Eine Interessengemeinschaft kämpft um den Erhalt des geschwungenen Brückengeländers. Planungen wurden gestoppt

Henstedt-Ulzburg. Diese Brücke versprüht einen gewissen altertümlichen Charme. Aber sie soll weichen: Die Pläne für den Neubau der Alsterbrücke Hohnerberg in Henstedt-Ulzburg sind neben dem geplanten City Center Ulzburg das Hauptgesprächsthema in der Gemeinde. Inzwischen gibt es viele Bürger, die sich für den Erhalt des ihrer Ansicht nach landschaftsprägenden Brückengeländers im Naturschutzgebiet Oberalsterniederung einsetzen. Das beeindruckt die Gemeinde: Der Vorgang "Brückenbau" wurde inzwischen gestoppt. Es soll erneut verhandelt und nachgedacht werden.

Irgendwann zwischen 1932 und 1954 muss diese Brücke gebaut worden sein, hat Gemeindearchivar Volkmar Zelck herausgefunden. Es gibt alteingesessene Henstedt-Ulzburger, die sich inzwischen erinnern, dass die Brücke vor dem Krieg gebaut worden sein muss. "Die architektonische Besonderheit dieser rund 80 Jahre alten Brücke muss bewahrt werden", sagt Erika Zarbock aus Henstedt, die zusammen mit anderen die Interessengemeinschaft Alsterbrücke gegründet hat. "Wir setzen uns vehement für den Erhalt des besonderen Brückengeländers mit seinem unverwechselbaren Charme ein." Die Gemeindepolitiker indessen haben sich für eine andere Lösung entschieden: Sie wählten die billigste Variante mit einer Stahlbrüstung.

Wie steht es tatsächlich um die alte Alsterbrücke? Das Ingenieurbüro Böger & Jäckle aus Henstedt-Ulzburg, das auch maßgeblich am Bau der kommenden Elbquerung bei Glückstadt beteiligt ist, begutachtet die Alsterbrücke für die Gemeinde regelmäßig und kommt nach der letzten Prüfung auf eine Zustandsquote von 3,3. Und das bedeutet auf der Skala von eins bis vier "höchsten Handlungsbedarf". Tragwerksplaner Harald-Peter Hartmann erklärt, warum die vorhandene Brücke gefährlich ist: Die seitlichen Böschungswände sind komplett abgerissen, sodass keine Standsicherheit mehr gegeben ist. Ferner ist das Gewölbe stark gerissen, was langfristig zum Einsturz führen kann. Es sei bereits vor Jahren versucht worden, die Risse zu sanieren, inzwischen jedoch seien sie wieder aufgetreten. Weil die Brücke theoretisch von 44 Tonnen schweren Fahrzeugen befahren werden darf, spricht der Tragwerksplaner von "Harakiri" im Zusammenhang mit der Verkehrssicherheit. Die vorhandene Brüstung entspreche zudem nicht mehr den aktuellen Sicherheitsvorschriften.

Für die Interessengemeinschaft Alsterbrücke steht die Verkehrssicherheit außer Frage. "Wenn es aus sicherheitsrelevanten Gründen erforderlich sein wollte, die Brücke von Grund auf zu sanieren oder durch eine neue Konstruktion zu ersetzen, werden wir das nicht kritisieren, sondern natürlich akzeptieren", stellt Erika Zarbock fest. Ihr und ihren Mitstreitern gehe es um den Erhalt des Brückengeländers. Denn das verleihe der Alsterniederung einen "unverwechselbaren Charme". Ein "profanes Metallbrückengelände" würde das Bild der geschützten Oberalsterniederung optisch zurückstufen. Die Individualität ginge verloren. Diese Brücke sei ortsbildprägend und für die Bürger ein Identifikationspunkt, von denen es in der Gemeinde weniger als eine Handvoll gebe. "Das Bauwerk bildet mit der Natur eine Einheit."

Harald-Peter Hartmann hält das alte Brückengeländer hingegen unter anderem wegen eines fehlenden Aufprallschutzes für verkehrsgefährdend. Die Interessengemeinschaft kann auch das akzeptieren: "Ein neues Brückengeländer genau nach dem jetzigen Vorbild wäre auch in Ordnung", sagt Zarbock.

Für die Gemeindepolitiker ist diese Diskussion eine Herausforderung: Sie können sich immer noch für ein schön gemauertes und geschwungenes Brückengeländer entscheiden, müssten dann aber erheblich mehr Geld für dieses Vorhaben bewilligen. Fest steht hingegen, dass die äußeren Abmessungen der neuen Brücke die alten nicht überschreiten dürfen, um ein langwieriges und kompliziertes Planfeststellungsverfahren zu vermeiden.

Die Projektkritiker können darauf hoffen, dass demnächst, wie vom Bürgermeister in Aussicht gestellt, ein "Runder Tisch" mit Projektkritikern, -befürwortern und -experten zustande kommt, um eine für alle zufriedenstellende Lösung zu finden. Bevor es zu dieser Runde kommt, treffen sich die Mitglieder der Interessengemeinschaft am Montag, 15. November, im DRK-Heim am Wöddel (19 Uhr). Interessierte Bürger können daran teilnehmen.