Das Tagebuch der sechs Männer vom Charity Network Norderstedt, die in Namibia an 16 Schulen 280 Computer installieren wollen

Mit 280 gebrauchten Computern haben sich sechs Männer aus Norderstedt nach Namibia aufgemacht. Sie wollen 16 Schulen der San, dem Volk der Buschmänner in Namibia, mit den Rechnern ausstatten. Walter Zielinski, Thomas Finnern, Hans-Herbert Joost, Bernhard Luther, Reinhard Paulsen und Andreas Brons sind für das bundesweit einmalige "Charity Network" aus Norderstedt im Einsatz. Oberstufenschüler des Norderstedter Lessing-Gymnasiums und Arbeitssuchende bringen hier gemeinsam ausrangierte Rechner auf den aktuellen Stand und geben sie an Bedürftige weiter. Die Norderstedter Zeitung druckt heute den zweiten Teil des Reisetagebuches.

Dienstag, 9. November : Leider läuft die Wasserpumpe in Omatako, dem Hintern der Welt (wörtlich übersetzt), noch immer nicht. Nach einem kurzen Kaffeewasser-Frühstück fahren wir gegen 6 Uhr Richtung Grootfontein los (160 Kilometer). Das verabredete Treffen mit dem Chief der Gemeinde findet nicht statt. Der Mann schläft gerade.

Auf der Tankstelle am Ortseingang von Grootfontein werden wir schon um 8 Uhr von Kenneth Mouton (stellvertretender Schuldirektor der Luiperdheuwel Primary School.) erwartet. Er lotst uns zum Einsatzort.

Empfangsfeier in der Schule. Alle Schüler sind angetreten, singen, tanzen und freuen sich. Der örtliche NBC-Fernsehsender zeichnet die Feier auf. Symbolisch werden ein PC und ein Monitor an die Schulleiterin übergeben.

Anschließend fahren wir durch den Ort, der uns an eine Stadt im Mittleren Westen der USA erinnert. Flache Häuser mit Läden und Parkplätzen davor. Auf den Mittelstreifen stehen rotblühende Akazien, darunter befinden sich kleine Stände von fliegenden Händlern.

Mittwoch, 10. November : Es gibt Spannungen innerhalb des Teams. Anhaltende Diskussion, wer was zu sagen und zu tun hat. Das Team erlässt die interne Richtlinie: Zuerst wird der Teamleiter zu allem gefragt, man wartet auf eine konkrete Antwort und handelt dann nur noch auftragsgemäß. Das soll das erhebliche Konfliktpotenzial auf ein Minimum reduzieren und Spannungen bei den Arbeitsabläufen abbauen.

Frühstück wird im großen Kreis im Garten der Schuldirektorin eingenommen. Toast mit Margarine, Rührei mit Zwiebeln, Tomaten in Scheiben, Kaffee und Tee. Dann geht es weiter zu der Luiperdheuwel Primary School, wo die nächste Installation sehr zügig vor sich geht, da sich das Team untereinander gut eingespielt hat und sich gegenseitig unterstützt. Zwischendurch ist die schmutzige Wäsche gegen Quittung in der Wäscherei abgegeben worden. Am nächsten Tag, 14 Uhr, soll sie fertig sein. Abends Essen bei der Schulleiterin.

Donnerstag, 11. November : Das Hausmädchen der Schulleiterin ist nicht begeistert, als wir mit elf Mann auch noch frühstücken wollen. Der Abwasch bleibt an ihr hängen. Danach werden nur noch die letzten Reinigungsarbeiten im PC-Raum der Schule vorgenommen, und die Schulung beginnt, nachdem die Lehrer im Raum sind. Es beginnt mit dem Betrieb der Maus - Spiel mit Karten - und den ersten Sätzen. Der Lions Club Norderstedt verspricht, die Kosten für den Internetzugang auf UMTS-Handy-Verbindung zu übernehmen.

Wir verabschieden uns, um den nächsten Installationsort Tsumeb, 60 Kilometer entfernt, anzusteuern. Die Wäsche ist noch nicht fertig! Der Wäschezettel wird bei der Schulleiterin deponiert, ein Kurier soll sie nach Tsumeb nachbringen.

Dann geht die Fahrt auf einer guten Teerstraße von Grootfontein nach Tsumeb. Dort öffnet Thomas Finnern die hintere Ladeklappe des VW-Busses. Ihm fällt sofort eine vom Fell befreite tote Ziege in die Arme. Es stellt sich heraus, dass die Ziege ein Gastgeschenk aus Grootfontein an uns ist. Ziegenfleisch ist ein Hauptbestandteil des namibischen Essens. Tote Ziegen werden mit der Elektrobandsäge zerschnitten, und dann werden die kompletten Fleisch-, Knochen- und Fettstücke auf den Grill oder Teile in den Kochtopf gelegt. Was dabei herauskommt, ist für deutsche Mägen, nicht nur vom Geschmack, sondern auch vom Aussehen her ungewohnt. Die deutsche Crew kommt in dem zum Hotel umgebauten Verwaltungstrakt einer alten Kupfermine in Tsumeb unter. Der stark verrostete Förderturm der Mine ist das Symbol der Stadt. Abends, beim Sonnenuntergang, machen wir ein großes Grillfest. Dabei wundern wir uns immer wieder über die Mengen an Ziegen- und Rindfleisch sowie Wurst, die mitsamt Nudeln von unseren afrikanischen Begleitern vertilgt werden.

