Désirée Nick und Karsten Speck wurden in der “TriBühne“ in dem Musikstück “Souvenir“ gefeiert

Norderstedt. "Bewusst so falsch singen und dann noch große Opernarien, das muss man erst einmal können", sagte Till Demtrøder bewundernd. Der Hamburger Schauspieler ("Großstadtrevier") sah sich das Theaterstück "Souvenir" mit Désirée Nick und Karsten Speck aus der zweiten Reihe im großen Saal der "TriBühne" an und war ebenso hellauf begeistert wie seine Begleiterin Cora Speck, Karsten Specks Ehefrau, dessen Familie und das Publikum.

Désirée Nick beherrscht als Florence Foster Jenkins die hohe Kunst des Falschsingens wahrlich furios. Und blättert dazu die ganze Ausdruckspalette einer exaltierten, von sich überzeugten Dame der High Society aus. Die Münchner Kabarettistin und Schauspielerin zieht ihre tiefe, warm timbrierte Sprechstimme scheinbar mühelos ins Sopranfach und singt beispielsweise die Wut-Arie der Königin der Nacht derart überzeugend falsch, dass die leider nur 180 Zuschauerinnen und Zuschauer im Parkett spontan applaudierten.

Désirée Nick ist im theatralischen Fach ebenso zu Hause wie im komödiantischen, und wenn es denn sein muss, haut sie auch gern einige ordinäre Sätze raus. Das Beste: Sie kann Theatralik und Komik wunderbar zu herrlichen Parodien vermischen. Bis zum theatralischen und nun doch ernsten Ende, an dem die von sich so überzeugte Jenkins merkt, dass ihr Publikum nicht applaudiert, weil sie so herrlich, sondern weil sie so herrlich falsch singt.

Die Roben fallen, das Engelkostüm ist perdu. Sie zieht desillusioniert die Perücke vom Kopf, lässt Büschelhaare blicken (eine zweite Perücke), sinkt zu Boden, den roten Lippenstift über die Wange verschmiert, und aus der Diva wird das, was sie immer war: Eine einsame Frau. Eine großartige Partie der Désirée Nick!

Nächste Überraschung: Karsten Speck. Der Mann, der in den letzten Jahren mit seiner Ehefrau Cora eher mit Immobilien-Betrug und daraus folgenden Gefängnisstrafen von sich reden machte, verblüfft mit bestem, lockeren Klavierspiel, mit fester und nuancenreicher Singstimme und einem sensiblen Schauspiel.

Fein und sehr natürlich feilt er die Nuancen zwischen Entsetzen und Bewunderung für Florence Foster Jenkins aus, gibt den Gentleman, flippt aus, tritt die Flucht vor der Diva durchs Publikum an, zeigt dann doch wieder den Bewunderer dieser Lady, und kehrt zerknirscht zur ihr zurück.

Désirée Nick gab "Souvenir" erst mit einem anderen Partner. Als dieser nicht mehr konnte, holte sie Karsten Speck. Eine gute Wahl.