stadtpark nach 2011 regelmäßig große Veranstaltungen haben", sagt Evers.

Die Sorge um Lärm nennt CDU-Fraktionschef Günther Nicolai "gestriges Denken". Es müsse in Köpfe rein, dass im Stadtpark eine Attraktion für junge Leute fehlt. "Es darf ruhig mal was los sein in der Stadt. Dann gehen Mutter und Vater mit den kleinen Kindern baden, und die großen Kinder können sich beim Wasserski austoben. Und nebenan im Café sitzen Oma und Opa, schauen zu und freuen sich diebisch, wenn wieder einer ins Wasser platscht.