Freitag, 12. November : Die Wäsche ist noch nicht im Hotel eingetroffen, aber wir wartet sehnsüchtig auf sie!

Bei der "Opawa JS"-School finden wir die schon vor einem Jahr gelieferten PCs im guten Zustand vor. Dieses Kontingent wird erweitert und angeschlossen. Die dafür passenden namibischen Stecker werden von Schülern zusammengeschraubt.

Wir fahren 60 Kilometer zu einer Schule in Tsintsabis, die schon seit Jahren vom Lions Club unterstützt wird. Dort ist keiner auf uns vorbereitet. Zwischen den Stämmen, die hier das Sagen haben, hat es offenbar Ärger gegeben.

Im örtlichen Baumarkt wird noch eine Abdeckplane besorgt, die PCs und Bildschirme auf der Ladefläche des Lkw während des Weitertransports vor dem sehr feinen Staub schützen sollen. Walter Zielinksi redet eine halbe Stunde lang auf den Baumarkt-Manager ein, bis dieser schließlich die Plane im Wert von 10 Euro für die Aktion spendet.

Sonnabend, 13. November : Die Installation der Geräte in der "Secondary School" Tsumeb geht weiter und die Netzwerkverbindungen werden geplant. Zwei Schüler, die sich den Tag über mit dem Umbau der Stecker beschäftigt haben, bekommen von uns einen Fischburger im Schnellrestaurant "Hungry Lion" spendiert.

Sonntag 14. November : Wir bekommen zum gewohnten Frühstück deutsche Wiener Würstchen serviert. Obwohl der ortsansässige deutsche Schlachter vergessen hat, der Köchin mitzuteilen, dass diese bei maximal 80 Grad Celsius zu erwärmen sind und die Würstchen alle geplatzt sind, schmecken sie uns trotzdem.

Leider ist der Kurier mit der Wäsche noch immer nicht eingetroffen. Wir besuchen eine Farm, auf der wir die Tiere Namibias in weitläufigen Gehegen sehen und fotografieren können. Warzenschweine nähern sich uns. Sie beginnen, angeregt an unseren Schuhen und Hosen zu schnuppern. Besonders auffällig ist, dass die Schweine an den Beinen derjenigen Kollegen riechen, die seit Tagen auf die frische Wäsche warten. Ein Löwe liegt gähnend unter einem Baum.

Dann fahren wir weiter zum Projekt "Ombili". Diese Buschmänner-Gemeinde hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Der deutsche Gründer Klaus-Jochen Mais-Rische kämpfte vor der Unabhängigkeit mit den San auf der Seite der Soldaten Südafrikas. Nach dem Sieg der SWAPO 1989 suchte er für sich und seine San-Kämpfer ein neues Zuhause. Auf der Farm "Hedwigslust" gründete Mais-Rieche ein Friedens- und Vorzeigeprojekt für die San ( www.ombili.de ).

Wir werden von deutschen Entwicklungshelfern empfangen. Man zeigt uns den Raum, der für die PCs vorgesehen ist. Die San-Kinder kommen in Scharen herbeigelaufen, befühlen unsere weiße Haut und auch die wachsenden Bärte.

Montag, 15. November : Als nächstes installieren wir in der Nomtsoub PS School die vorgesehenen PCs. Wir müssen einen schweren Tresor mit einem Gabelstapler aus dem Raum schaffen. Dass bei dieser Aktion niemand zu Schaden kommt, grenzt an ein Wunder.

Zurück in Opawa teilt der Bürgermeister mit, dass er nicht mehr bereit sei, für unsere afrikanischen Teamkollegen das Essen zu bezahlen. Unsere Kollegen hatten uns verschwiegen, dass sie ein Tagegeld von ihrem Auftraggeber bekommen. Wir glaubten, dass sie kaum Geld hätten. Nun wird uns klar, wie ein Teil der Gruppe den täglichen Alkoholkonsum finanziert hatte.

Abends treffen wir im Hotel auf verschiedene Stammesfürsten, die sich für unsere Unterstützung bedanken. Als Gegenleistung soll am Freitag eine Feier mit Tanz ausgerichtet werden. Eine Kostprobe des Tanzes gibt einer der Stammesfürsten in der "privat paradiso bar" des Hotels. Lokalrunde!

(Fortsetzung folgt)